zm114 Nr. 15-16, 16.08.2024, (1316) 58 | TITEL ausreichend Gewebematerial für eine genaue histopathologische Beurteilung zu erhalten; somit handelt es sich hier um Fälle, die am ehesten in einem klinischen Setting stattfinden sollten. Behandlung von malignen Transformationen und Komplikationen Bei Patienten mit einer malignen Transformation sind eine enge Zusammenarbeit mit Onkologen und eine invasive Therapie notwendig, um die Prognose zu verbessern. Langzeitüberwachung und Nachsorge Eine langfristige Nachsorge ist entscheidend, um Rückfälle zu verhindern und Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Regelmäßige Kontrollen und eine kontinuierliche Anpassung der Therapie sind notwendig. Fallbeispiel Ein 70-jähriger Patient mit langjährigem, erosivem OLP zeigte deutliche Anzeichen einer malignen Transformation. Eine Inzisionsbiopsie nach einem Tumorstaging weist ein orales Plattenepithelkarzinom (cT4a, cN0, cM0) nach (Abbildungen 10 und 11). Im Anschluss fand die erforderliche chirurgische Therapie statt, in deren Folge eine Hemimaxillektomie und eine Rekonstruktion mit einem mikrovaskulär anastomosierten Fibulatransplantat notwendig wurden. Der Tumor mit einem Durchmesser von 3,5 cm, der den Knochen infiltrierte, konnte vollständig entfernt werden. Der Patient befindet sich fünf Jahre nach der Resektion in der klinischen Nachsorge und leidet periodisch unter weiteren Schüben seines OLP. Diskussion Bei unklaren Mundschleimhautveränderungen sollte neben der klinischen Untersuchung das individuelle Entartungsrisiko der Läsion durch Einbeziehung des Alters sowie der Risikofaktoren ermittelt werden, um daran die weiterführende und ergänzende Diagnostik, Therapie und Nachsorge auszurichten. Die Behandlung von OLP erfordert eine genaue Diagnostik und ein individuell angepasstes Therapieregime, basierend auf der Schwere und der Ausdehnung der Erkrankung. Die Diagnose des OLP kann aufgrund seiner ähnlichen Präsentation zu anderen oralen Erkrankungen herausfordernd sein. Zudem können Nebenwirkungen der Langzeittherapie und das Risiko einer malignen Transformation die Behandlung verkomplizieren [Hertrampf et al., 2019; Piyarathne et al., 2024]. Befundabhängig ist es oft sinnvoll, für die Biopsie an eine Tumorfachklinik zu überweisen, da erstens gerade die Identifikation der optimalen Biopsiestelle viel Erfahrung erfordert und zweitens durch die Biopsie das klinische Bild stark verändert wird. Letzteres erschwert die Beurteilung für den Nachbehandler zum Teil erheblich. Fazit Der OLP stellt eine signifikante Herausforderung in der zahnärztlichen Praxis dar, da er chronische Beschwerden verursachen kann, ohne dass derzeit die genaue Ursache bekannt ist oder gar therapiert werden kann. Auch aufgrund seiner potenziell malignen Transformation erfordert der OLP eine kontinuierliche zahnärztliche Überwachung. Eine strukturierte Herangehensweise an die Diagnose und die Behandlung von OLP, unterstützt durch regelmäßige Fortbildungen und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, kann die Behandlungsergebnisse verbessern und die Patientenversorgung optimieren. Schlussfolgerungen für die zahnärztliche Praxis Regelmäßige Schulungen und Fortbildungen für Zahnärzte können dazu beitragen, die Früherkennung und das Management von OLP zu verbessern. Eine enge Zusammenarbeit mit spezialisierten Zentren und anderen Fachdisziplinen ist ebenfalls wichtig, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und das Risiko einer malignen Transformation zu minimieren. n Abb. 10: Oberkiefer links vestibulär: seit Jahrzehnten bestehender erosiver OLP, der sich in ein orales Plattenepithelkarzinom transformierte und eine chirurgische Therapie erforderte. Abb. 11: Sicht palatinal links auf denselben Situs Fotos: Kämmerer
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