76 | ZAHNMEDIZIN STUDIE ZU ASTRONAUTEN IM WELTALL Im Orbit verändert sich das orale Mikrobiom Als Astronaut ins Weltall zu fliegen – für die allermeisten ein unerfüllbarer Traum. Bekanntlich arbeitet Elon Musk mit SpaceX ja daran, das zu ändern. Wir erinnern uns an die ersten Schritte in den Weltraumtourismus vor knapp drei Jahren mit der Crew-Dragon-Raumkapsel „Resilience“. Eine Studie zeigt nun, dass zumindest das Haut-Mikrobiom und das orale Mikrobiom gar nicht so widerstandsfähig sind. Für die Studie wurden zu acht Zeitpunkten (drei vor, zwei während und drei nach dem Weltraumaufenthalt) über sechs Monate hinweg mehrere Proben von den Besatzungsmitgliedern genommen. Es wurden Abstriche von der Umwelt (der Raumfahrtkapsel) sowie Abstriche der Besatzung an acht Stellen der Haut, oral und nasal durchgeführt. Darüber hinaus wurden Stuhlproben sowie mononukleäre Zellen des peripheren Blutes (PBMCs) entnommen. Alle Proben zeigten vorübergehende Mikrobiom-Veränderungen, auffallend dabei: Die Verschiebungen im oralen Mikrobiom waren längerfristig. So nahmen zum Beispiel Plaque-assoziierte Bakterien (wie Fusobakterien) zu – korrelierend mit der Genexpression von Immunzellen. Die Veränderungen des oralen Mikrobioms waren am stärksten ausgeprägt Im Ergebnis konnte man an allen Körperstellen vorübergehende Veränderungen beobachten, dabei waren die des oralen Mikrobioms im Vergleich zur denen der Haut deutlich ausgeprägter. „Das orale Mikrobiom zeigte eine Umstrukturierung sowohl der relativen Abundanz als auch der bakteriellen Genexpression; 161 bakterielle und virale Taxonomien nahmen vorübergehend zu, 173 nahmen vorübergehend ab, 62 nahmen persistent zu und 12 nahmen persistent ab“ [Tierney et al., 2024]. So zeigten die Proben, dass verschiedene Fusobacteria, unter anderem Fusobacterium hwasookii, Fusobacterium nucleatum und Leptotrichia hofstadii beim beziehungsweise nach dem Weltraumflug zunahmen – ebenso synergistisch aggregierende Spezies wie Streptococcus gordonii A., mehrere Campylobacter und Actinomyces oris. Streptococcus oralis spp. und Lachnoanaerobaculum gingivalis dagegen gingen dauerhaft, Veillonella spp vorübergehend zurück. Einzig bei Alloscardovia omnicolens konnte ein konstanter Anstieg beobachtet werden. Die Forschenden stellten allerdings fest, dass eine Zunahme der Genexpression nicht zwangsläufig eine ähnliche Zunahme der DNA-Häufigkeit bedeutete. Dies wurde im oralen Mikrobiom besonders deutlich, denn hier gab es „fast keine Überschneidungen zwischen den Organismen […], die sich Forschende haben das menschliche Mikrobiom der vier Besatzungsmitglieder der SpaceX-Mission Inspiration4 untersucht. Die Astronauten verbrachten drei Tage auf einer Erdumlaufbahn in 580 Kilometern Höhe. Zum Vergleich: Die Internationale Raumstation ISS umkreist die Erde in 420 Kilometern Höhe. Foto: YouTube - SpaceX zm114 Nr. 15-16, 16.08.2024, (1334)
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