zm114 Nr. 17, 01.09.2024, (1426) 64 | ZAHNMEDIZIN senen Referentinnen und Referenten vorgestellt. Besonders deutlich zeigt sich die interdisziplinäre Vernetzung der Parodontologie mit der Publikation der Leitlinie zur Behandlung der Parodontitis Stadium IV. Hier ist im Wesentlichen die Expertise aller Fachdisziplinen der Zahnmedizin eingeflossen. Um vielleicht ein Beispiel zu nennen: Der Vernetzung von Kieferorthopädie und Parodontologie. Diese Schnittstelle eröffnet für Patienten mit Parodontitis (Stadium IV, Falltyp 2) vollkommen neue Perspektiven. Die existierenden wissenschaftlichen Daten hinsichtlich dieser kombinierten Therapie zeigen, dass die kieferorthopädische Therapie bei Patienten mit Parodontitis und zum Beispiel einer aufgefächerten Oberkieferfront sicher und vorhersagbar durchgeführt werden kann. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass die Entzündungserkrankung – Parodontitis – therapiert ist (Stufe 1 und 2, gegebenenfalls Stufe 3 der Therapie, nach Reevaluation und Erreichen der erforderlichen therapeutischen Endpunkte). Dazu wird es eine eigene Session geben, in der die weltweit führenden Kolleginnen und Kollegen Daten und klinische Fälle präsentieren. Die Leitlinie zur Behandlung der Parodontitis Stadium IV wurde hinsichtlich der einzelnen Empfehlungen bereits für die deutschen Bedingungen überarbeitet. Das heißt, sie wird in den nächsten Monaten ebenfalls in Deutschland in deutscher Sprache erscheinen. Ein weiteres Beispiel für die inzwischen immer weiter fortschreitende interdisziplinäre Vernetzung mit medizinischen Fachgruppen ist die ebenfalls noch in diesem Jahr erscheinende Leitlinie „Diabetes und Parodontitis“. Diese Leitlinie ist in direkter Zusammenarbeit mit der Medizin entstanden. Mit der Verbreitung implantologischer Versorgungen wird nun auch das Thema Periimplantitis immer wichtiger in der Parodontologie. Da das Implantat aber ein iatrogen gesetzter Risikofaktor ist, gewinnt der Begriff der „Prävention“ hier eine völlig neue Bedeutung. Welche Unterschiede gibt es zum Präventionskonzept der Parodontitis? Es ist richtig, die periimplantären Erkrankungen und Zustände wurden 2018 in die aktuelle Klassifikation aufgenommen und mit den entsprechenden klinischen Falldefinitionen nachvollziehbar eingeteilt. Die von der EFP jüngst verabschiedete Leitlinie „Prävention und Therapie peri-implantärer Erkrankungen“ hat sich umfassend mit dem Thema Prävention beschäftigt. Dort wurde neu der Begriff der „primordialen Prävention“ eingeführt. Dieser konzeptionelle Ansatz sagt im Wesentlichen, dass periimplantäre Erkrankungen a priori vermeidbar sind – und eben nicht nur durch die Kontrolle des oralen mikrobiellen Biofilms. Die Prävention der Periimplantitis beginnt also bereits vor der implantologischen Versorgung: Nach einer umfassenden Anamnese und Befundaufnahme sollte die „richtige Diagnose“ gestellt werden und in einen strukturierten Behandlungsplan münden, denn bereits vor der Insertion können Maßnahmen getroffen werden, die eine spätere Entzündungssituation vermeiden können. Berücksichtigt werden dabei die medizinische Situation, der parodontale Status (Achtung: Parodontitis), die lokalen knöchernen und weichgeweblichen Bedingungen sowie die Planung der schließlich ausgeführten restaurativen Rehabilitation. Auch die Schnittstelle mit der Implantologie wird auf der Jubiläumstagung ausführlich behandelt. Das Gespräch führte Benn Roolf. AUS DEM PROGRAMM DER DG PARO-JUBILÄUMSTAGUNG IN BONN Donnerstag, 19. September 2024: Meet the giants Am Nachmittag kommen unter dem Titel „Meet the „Giants“ in Periodontology: looking back into the Future“ international renommierte Parodontologen in einem Symposium der ARPA Wissenschaftsstiftung in Kooperation mit der Leopoldina zusammen, berichten über ihren Werdegang und darüber, was sie inspiriert hat und geben einen Einblick in den aktuellen Stand der Forschung. Mit dabei sind: Annette Moter (Berlin), Iain Chapple (Birmingham, UK), William Giannobile (Boston, USA), Bruno Loos (Amsterdam, NL), Mariano Sanz (Madrid, ES), Maurizio Tonetti (Shanghai, CHN). Moderation: Søren Jepsen (Bonn), Prof. Christian Kurts (Bonn). Freitag, 20. September 2024: Wissenschaftliches Hauptprogramm Session 1: Systemische Schnittstellen (Systemic Interfaces) mit Vorträgen von Maurizio Tonetti (Shanghai, CHN), Bruno Loos (Amsterdam, NL), Iain Chapple (Birmingham, UK). Session 2: Schnittstelle Alter (Interface Age) mit Vorträgen von Thomas Kocher (Greifswald), Frauke Müller (Genf, CH), Niklaus P. Lang (Bern, CH). Session 3: Schnittstelle Regeneration (Interfaces in Regeneration) mit Vorträgen von William Giannobile (Boston, USA), Luigi Nibali (London, GB), Pierpaolo Cortellini (Florenz, IT). Session 4: Schnittstelle Endodontologie (Endodontic Interfaces) mit Vorträgen von David Herrera (Madrid, ES), Eva Dommisch (Berlin), Henrik Dommisch (Berlin). Sonnabend, 21. September 2024: Wissenschaftliches Hauptprogramm Session 5: Schnittstelle KFO (Orthodontic Interfaces) mit Vorträgen von Conchita Martin (Madrid, ES), Karin Jepsen (Bonn), Mariano Sanz (Madrid, ES). Session 6: Schnittstelle Implantate (Interface: Dental Implants) mit Vorträgen von France Lambert (Liège, BE), Frank Schwarz (Frankfurt am Main), Meike Stiesch (Hannover). Session 7: Schnittstelle Zahnhals (Interface Cervical Lesions) mit Vorträgen von Raluca Cosgarea (Bonn), Anton Sculean (Bern, CH), Otto Zuhr (München). Alle Vorträge finden in deutscher oder englischer Sprache statt – ohne Übersetzung. Zusätzlich zum Hauptprogramm finden zahlreiche Symposien und Workshops statt. Weitere Informationen unter https://dgparo-tagungen.de.
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