30 | TITEL zm114 Nr. 17, 01.09.2024, (1392) dem Bereich Humanmedizin, für den auch Stipendien angeboten wurden. Beim Gespräch saß ich in kleiner Runde mit dem Bürgermeister, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung und einer lokalen Zahnärztin. Wie lief das Gespräch? Ich war so aufgeregt, dass ich hinterher dachte, dass ich das Stipendium auf keinen Fall bekomme. Rückblickend kann ich sagen, dass ich sehr ich selbst war – was anscheinend als Strategie funktioniert hat. Die Atmosphäre während des Gesprächs war sehr freundlich und die Runde hat mich mit Fragen abgeholt. Die Zahnärztin wollte zum Beispiel wissen, in welcher Fachrichtung ich mich später sehe. Ich wurde auch gefragt, wo ich herkomme, wie ich Freiburg finde und warum ich wieder zurückkommen möchte beziehungsweise warum ich mich später nicht in einer großen Stadt sehe. Was haben Sie darauf geantwortet? Vor meinem Studium habe ich eine Ausbildung zur Zahntechnikerin gemacht und etwas mehr als ein halbes Jahr in einer Praxis in Berlin gearbeitet. Die Arbeit gefiel mir – aber die Stadt nicht. Ich denke, es ist so: Entweder man liebt das Landleben oder man liebt es nicht. Ich persönlich mag es nicht, wenn es viele Menschen auf einem Fleck gibt. Auf dem Land finde ich es entspannter. Und in der Prignitz haben wir auch alles, was es in der Stadt gibt. Nur nicht in dreifacher Ausführung. Wozu haben Sie sich jetzt genau verpflichtet? Neben der fünfjährigen Tätigkeit in Wittenberge oder einer der zugehörigen Ortschaften gehört zu den Verpflichtungen aus dem Stipendium, dass ich mit der Stadt in Kontakt bleibe und über meine Studienfortschritte und Prüfungsergebnisse berichte. Welche Gefühle begleiten Ihre Entscheidung, sich jetzt schon so stark für das spätere Berufsleben festgelegt zu haben? Ich finde es gut, dass ich eine sichere Perspektive habe. Andere Menschen halten sich ihre Optionen gerne offen, aber ich mag Sicherheit. Außerdem freue ich mich, auf lange Sicht wieder in der Nähe von Familie und Freunden zuwohnen. Was sagen Ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen zu Ihrer Entscheidung? Sie haben sich mit mir gefreut, auch über die finanzielle Unterstützung. Das Zahnmedizinstudium ist ja sehr teuer. Einige haben dann sogar in ihrer Heimatregion nach ähnlichen Möglichkeiten gesucht. Sind sie fündig geworden? Nicht auf Anhieb. Das Problem dabei ist, dass es viele Stipendien gibt, die auf Top-Leistungen zugeschnitten sind. Die bekommt man nur, wenn man zum Beispiel in der Regelstudienzeit ist. Ich finde, um eine gute Zahnärztin zu werden, sind nicht allein die besten Noten ausschlaggebend. Halten Sie Stipendien für ein gutes Mittel, um Fachkräfte zu gewinnen? Ich bin sicher nicht die einzige, die das machen würde. Als FVDZ-Vertreterin an meiner Uni gehe ich auch zu Bundesfachschaftstagungen. Dort haben wir auch schon einmal über Studienplätze gesprochen, die an eine Tätigkeit auf dem Land gebunden sind. Mehrere Leute sagten, dass sie sich das vorstellen könnten. Es ist sicher eine Möglichkeit, Nachwuchskräfte für die Tätigkeit auf dem Land zu gewinnen. Und das ist ja auch wichtig. Bereits während meiner Ausbildung zur Zahntechnikerin konnte ich die Auswirkungen davon spüren, dass immer mehr Zahnärzte in den Ruhestand gehen und es nur selten Nachfolger gibt. Auch vor diesem Hintergrund freue ich mich, in die Prignitz zurückzukehren und meinen Beitrag zur Verbesserung der zahnmedizinischen Versorgung in der Region zu leisten. Das Interview führte Susanne Theisen. Zwei glückliche Stipendiatinnen: Romy Philipowitz (2.v.r.) und die Medizinstudentin Wiebke Vogt (2.v.l.) erhielten jeweils ein Stipendium der Stadt Wittenberge. Ihre Zuwendungsbescheide wurden ihnen von Bürgermeister Dr. Oliver Hermann (r.) und dem Vorsitzenden des Sozialausschusses, Christian Elger (l.), überreicht. Foto: Martin Ferch „Ich brauche das flache Land und eine weite Sicht, um mich richtig wohlzufühlen.“ Romy Philipowitz
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