54 | PRAXIS zm114 Nr. 17, 01.09.2024, (1416) STRUKTURIERTER LOSLASSEN Praxisübergabe mit Supervision Christina Wolf Die Abgabe einer Zahnarztpraxis markiert einen Meilenstein in der Berufslaufbahn. Für Praxisinhaber und ihr Lebenswerk bedeutet das oft mehr als einen rein geschäftlichen Wechsel. Es ist ein Prozess des Loslassens, von Emotionen begleitet, der möglichst gut organisiert sein sollte. Wenn die Zeit drängt oder das allein nicht gelingt, kann man sich durch Supervision begleiten lassen. Die begleitende Beratung in der Übergangsphase kann via Supervision und/oder Coaching geschehen. Was unterscheidet diese beiden Beratungsformate? Supervision ist vielen aus der sozialen Arbeit bekannt und ein etabliertes Format in Organisationen, deren primäre Aufgabe die Arbeit mit und am Menschen ist. Sie hilft dabei, die Beziehungen zu Mitarbeitenden, Kollegen und Patienten zu reflektieren. Sie hat außerdem das Ziel, die Neugestaltung von Praxisprozessen zu fördern und unterstützt die Team-Entwicklung. In diesem Format können Ihre Mitarbeitenden von Betroffenen zu Beteiligten werden, deren Expertise in die Lösungsfindung integriert wird. Gemeinsam werden Strategien entwickelt, die sich an konkreten Beispielen aus Ihrem Praxisalltag orientieren. Coaching hingegen wird meist anlassbezogen, lösungsorientiert und zeitlich begrenzt für spezifische professionelle Fragestellungen oder Herausforderungen eingesetzt. Beide Formate tragen aber dazu bei, den Übergabeprozess in einer Praxis zu erleichtern. Weiter ist das Ziel, langfristig eine stabile und gute Zusammenarbeit zu sichern. Gehen Sie gezielt ins Gespräch, können Konflikte minimiert und eine vertrauensvolle Basis für Zusammenarbeit geschaffen werden. Untersuchungen der Deutschen Gesellschaft für Supervision dokumentieren die positiven Effekte von Supervision, etwa eine gesteigerte Mitarbeiterzufriedenheit sowie die Entlastung und Inspiration der Praxisinhaber. Ein kleines Fallbeispiel aus der Praxis soll das demonstrieren. Wir starteten dort mit den Sitzungen bereits ein Jahr vor der eigentlichen Praxisübergabe. Diese frühe Unterstützung war notwendig, weil es sich um ein ziemlich komplexes Vorhaben handelte. Phase I: Erkennen, dass externe Beratung hilfreich ist Dr. S. hatte über zwei Jahrzehnte hinweg seine Zahnarztpraxis aufgebaut und erfolgreich geleitet. Irgendwann machte er sich Gedanken darüber, die Praxis schrittweise abzugeben. Er Oft treffen bei einer Übergabe ganz unterschiedliche Vorstellungen und Gefühle aufeinander – wie etwa Abschiedsschmerz auf die Euphorie der Neugründung. Foto: Jacob Lund - stock.adobe.com
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