54 | TITEL Eine frühzeitige Diagnose und effektive Managementstrategien sind entscheidend für die Verbesserung der Lebensqualität der betroffenen Patienten [Piyarathne et al., 2024]. Epidemiologie, Pathogenese und Risikofaktoren Der OLP betrifft etwa 0,2 Prozent bis 5 Prozent der Bevölkerung, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer [Al Ramil et al., 2023; Zhou und Lin, 2023]; das Erkrankungsalter liegt vornehmlich zwischen 30 und 60 Jahren. Etwa 60 Prozent der Patienten mit kutanem LP entwickeln auch orale Läsionen, und 20 Prozent der OLP-Patienten haben gleichzeitig weitere Schleimhautläsionen [Mansouri et al., 2024]. Die Prävalenz des OLP variiert weltweit und die Ätiologie bleibt weitgehend unbekannt. Verschiedenen Quellen zufolge sollen jedoch Autoimmunmechanismen eine wichtige Rolle spielen [Al Ramil et al., 2023; Piyarathne et al., 2024]. So wird die Pathogenese von OLP mit der Apoptose von Epithel-Basalzellen durch CD8+- zytotoxische T-Zellen in Verbindung gebracht, die durch endogene oder exogene Antigene induziert wird [Al Ramil et al., 2023]. Histologisch sind OLP-Läsionen durch ein bandartiges lymphozytäres Infiltrat im Subepithel und eine Degeneration in der Basalzellschicht gekennzeichnet [Yim et al., 2024]. Insgesamt wird derzeit angenommen, dass eine Kombination aus genetischer Veranlagung, Immunstörungen, Umweltfaktoren und möglichen Auslösern wie bestimmten Medikamenten oder systemischen Erkrankungen verantwortlich ist [Ram Kumar et al., 2024]. Auch psychologische Einflüsse wie Angst und Depression werden vermutet [Zhou und Lin, 2023]. Die genaue Ursache kann nur schwer festgelegt werden, was die wirksame Behandlung und Bewältigung der Krankheitssymptome erschwert. Für OLP beträgt die durchschnittliche geschätzte maligne Transformationsrate 1,4 Prozent [Chaitanya et al., 2024; Vinayahalingam et al., 2024]. Faktoren, die das Risiko einer malignen Transformation weiter zu erhöhen scheinen, sind das Vorhandensein von epithelialer Dysplasie, Tabak- und Alkoholkonsum, die Lokalisation der Läsionen auf der Zunge, das Vorhandensein von atrophischen und erosiven Läsionen sowie eine Infektion mit dem Hepatitis-CVirus [Thiem et al., 2017; GonzalezMoles und Ramos-Garcia, 2024] (Abbildung 4). Einfache Fälle Diagnostik in der Zahnarztpraxis Der OLP manifestiert sich typischerweise durch weiße, netzartige Streifen (Wickham-Striae; Abbildung 6) und kann retikuläre (Abbildung 2), plaqueartige, papuläre, atrophische/erosive (Abbildung 3), ulzerative und bullöse Formen annehmen. Die häufigste Form des OLP ist die retikuläre Form, die sich durch ein netzartiges Muster auszeichnet. Alle Formen können schmerzhafte Ulzerationen und Erosionen umfassen, die das Essen und das Sprechen beeinträchtigen [Mansouri et al., 2024]. OLP-Läsionen treten häufig symmetrisch auf der buccalen Mukosa, der Zunge, den Lippen, der Gingiva, dem Gaumen und selten am Mundboden auf. Diese charakteristischen Merkmale können in der Regel durch eine visuelle Inspektion und die Anamneseerhebung identifiziert werden [Piyarathne et al., 2024]; bei Bedarf kann eine Bestätigung mittels Biopsie durchgeführt werden. zm114 Nr. 15-16, 16.08.2024, (1312) Abb. 6: Oraler Lichen planus mit Wickham’scher Streifung retromolar buccal Foto: Kämmerer CME AUF ZM-ONLINE Oraler Lichen planus – ein praxisorientierter Leitfaden für Diagnostik und Therapie Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CMEPunkte der BZÄK/ DGZMK. Abb. 5: Anwendung einer Bürstenbiopsie im Bereich der Unterlippe vestibulär Foto: Koch
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