56 | TITEL Überwachung und regelmäßige Kontrollen – Fallbeispiel Ein 45-jähriger Patient ohne Nebenerkrankungen und ohne Risikofaktoren präsentiert sich mit asymptomatischen, netzartig-weißen Streifen auf der linken Wangenschleimhaut (Abbildung 6). Die klinische Diagnose eines oralen Lichen planus wird durch visuelle Inspektion gestellt. Der Patient wird regelmäßig alle vier Monate einbestellt und überwacht (Inspektion, Palpation, Bürstenbiopsie und lokale Anwendung von Kortikosteroiden bei Beschwerden). Fortgeschrittene Fälle Erweiterte Diagnostik Fortgeschrittene Fälle weisen häufig kompliziertere klinische Merkmale auf und können durch eine stärkere Immunreaktion sowie das Vorhandensein von erosiven und atrophischen Läsionen gekennzeichnet sein. Oft ist eine detaillierte histopathologische Untersuchung erforderlich, um die Diagnose zu bestätigen und präkanzeröse/maligne Veränderungen auszuschließen. Immunhistochemische Tests können zusätzliche Informationen liefern und die Diagnose unterstützen. Differenzialdiagnosen umfassen Candida-Infektionen, Leukoplakie, Pemphigus vulgaris und andere autoimmunbedingte Erkrankungen. Wichtig bei einer solchen bioptischen Sicherung der Diagnose sind dabei die korrekte Auswahl der Biopsiestelle und die adäquate Handhabung des Gewebes, um ausreichend Material für die histopathologische Untersuchung zu gewinnen [Liu et al., 2024]. Das Risiko, ein orales Karzinom mittels einer Inzisionsbiopsie einer potenziell malignen Mundschleimhautveränderung zu übersehen, beträgt laut klinischen Studien sieben bis zehn Prozent [Chiesa et al., 1986; Holmstrup et al., 2007]. Insofern ist für die optimale diagnostische Sicherheit – wenn möglich – stets die Exzisionsbiopsie anzustreben [Hertrampf et al., 2019]. Bei stark auf Malignität verdächtigen Läsionen sind die Biopsie und die Gewebsuntersuchung optimalerweise an der für die spätere Therapie verantwortlichen Fachklinik durchzuführen. Die Anforderungen an die Skalpellbiospie (Abbildung 7) sind so komplex, dass sie in der zahnärztlichen Praxis oft nicht erfüllt werden können. Fotodokumentationen über den Krankheitsverlauf können für jeden Fall eines OLP nützlich sein, um die Ausdehnung der Läsion(en) zu dokumentieren und Veränderungen im Verlauf der Behandlung zu überwachen. Therapeutische Ansätze Alternativ zur Anwendung von topischen Kortikosteroiden können in fortgeschrittenen Fällen auch intralesionale Kortikosteroidinjektionen und/oder systemische Kortikosteroide oder Immunmodulatoren wie Tacrolimus und Pimecrolimus in Erwägung gezogen werden. Allerdings sind insbesondere bei systemischer Kortikosteroidgabe die potenziellen Nebenwirkungen zu beachten [Ram Kumar et al., 2024]. Bei Unklarheit sollte eine Biopsie unter Lokalanästhesie durchgeführt werden, wobei das Anästhetikum in das gesunde Gewebe neben der Läsion injiziert werden sollte. Bei fortzm114 Nr. 15-16, 16.08.2024, (1314) Abb. 7: Skalpellbiopsie einer proliferierend-ulzerierend wachsenden Läsion der rechten Wange, die sich als orales Plattenepithelkarzinom herausstellte. Foto: Kaya/Römer Abb. 9: Erosiver OLP des Oberkiefervestibulums Fotos: Kämmerer Abb. 8: Erosiver OLP der Zunge
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=