52 | ZAHNMEDIZIN AUS DER WISSENSCHAFT Wie gut sind keramische Veneers aus dem 3-D-Drucker? Florian Beuer Keramische Veneers können mithilfe minimaler Änderungen der Form, der Oberfläche und der Farbe die natürlichen Zähne und damit das Aussehen der Patienten signifikant verbessern. Doch trotz Digitalisierung hat sich deren technische Herstellung kaum verändert. Eine Münchener Arbeitsgruppe hat eine Untersuchung vorgelegt, in der sie mit additiver Fertigung Veneers aus Lithiumdisilikat in einer konstanten Schichtstärke von 0,2 mm hergestellt hat. Veneers ermöglichen eine ästhetisch hochwertige Rehabilitation bei gleichzeitig geringem oder keinem Zahnhartsubstanzverlust. In Kombination mit einer kieferorthopädischen Behandlung lässt sich diese Art der Versorgung oft noninvasiv durchführen. Geeignete digitale Techniken, um sehr dünne Restaurationen herzustellen, sind auf der einen Seite subtraktive Verfahren zur Bearbeitung von Zirkonoxid, auf der anderen Seite gibt es additive Verfahren für Zirkonoxid und Glaskeramik. Wie geeignet Zirkonoxid als Material für Veneers nach unserem Schönheitsideal ist, muss allerdings kritisch hinterfragt werden. Die additive Fertigung von dünnen hochfesten glaskeramischen Veneers scheint jedoch eine echte Alternative zur klassischen analogen Fertigung zu sein. Material und Methode Die Arbeitsgruppe um Josef Schweiger von der Universität München untersuchte anhand eines patientennahen In-vitro-Modells die Machbarkeit von additiv gefertigten Veneers aus Lithiumdisilikat mit einer konstanten Schichtstärke von 0,2 mm. Dazu scannten (Trios 4, 3shape, Kopenhagen, Dänemark) sie ein naturgesundes Gebiss eines Probanden und exportierten sowohl die dreidimensionale Oberflächenstruktur als auch die im Scan enthaltene Farbinformation. Um eine möglichst gleichmäßige Schichtstärke der späteren Veneers zu erhalten, erfolgte die Präparation der Zähne 13 bis 23 virtuell durch einen labialen Abtrag von 0,24 mm. Die späteren Veneers sollten 0,2 mm dick sein, zusätzlich wurden 0,04 mm für das Befestigungskomposit eingeplant. Mithilfe eines eines Multifarben-Polyjet-3-D-Druckers wurde daraus ein patientennahes Modell erstellt. Mit einem kommerziell verfügbaren CAD-Programm wurden die Veneers konstruiert, wie bereits in der digitalen Präparation wurde eine Schichtstärke von konstant 0,2 mm bei einem Zementspalt von 40 µm gewählt. Es wurden noch Hilfsstrukturen virtuell angebracht, anschließend erfolgte die additive Umsetzung der Datensätze aus einem transluzenten transluzenten Schlicker in der sogenannten „Lithography-based ceramic manufacturing (LCM)“-Methode. Es dauerte ungefähr 6,4 Minuten, eine Verblendschale zu fertigen, die neben der Keramik noch einen organischen Binder enthielt und ungesintert im sogenannten Grünzustand war. Es folgten ein Reinigungsprozess sowie die Entbinderung, das Sintern und die Kristallisation. Anschließend wurden die Hilfsstrukturen mit einer Laborturbine unter Wasserkühlung entfernt und zwei Glanzbrände mit entsprechenden Keramikmassen bei 710° durchgeführt. zm114 Nr. 17, 01.09.2024, (1414) Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, MME Direktor der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Funktionslehre und Alterszahnmedizin, Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Charité – Universitätsmedizin Berlin Aßmannshauser Str. 4-6, 14197 Berlin florian.beuer@charite.de Foto: Privat AUS DER WISSENSCHAFT In dieser Rubrik berichten die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der zm regelmäßig über interessante wissenschaftliche Studien und aktuelle Fragestellungen aus der nationalen und internationalen Forschung. Die wissenschaftliche Beirat der zm besteht aus folgenden Mitgliedern: Univ.-Prof. (a.D.) Dr. Elmar Hellwig, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (bis 31.12.2023) Univ.-Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Universität Bonn Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, Charité – Universitätsmedizin Berlin Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, Universitätsmedizin Mainz
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=