50 | ZAHNMEDIZIN ektopien. Persistiert Schilddrüsengewebe im Ductus, kann dieses zu einem späteren Zeitpunkt zystisch zerfallen und in Form von medianen Halszysten in Erscheinung treten. Liegt die Zyste im Mundboden, so handelt es sich um einen Sonderfall, die sogenannte Bochdalek-Zyste. Das durchschnittliche Volumen medialer Halszysten liegt bei circa 7–10 ml [Lee et al., 2021; Park et al., 2022]. Klinisch lassen sich ektope Schilddrüsenanlagen und mediane Halszysten nicht sicher voneinander abgrenzen. Kleinere Schilddrüsenektopien sind häufig klinisch unauffällig. Mediane Halszysten imponieren – wie größere ektope Schilddrüsenanlagen – als weiche, verschiebliche Raumforderungen im vorderen Halsbereich beziehungsweise im Mundboden. Beim Schlucken findet typischerweise eine Bewegung nach kranial statt. Histologisch findet sich oberhalb des Os hyoideum hauptsächlich Plattenepithel, wohingegen unterhalb des Os hyoideum Follikelepithel in den Zysten vorherrscht. Ein weiteres häufig zu beobachtendes Merkmal medianer Halszysten ist das Wachstum an und unter das Os hyoideum [Garcia et al., 2019]. Da die definitive Diagnose erst postoperativ durch die vollständige histologische Aufarbeitung gestellt werden kann, muss diese Eigenschaft therapeutisch unbedingt bei der Operationsplanung adressiert werden. Eine vollständige Resektion der Zyste sollte angestrebt werden, um Geweberesiduen zu vermeiden und um die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs im Fall einer medialen Halszyste zu minimieren. Die operative Resektion einer ektopen Schilddrüsenanlage muss bei klinisch manifester Einschränkung der Atemwege erwogen werden. Die nicht-chirurgische Therapie kleinerer Befunde stützt sich auf die Gabe von Schilddrüsenhormonen und die Radiojodablation zur Einleitung der zm114 Nr. 17, 01.09.2024, (1412) Abb. 3: Pathologische Aufarbeitung des entnommenen Gewebes: Die Bilder zeigen jeweils nodulär konfiguriertes, äußerlich von einer Pseudokapsel begrenztes und zentral mit Einblutungen versehenes, teils pseudozystisch transformiertes Schilddrüsengewebe, jeweils in der HE-Färbung in 0,5-facher, 1,25-facher, 2,5-facher und 5-facher Vergrößerung. Foto: Matthias Lammert Abb. 4: Kraniale Computertomografie des Patienten: Zu erkennen ist die Ausdehnung der Raumforderung unter- (A) und oberhalb (C) des Os hyoideum (vgl. B). In der koronaren Ansicht wird die Ausdehnung bis submandibulär deutlich (D und E). Die anamnestisch beschriebenen Schluckbeschwerden haben ein eindrückliches morphologisches Korrelat (F). Foto: MKG UK Aachen A C E D F B
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