Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 17

62 | ZAHNMEDIZIN ARPA – DGP – DG PARO Die DG PARO feiert ihr 100-jähriges Jubiläum Vor 100 Jahren wurde die Arbeitsgemeinschaft für Paradentosenforschung (ARPA) gegründet. Sie wurde im Jahr 1970 in Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DGP, später DG PARO) umbenannt. Die DG PARO zählt damit nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch in Europa zu den ältesten zahnmedizinischen Fachgesellschaften. Zum Jubiläum werden auf einer besonderen Jahrestagung vom 19. bis 21. September 2024 in Bonn weltweit führende Parodontologen zusammenkommen und den aktuellen Stand in der Parodontologie präsentieren. Wir haben Prof. Dr. Henrik Dommisch, Präsident der DG PARO, zu den historischen Entwicklungslinien und den aktuellen Herausforderungen des Fachs und der Gesellschaft befragt. Herr Prof. Dommisch, in unserer schnelllebigen Zeit mit unzähligen Publikationen und kaum noch in der Gesamtheit zu überblickenden Forschungsrichtungen mutet es ungewohnt an, langlaufende historische Entwicklungslinien zu verfolgen. Wer in die Geschichte der Parodontologie schaut, wird jedoch überrascht sein, wie aktuell und modern man auch schon vor 100 Jahren gedacht hat. Welche Ideen aus den 1920er Jahren würden Sie da hervorheben? Univ.-Prof. Dr. Henrik Dommisch: In der Tat waren in der Zeit der Gründung der Fachgesellschaft die Themen den heutigen sehr verwandt. Einmal ist da die Prävention zu nennen, der auch international schon früh – kurz nach der Jahrhundertwende – besonbdere Bedeutung beigemessen wurde. Schließlich tauchte der Begriff der „Prophylaxe“ sogar in der Namensgebung der amerikanischen Fachgesellschaft (American Academy of Oral Prophylaxis and Periodontology, 1914) auf. Bis heute gehört die Prävention der Parodontitis zu den wichtigsten zahnmedizinischen Aufgaben. In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass es bereits 1926 gelungen ist, Standards zur Befunderhebung und -dokumentation sowie Behandlungsrichtlinien zu formulieren und diese der Sozialversicherung zu empfehlen. Bis heute befindet sich die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie im engen Austausch mit Krankenkassen und berufspolitischen Verbänden, um die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Parodontitis in Deutschland sicherzustellen. Eine weitere wichtige Erkenntnis der damaligen Zeit war die Assoziation der Parodontitis mit systemischen Erkrankungen. aDass die Gesundheit der Mundhöhle nicht isoliert vom Körper betrachtet werden kann, war schon sehr früh klar. Bereits in den alten Lehrbüchern aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird der Zusammenhang zwischen tDiabetes mellitus und Parodontitis umfassend diskutiert. Ausgehend von dieser grundlegenden Überzeugung suchte man den interdisziplinären Austausch. Bereits kurz nach der Gründung der ARPA im Jahr 1926 fand die erste Gemeinschaftstagung mit den Internisten statt. Damals wie heute untersuchte man die Assoziationen zwischen parodontaler und systemischer Gesundheit. In dieser Tradition stehen heute die vielen Kooperationen sowohl international innerhalb der parodontologischen Disziplin wie in der European Federation of Periodontology (EFP) als auch interdisziplinär mit ärztlichen Fachgruppen wie mit Hausärzten, Kardiologen und Diabetologen. Die in den letzten Jahren verabschiedeten großen Leitlinien der EFP und der DG PARO zur Therapie der Parodontitis und zur Prävention und Therapie periimplantärer Erkrankungen und Konditionen sind Ergebnisse dieser Arbeit. Wie ging es nach den ersten Jahren historisch weiter? Foto: DG PARO zm114 Nr. 17, 01.09.2024, (1424)

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