zm114 Nr. 17, 01.09.2024, (1432) 70 | PRAXIS/NEWS öffnet, dass das Instrument eingeführt werden kann. Röntgenaufnahmen sollen überflüssig sein „Wir freuen uns, dass wir den weltweit ersten vollautomatischen zahnmedizinischen Eingriff mithilfe eines Roboters erfolgreich abgeschlossen haben“, teilte Zahnarzt Dr. Chris Ciriello, CEO und Gründer von Perceptive, am 30. Juli mit. Das Unternehmen ist führend im Bereich KI-gestützter automatisierter Dentaltechnologie, Schwerpunkt ist die Integration fortschrittlicher Bildgebung, künstlicher Intelligenz und Robotik in der Zahnmedizin. „Dieser medizinische Durchbruch steigert die Präzision und Effizienz zahnmedizinischer Eingriffe, erleichtert den Zugang zu einer besseren zahnmedizinischen Versorgung und verbessert das Patientenerlebnis auch klinisch. Wir freuen uns darauf, unser System weiterzuentwickeln und skalierbare, vollautomatische Lösungen für Patienten zu entwickeln", so Ciriello. German Galluicci, DMD, Ph.D., Vorsitzender der Abteilung für restaurative Zahnmedizin an der Harvard School of Dental Medicine, fügte hinzu: „Die Technologie von Perceptive erreicht eine Genauigkeit von über 90 Prozent bei der Karieserkennung ohne die ionisierende Strahlung, die mit herkömmlichen Röntgen- und CBCT-Scannern einhergeht – eine deutliche Verbesserung gegenüber der Genauigkeit von etwa 40 Prozent bei 2-D-Röntgenaufnahmen. Dies gewährleistet sicherere und präzisere Diagnosen und verbessert die Patientenversorgung und -sicherheit.“ Noch ist das System nicht am Markt zugelassen Der Roboter kann demnach Kronen in nur 15 Minuten einsetzen, was den aktuellen Arbeitsaufwand, bestehend aus zwei Praxisbesuchen von jeweils mindestens einer Stunde, erheblich verkürzen würde. Allerdings vergleicht man hier die Vorabplanung und die Präparation (15 Minuten) mit dem gesamten konventionellen Workflow bis zur definitiven Eingliederung der Krone, der aus zwei Sitzungen besteht und mit zwei Stunden veranschlagt wird. Ciriello stellt sich den Prozess so vor, dass der Zahnarzt mit dem Patient Diagnose und Therapie bespricht, und sobald eine Entscheidung getroffen ist, der Roboter übernimmt. Das heißt, der plant anschließend selbstständig die OP und führt sie dann auch aus. Binnen weniger Minuten soll er etwa den schadhaften Zahn so zurechtschleifen, dass die Krone passt. Der Kopf des Patienten wird während der Behandlung fixiert. Da der Roboter das Schleifgerät anhand der eingescannten Bilder führt, reicht es, wenn der Patient seinen Mund gerade so weit öffnet, dass das Instrument eingeführt werden kann. Noch ist der Roboter in den USA von der zuständigen Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration (FDA) nicht zugelassen. Offen ist auch, wann Perceptive den Roboter am Markt einführen will. Perceptive hat nach eigenen Angaben jedoch bislang bereits 30 Millionen US-Dollar an Finanzmitteln eingeworben - dabei sind „führende Investoren wie PDS Health, Dr. Ed Zuckerberg, Innospark Ventures, KdT Ventures, Primavera Capital, Plaisance Capital, Y Combinator und andere“, teilte die Firma mit. ck, br FORSCHUNGSPROJEKT AN DER UNI BONN Ein digitaler Patientenzwilling für Test-OPS Gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft forscht die Uniklinik Bonn an einem wirklichkeitsnahen digitalen Trainingssystem für die chirurgische Ausbildung. Das digitale Tool verfügt über physische „Haptik-Arme“ und soll eine lebensechte Interaktion mit den OP-Instrumenten ermöglichen. Im Hintergrund steht die Vision eines digitalen Patientenzwillings zum gefahrlosen Vorab-Testen komplexer chirurgischer Eingriffe. Der Ansatz ist auch für die MKG-Chirurgie interessant, weil damit komplexe implantologische Eingriffe sicherer als bisher ausgeführt werden könnten. Mithilfe von Virtual Reality (VR) besteht die Möglichkeit, OP-Situationen wirklichkeitsnah abzubilden und Trainings risikofrei mit virtuellen Patienten zu erproben. Aktuell stoßen die Verfahren in der Praxis nämlich noch an ihre Grenzen, da vor allem das haptische Feedback ausbleibt. Ziel des Projekts ist daher die Entwicklung einer VR-Trainingsumgebung für ein realitätsgetreues Empfinden bei chirurgischen Operationen. „Angehende Chirurginnen und Chirurgen müssen in ihrer Ausbildung erfahren, wie sich Operationen anfühlen und ihre Feinmotorik trainieren. Daher entwickeln wir ein neues VR-Ausbildungstool, das eine lebensechte Interaktion mit den Werkzeugen ermöglicht. Wir konzipieren dafür eine Bohr- und Schraubensimulation mit Haptik-Armen, einen Roboter mit Greifarmen, und werden die Merkmale verschiedener Gewebearten implementieren. So kann der Widerstand beim Bohren und Schrauben in den Knochen spürbar gemacht und Eingriffe realitätsgenau trainiert werden“, sagt PD Dr. Kristian Welle, der das Projekt mit Prof. Björn Krüger verantwortet. br NEWS Die Studienleiter Prof. Björn Krüger und PD Dr. Kristian Welle leiten das Projekt am UKB.
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