TITEL | 35 einige inzwischen wieder gegangen oder sind in Elternzeit. Aber zwei der Kolleginnen, die gute Erfahrungen bei uns gemacht haben, sind dauerhaft bei uns beschäftigt und arbeiten ganz in unserem Sinne. Man zahlt am Anfang wirklich drauf, aber auf Dauer rechnet es sich.“ Generell lassen sich die jungen Zahnärztinnen in drei große Gruppen unterteilen: Zum einen gibt es diejenigen, die schon früh die Entscheidung treffen, sich (irgendwann) niederlassen zu wollen. Sie arbeiten meist sehr engagiert und fortbildungsaffin, werden sich jedoch nur in Ausnahmefällen an die Praxis binden. Dann gibt es die Gruppe, die (zumindest vorerst) dauerhaft angestellt arbeiten will. Hier gibt es zwei weitere Untergruppen: Diejenigen, die sich fachlich verwirklichen wollen, ohne die organisatorische und zeitliche Last einer Niederlassung tragen zu müssen. Und zum anderen jene, die Zahnmedizin als Beruf betrachten, der vornehmlich ihre Bedürfnisse befriedigen soll und der ihnen hinreichend Freude macht. Viele dieser Kollegen legen eher weniger Wert auf komplexe fachliche Fortbildungen. Anders als die beiden anderen Gruppen sind sie auch bereit in Bereichen zu arbeiten, in denen sie nicht das gesamte Spektrum der Zahnmedizin anbieten, sofern die anderen Rahmenbedingungen für sie passen. Nahezu alle Kolleginnen, die als Anfängerinnen neu in Praxen kommen, wollen dort viel lernen können und fachlich (aktiv) gefördert werden. Dabei besteht in der Regel die Erwartung, dass (jederzeit) eine fachlich geeignete Kollegin als Ansprechpartnerin beziehungsweise als Mentorin zur Verfügung steht, mit der die typischerweise auftretenden Anfangsprobleme besprochen werden können. Oft wird die Möglichkeit einer geplanten Ausbildung geschätzt. Das beinhaltet, eine gewisse erkennbare Strukturierung der Ausbildungsthemen. Oft gehört auch dazu, dass bei komplexen Arbeiten bei erfahrenen Kolleginnen hospitiert werden kann. Das erfordert allerdings einen erhöhten zeitlichen und organisatorischen Aufwand in der Praxis. Es gibt aber auch die Gelegenheit, nicht nur die fachliche Qualifikation, sondern auch die Bindung an den Betrieb zu fördern. „Super: Ich stelle ihm meine Fälle vor und er mir seine!“ Viele Vorbereitungsassistentinnen wünschen sich, für Versorgungen, die sie erstmals selbstständig durchführen, ein erhöhtes Zeitbudget. Zitat einer Vorbereitungsassistentin: „Da mache ich etwas, was ich noch nie gemacht habe, und von der Rezeption kommt die Ansage, ich soll mich gefälligst beeilen, es warten schon drei Patienten. Dann komme ich total unter Druck und mache auch noch Fehler. Dabei habe ich denen doch gesagt, dass es das erste Mal ist, aber das interessiert hier niemanden!" Sehr geschätzt wird ein kollegialer Austausch mit einer erfahrenen Kollegin auf Augenhöhe. In Gesprächen werden insbesondere fest eingeplante Zeiten, in denen systematisch kollegiale Fallbesprechungen durchgeführt werden, lobend erwähnt. Dabei wird häufig besonders wertgeschätzt, wenn die erfahrenen Kolleginnen nicht nur ihr Wissen weitergeben, sondern auch Interesse an den neueren Ansätzen und Methoden zeigt, die die Neuen in der Universität oder in Fortbildungen vermittelt bekommen haben. Zitat einer Vorbereitungsassistentin, die aus Unzufriedenheit die Praxis gewechselt hatte: „Gut, dass ich gewechselt habe. Mein neuer Chef setzt sich jede Woche eine Stunde mit mir zur Fallvorstellung hin. Ich stelle ihm meine komplizierten Fälle vor und er mir seine. Das ist super für mich und er sagt, dass ihm das auch Spaß macht. Er erklärt mir auch seine wirtschaftlichen Überlegungen bei den Fällen. Davon habe ich ja in der Uni ja nie etwas mitbekommen.“ Achtung: Er ist kein Azubi-Ausbilder! Fast alle jungen Kollegen wollen dann (wenigstens relativ bald) selbstständig am Patienten arbeiten. Je früher das gefördert wird, desto schneller stellen sich das erforderliche fachliche Selbstbewusstsein und die notwendige Routine und Geschwindigkeit ein. Viele Kolleginnen wollen die Zahnmedizin dann auch in vollem Umfang durchführen. Abwechslungsreiche und herausfordernde Tätigkeiten bewerten sie positiv. Dabei schätzen es junge Kolleginnen, wenn ihnen routinierte und erfahrene, freundliche ZFAs zur Seite gestellt werden. Zitat einer Vorbereitungsassistentin: „Ich wollte neulich eine festsitzende Arbeit abnehmen und brauchte einen Kronenabnehmer. Ich sagte das meiner Assistenz und sie antwortete: ‚Woher soll ich denn wissen, wo das ist, was ist das überhaupt?‘ Der Patient reagierte richtig verärgert und wollte sich danach nicht mehr von mir behandeln lassen. Solche Situationen gab es jetzt öfter. Ich verstehe ja auch, warum der Chef nicht mit der Auszubildenzm114 Nr. 17, 01.09.2024, (1397) Annika Łonak Fachärztin für Radiologie und Neuroradiologie, Oberärztin Universitätsspital Basel Foto: Sarah Dulgeris Dr. med. dent. Anke Handrock Praxiscoach, Lehrtrainerin für Hypnose (DGZH), NLP, Positive Psychologie, Coaching und Mediation, Speakerin und Autorin Foto: Sarah Dulgeris Dipl.-Psych. Maike Baumann Psychotherapeutin und Mediatorin, Coach, Autorin und Dozentin Foto: Sarah Dulgeris
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