46 | ZAHNMEDIZIN Zahnerhalt beginnt schon vor dem Durchbruch des ersten Milchzahns (ECC-Prophylaxe). In die zahnärztliche Beratung sind auch ernährungsmedizinische Empfehlungen einzubeziehen und ist auf den Zusammenhang zwischen Ernährung und Kariesrisiko hinzuweisen. Das bietet auch für Gynäkologinnen und Gynäkologen im Vorfeld eine gute Gelegenheit, über die Zähne des ungeborenen Kindes zu sprechen. Denn bereits ab der sechsten bis etwa achten Schwangerschaftswoche entwickeln sich die Milchzähne des ungeborenen Kindes. Die aufgeführten Terminempfehlungen dienen der Orientierung. Mundgesund von Anfang an Spätestens mit den ersten Zähnen, um den sechsten Lebensmonat, rücken Mundgesundheit und Zahnpflege des Nachwuchses in den Fokus. Das Neugeborene muss an eine tägliche Mund- und später Zahnreinigung gewöhnt werden. Brechen die ersten Milchzähne durch, müssen diese geputzt werden. Die Untersuchung des kleinen Kindes und Mundhygieneübungen können in der Zahnarztpraxis durchgeführt werden. Um dies an einem Termin nach Durchbruch der ersten Zähne beim acht bis neun Monate alten Kind erstmals durchzuführen, empfiehlt sich die Ausgabe des Zahnärztlichen Kinderpasses in der Schwangerenberatung oder später in der Zahnarztpraxis [Ziller, 2022]. Der „Zahnärztliche Kinderpass“ (Abb. 6) ist mittlerweile – regional angepasst – in allen Bundesländern eingeführt. Er ist in der Regel über die (Landes)Zahnärztekammern zu beziehen. Hier werden auch die zahnärztlichen Befunde der werdenden Mutter dokumentiert. Die zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen im Mutterpass, im kinderärztlichen U-Heft und im zahnärztlichen Kinderpass sind drei wichtige Instrumente, Informationen zur Mundgesundheitsförderung an die Schwangere und die neuen Eltern weiterzugeben. Ernährung in den ersten Lebensjahren Das Stillen des Neugeborenen in den ersten Lebensmonaten hat vielfache positive Effekte für Mutter und Kind. Grundsätzlich wird das kariogene Potenzial von Muttermilch als niedrig bewertet. Zudem kann der bakterizide Wirkmechanismus von in Muttermilch enthaltenen Enzymen und Immunglobulinen das Wachstum kariesfördernder Mikroorganismen wie Streptococcus mutans in der Mundhöhle hemmen. Im Vergleich zu nichtgestillten Altersgenossen weisen gestillte Säuglinge ein niedrigeres Risiko für eine frühkindliche Karies auf [Olatosi et Sote, 2014]. Darüber hinaus fördert der Saugvorgang an der Brust die optimale Entwicklung des kraniofazialen Wachstums; das Stillen wirkt so Fehlentwicklungen der Kiefer und Zahnfehlstellungen vor. zm114 Nr. 17, 01.09.2024, (1408) Kariesprävention mit Fluorid im Säuglings- und frühen Kindesalter *Fluoridhaltige Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid 1x Tablette mit Fluorid und Vitamin D 1x Tablette mit Fluorid und Vitamin D 1–2x Zähne putzen mit oder ohne Zahnpasta ohne Fluorid 2x Zähne putzen Zahnpaste mit Fluorid* in Reiskorngröße Eltern dosieren und putzen die Zähne 2–3x Zähne putzen Zahnpaste mit Fluorid* in Erbsengröße Eltern und Kita dosieren, Kind lernt das Putzen, Eltern putzen Zähne nach 1x Tablette nur mit Vitamin D 1–2x Zähne putzen Zahnpaste mit Fluorid* in Reiskorngröße 1x 1x 1x 1–2x 1–2x 2x 2–3x F F F F F Geburt Zahndurchbruch 12Monate 24 Monate (bis 6 Jahre) oder Abb. 7: Kariesprävention mit Fluorid im Säuglings- und frühen Kindesalter: Es gibt nach wie vor keine Hinweise darauf, dass Fluorid in der Form, in der es beispielsweise in Zahnpasta vorkommt, gesundheitsschädlich ist. Mod. nach BZÄK ZAHNÄRZTLICHER KINDERPASS Damit Ihr Kind mit gesunden Zähnen aufwächst! Abb. 6: Der zahnärztliche Kinderpass ist ein wichtiges Instrument zur Verhütung der frühkindlichen Karies bei Kleinkindern. Foto: ZÄK Schleswig-Holstein
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=