TITEL | 65 Chirurgische Klassifikation Als nächster Punkt wird der Zugang zum OP-Gebiet beurteilt. Liegt keine Einschränkung vor, befinden wir uns im S-Bereich. Die beiden nächsten Punkte betreffen Pathologien an den Nachbarzähnen und vorige Operationen im Implantationsgebiet. Die einfachste Situation ist, wenn weder Pathologien noch irgendwelche Voroperationen vorliegen. Bei der Beurteilung der chirurgischen Komplexität spielt die Ausheilung des Knochens eine Rolle, wobei die Implantation in eine ausgeheilte knöcherne Situation ohne Knochenaufbauende Maßnahmen den einfachsten Fall darstellt. Dann wird der Status der Weichgewebe erfasst und beurteilt: Bei einer Breite von mehr als 4 mm keratinisierter Mukosa ohne Narbengewebe und Entzündungen wird das Label S vergeben. Die Nähe von anatomischen Nachbarstrukturen ist der nächste Punkt, im S-Fall besteht nur ein minimales Risiko der Beteiligung. Das Vorhandensein der Papille an den Nachbarzähnen ohne Rezessionen stellt die ideale Situation dar. In der S-Variante befindet sich das Knochenniveau der Nachbarzähne auf der Höhe der Schmelz-Zement-Grenze, wobei ein gewisser Knochenabbau im Zusammenhang mit dem Verlust eines Zahnes einzurechnen ist. Prothetische Klassifikation Nach der Beurteilung der chirurgischen Risiken werden die prothetischen Voraussetzungen evaluiert. Ist ausreichend Platz für die Idealgestaltung der zukünftigen Restauration vorhanden (sowohl was die Anatomie als auch was die funktionelle Gestaltung angeht), stellt dies die S-Variante dar. Im vorliegenden Fall zeigt sich der Zahn 47 kariös sowie teilweise rotiert und mesioincliniert, wodurch der prothetische Raum für 46 partiell verschlossen ist (Abbildung 2). Wir entschieden uns daher für eine simultane Versorgung von Zahn 47 mit einer Teilkrone. Ziel war es, die Insertionsachse der Implantatkrone und die Reinigbarkeit der Interdentalräume zu optimieren (Abbildung 3). Eine zusätzliche Maßnahme, um das Weichgewebe zu optimieren, ist nicht notwendig und das angestrebte Okklusionskonzept kann umgesetzt werden, wobei die implantatprothetische zm114 Nr. 15-16, 16.08.2024, (1323) Abb. 5: Intraorale Aufnahme in okklusaler und lateraler Ansicht nach der Eingliederung der beiden definitiven Versorgungen: Die Implantatkrone wird mit dem vom Hersteller angegebenen Drehmoment eingeschraubt, dazu wird eine neue Schraube verwendet. In der okklusalen Fassung kann man den mit Komposit gefüllten Schraubenkanal erkennen. In der seitlichen Ansicht zeigt sich ein mit den Nachbarzähnen kongruentes Profil der Prothese, auch aus ästhetischer Sicht. Unter dem Gesichtspunkt der rosa Ästhetik zeigt sich ein entzündungsfreies Weichgewebe. Aufgrund der natürlichen Umstrukturierung des Knochens nach dem Verlust eines Zahnes und der Vorgeschichte einer Parodontalerkrankung ist die Entstehung von Pseudopapillen nur teilweise vorhersehbar. Fotos: Charité Universitätsmedizin n 2007–2012: ZahnmedizinStudium in Florenz, Italien n 2013–2014: Freiwilliger Mitarbeiter der Universität Florenz n 2014–2017: Postgraduales Studium und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik für Zahnärztliche Prothetik, Universitätsklinikum Freiburg n 2017–2020: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik für Zahnärztliche Prothetik, Funktionslehre und Alterszahnmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin n 2020: Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Weiterbildung Oralchirurgie an der Klinik für Zahnärztliche Prothetik & Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie / Plastische Operationen, Universitätsklinikum Freiburg n 2021–2022: ITI Scholar & Forschungsstipendiat der DAAD an der Klinik für Zahnärztliche Prothetik, Universität von São Paulo (USP), Brasilien n 2022–2024: Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Funktionslehre und Alterszahnmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin n seit 2024: Oberarzt in der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Funktionslehre und Alterszahnmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin PD Dr. Stefano Pieralli Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Funktionslehre und Alterszahnmedizin, Centrum für Zahn-, Mundund Kieferheilkunde, Charité – Universitätsmedizin Berlin Aßmannshauser Str. 4–6, 14197 Berlin Foto: privat
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