Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 17

32 | TITEL INTERVIEW MIT DR. OLIVER HERMANN „Wir hören, Patienten sind hier dankbarer“ Warum investiert die brandenburgische Kleinstadt Wittenberge in Stipendien für angehende Zahnärzte und Mediziner? Bürgermeister Dr. Oliver Hermann hat uns erklärt, was hinter der Initiative steckt und für wen sich eine Praxis auf dem Land eignen könnte. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Nachwuchs durch Stipendien zu unterstützen und damit in den ländlichen Versorgungsraum zu locken? Dr. Oliver Hermann: Dass eine Kommune Stipendien vergibt, ist natürlich keine ganz neue Idee. Die Stadt Wittenberge widmet sich personell bereits seit zwei Jahren dem Thema der Ärzteversorgung. Nachdem die Idee aufkam, es Städten, die mit diesem Modell gute Erfahrungen gemacht haben, gleich zu tun, fanden Gespräche mit den Stadtverordneten der Elbestadt statt. Die Mittel für ein Stipendium wurden im Haushalt eingestellt. Am Ende sind es durch die sehr gute Bewerberlage und in Absprache zwischen Politik und Verwaltung sogar zwei Förderungen für den ärztlichen und zahnärztlichen Bereich geworden. Nachwuchsgewinnung ist dabei für uns ein wichtiger Bereich der Ärzteversorgung. Daneben möchten wir Zahnärzte unterstützen, die bereits hier vor Ort praktizieren und Angebote für die schaffen, die noch auf der Suche sind nach einem passenden Arbeitsort. Die Zahnmedizinstudentin Romy Philipowitz hat sich gezielt auf das Stipendium in Wittenberge beworben, weil sie aus Brandenburg stammt und auch gerne dorthin zurück möchte. Sie sieht das also nicht nur als Zwischenstation, sondern als Zukunftsort. Ist das die ideale Ausgangslage oder hoffen Sie auch darauf, den einen oder anderen von außerhalb noch überzeugen zu können? Es ist ein Idealfall. Für uns sind natürlich besonders solche Bewerber interessant, die bereits mit der Region verbunden sind und sich vorstellen können hier langfristig Fuß zu fassen. Frau Philipowitz kennt als gebürtige Prignitzerin die Region und die Menschen, die hier leben. Eine zwingende Voraussetzung war es jedoch nicht. Es gab auch Interessenten, die nicht aus Wittenberge oder der Prignitz stammen. Auch hiermit haben wir gute Erfahrungen zm114 Nr. 17, 01.09.2024, (1394) Bürgermeister Dr. Oliver Hermann ist parteilos und seit Mitte 2008 im Amt. WISSENSWERTES ÜBER WITTENBERGE Wittenberge liegt im Landkreis Prignitz im Nordwesten Brandenburgs auf halber Strecke zwischen Berlin und Hamburg. Mit knapp 17.000 Einwohnern ist Wittenberge die bevölkerungsreichste Stadt in der Prignitz. Sie liegt an der Elbe, wurde im Mittelalter gegründet und entwickelte sich im Zuge der Industrialisierung durch den Bahnhof Wittenberge und den Elbhafen zum Technologiestandort. Neun Zahnärzte (davon eine Zahnärztin in Teilzeit) praktizieren in Wittenberge und versorgen teils auch das Umland mit. Der Versorgungsgrad liegt laut der KZV Brandenburg bei 84,1 Prozent. Neupatienten werden aktuell kaum mehr aufgenommen. Das Durchschnittsalter der Vertragszahnärzte liegt bei 45 Jahren und damit unter dem Bundesdurchschnitt. Im Landkreis Prignitz sind es 54,7 Jahre. Die Medizinische Hochschule Brandenburg – Theodor Fontane ist ungefähr 80 Kilometer von Wittenberge entfernt. Foto: Jens Wegner

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