Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm114 Nr. 15-16, 16.08.2024, (1300) 42 | PRAXIS verschiedenen Symptomen. Nach eigenen Angaben leiden die Zahnärztinnen und Zahnärzte vor allem an stressbedingten Symptomen wie Müdigkeit (71 Prozent), Gereiztheit (59,6 Prozent), Antriebsmangel (44,1 Prozent), Ängsten (43 Prozent), Kopfschmerzen (34,3 Prozent), Magenbeschwerden (29,3 Prozent) und Bluthochdruck (18,6 Prozent). Mehr als die Hälfte gab Schlafstörungen (54,5 Prozent) und Rückenschmerzen (60,7 Prozent) an [Lefarth und Jöhren 2024]. Das Ausmaß der psychischen Erkrankungsbilder ist ebenfalls konstant. So leiden nach eigenen Angaben 23,9 Prozent der Zahnärztinnen und Zahnärzte an Depressionen, sechs Prozent hatten bereits Suizidgedanken. Am massivsten beeinträchtigt werden die Arbeitsqualität und -quantität jedoch von Rückenschmerzen und Schlafstörungen (Grafik). Tendenziell lässt sich – auf hohem Niveau – dennoch eine leichte Verbesserung der Stresssymptomatik im vergangenen Jahrzehnt feststellen [Lefarth und Jöhren, 2024]. Copingstrategien und Prophylaxe als Zukunftsvision Im Zehn-Jahres-Vergleich zeigt sich in Deutschland von 2012 bis 2022 keine positive Veränderung in der Prävalenz von Burn-out-Erkrankungen bei Zahnärztinnen und Zahnärzten [Wissel und Jöhren, 2012; Lefarth und Jöhren, 2024]. Die persönliche WorkLife-Balance scheint immer noch nicht ausreichend in den Fokus der Zahnärzteschaft gerückt zu sein. Zahlreiche Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner berichten in der aktuellen Umfrage von einer guten Arbeitsatmosphäre und einem guten Zusammenhalt des Praxisteams während der Pandemie [Lefarth und Jöhren, 2024]. Die COVID-Pandemie erforderte zeitweise die Reduktion der Arbeitszeit, wirkte entschleunigend und ermöglichte vor allem während des ersten Lockdowns, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Seitens der Patienten wurde dem Praxispersonal während der Pandemie eine höhere Wertschätzung und Dankbarkeit entgegengebracht. Viele Patiententermine wurden abgesagt – durch die „gewonnene Mehrzeit“ für Verwaltung und Organisation konnten Defizite aufgearbeitet werden, insofern konnte man aus der COVID-Pandemie auch lernen. Der Weltzahnärzteverband FDI ruft die Standesorganisationen und auch die Universitäten dazu auf, Zahnärztinnen und Zahnärzte durch Prävention und Heilsangebote stärker vor Burn-out zu schützen [FDI, 2024]. Grundsätzlich sollten praktizierende Zahnärztinnen und Zahnärzte bereits bei den ersten Anzeichen von Erschöpfung, fehlendem Antrieb und Schlaflosigkeit die nötigen Schritte einleiten. Rechtzeitig sollte bei Bedarf auch professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Eine Studie an der Universitätsklinik in Rom zeigt, dass zweimal 15-minütiges Yoga in der Woche zu einer signifikanten mentalen Stressreduktion führen kann [Guerra et al., 2022]. Eine weitere Studie bestätigt, dass Achtsamkeitsübungen ebenfalls zum besseren Umgang mit Stress beitragen [La Torre, 2022]. Ermutigend ist, dass auch die Forschung im vergangenen Jahrzehnt sich vermehrt auf die Gesundheit der angehenden Zahnmedizinerinnen und -mediziner fokussiert hat [Wissel et al., 2012; FDI, 2024]. Die Einführung von Screening- und Interventionsprogrammen sollte bereits im Studium erfolgen, um Burn-out frühzeitig zu erkennen und zu verhindern [P. Singh et al., 2015]. Zudem sollten weitere Forschungsprojekte zur Entwicklung von Präventionskonzepten entwickelt werden, um langfristig das eigene Wohlergehen und die Versorgungsqualität zu erhalten. n Stresssymptomatik im Vergleich 0% 71,1 88,08 59,6 78,01 56,92 60,7 20% 40% 60% 80% 100% Suizidgedanken Depressionen Ängste Antriebsmangel Rückenschmerzen Schlafstörungen Gereiztheit Müdigkeit 2021 2010 72,8 44,1 65,82 43 67,26 23,9 44 6 13 54,5 Auch wenn die Zahlen im Vergleich gesunken sind, sind sie noch erschreckend hoch. Quelle: Lefarth und Jöhren JAHRESKONGRESS DES ARBEITSKREISES FÜR PSYCHOLOGIE UND PSYCHOSOMATIK IN DER DGZMK Am 25. und 26. Oktober findet der Jahreskongress des Arbeitskreises für Psychologie und Psychosomatik in der DGZMK an der Universität Witten/Herdecke statt. Der Kongress richtet sich an angehende und praktizierende Zahnmediziner, um die Folgen von dauerhaftem Stress, die Symptome, aber auch mögliche prophylaktische als auch therapeutische Maßnahmen aufzuzeigen. In Vorträgen und zwei Workshops wird für dieses Berufsrisiko sensibilisiert, die Referenten beschreiben (Aus-)Wege aus der Spirale aus Stress, Angst und Depression. Am Freitagnachmittag werden Arbeitsgruppen in einem wissenschaftlichen Block in Kurzvorträgen ihre Untersuchungen zu dem Themenkomplex vorstellen. Der beste wissenschaftliche Vortrag ist mit 500 Euro Preisgeld dotiert.

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