zmSTARTER | 77 zm114 Nr. 17, 01.09.2024, (1439) es auch auf der paradiesischen Insel Zahnschmerzen. Vor allem von stark kariösen Zähnen hatten wir gehört. Nach einer Einführung in die Praxis und Arbeitsweise der Klinik, konnten wir schnell selbst behandeln. Betreut wurden wir dabei durch die Zahnärzte vor Ort. Diese sind alle auf den FidschiInseln für sechs Jahre zur Dental School gegangen und arbeiten anschließend in der zum Gesundheitsministerium gehörenden Zahnklinik. Anstellungsträger ist also das Gesundheitsministerium, Umsatzbeteiligungen oder sonstige Leistungsentgelte gibt es nicht. Die Ausstattung haben die Zahnis angeschleppt Auf den Cookinseln gibt es keine Krankenkassen. Das bedeutet, jeder Patient ist Selbstzahler. Üblicherweise müssen die Behandlungskosten vor Behandlungsbeginn gezahlt werden. Die Kosten hierfür sind von der Regierung festgesetzt worden. Das Kostenniveau soll gewährleisten, dass sich die einheimische Bevölkerung Behandlungen leisten kann. Allerdings umfasst der Leistungskatalog nicht alle medizinisch möglichen Leistungen. Über anfallende Mehrkosten entscheidet die Regierung. Immer wieder konnten wir beispielsweise beobachten, dass sich Patienten anstelle der umgerechnet 75 Euro teuren Wurzelkanalbehandlung für die 10 Euro teure Zahnextraktion entschieden. Die Zahnklinik verfügt über fünf Behandlungszimmer, ein kleines Praxislabor, einen Sterilisationsraum, ein OPG und ein Praxisprogramm. Das Inventar besteht hauptsächlich aus Materialien und Instrumenten, die von deutschen Studierenden mitgebracht wurden. Die Behandlungseinheiten sind teilweise in ihren Funktionen eingeschränkt, allerdings sind mit etwas Improvisation die meisten Behandlungen durchführbar. Insgesamt sind sieben Zahnärzte und eine Kieferorthopädin angestellt, der Klinikbetrieb beginnt um 8 und endete gegen 16 Uhr mit einer Stunde Mittagspause. Jeden Tag stand ein Arzt im Rufdienst für Notfälle zur Verfügung. Da es nur fünf Behandlungsstühle gab, haben die Ärzte uns fast alle Behandlungen übernehmen lassen und uns bei Fragestellungen geholfen und assistiert. Die angestellten Zahnärzte waren unglaublich hilfsbereit und wir konnten in kurzer Zeit viel dazu lernen. Beeindruckt hat uns dabei vor allem, wie mit wenigen Instrumenten und eher eingeschränkt komfortabel ausgestatteten Stühlen viele Behandlungen ermöglicht wurden und die Ärzte immer versuchten, das bestmögliche Ergebnis für jeden Patienten zu erzielen. Mundgesundheit und vor allem Prophylaxe spielen für den Großteil der Bevölkerung eine eher untergeordnete Rolle. Teilweise erzählten uns Patienten, dass sie sich nur einmal im Jahr die Zähne putzen würden. Besonders erschreckend war die Mundhygiene mancher Jugendlicher und Kinder. In diesem Zusammenhang gehörte es regelmäßig dazu, dass wir frisch durchgebrochene Zähne entfernen mussten, da diese tiefgehend kariös zerstört waren. Das Gesundheitsministerium versucht, dieses Problem mit Aufklärungen über Prophylaxe und gesunder Ernährung in den Schulen zu lösen. Wir haben an verschiedenen Veranstaltungen teilnehmen dürfen, aber den Eindruck, dass Veränderungen im Bewusstsein der Bevölkerung noch viel Zeit in Anspruch nehmen. Mancher erzählt, dass er nur einmal im Jahr putzt Für viele Patienten stellt ein (lockerer) Zahn mit Schmerzen ein Problem dar, das entfernt werden muss. Dementsprechend werden viele Behandlungen direkt durch den Patientenwunsch bestimmt. Prothetisch wurden hauptsächlich Totalprothesen von den Zahnärzten hergestellt. Die Totalprothese ist auf dem Island sehr beliebt, da die meisten Patienten ihre eigenen Zähne eher als potenzielle Schmerzquelle wahrnehmen und vorzugsweise alle extrahiert bekommen möchten. Interimsprothesen waren eher untypisch oder wurden aufgrund von zeitlichen Engpässen im Labor vermieden. Zu unseren Aufgaben zählten somit hauptsächlich die chirurgische Vor demAbflug auf die Islands haben wir Spenden akquiriert. Fast alles in der Zahnklinik sind importierte Sachen, die die Studierenden mitgebracht haben. Foto: Simon Schäfers Felix Börgerding Student der Zahnmedizin an der Universität Bonn Foto: Felix Börgerding Paulina Bleiel Studentin der Zahnmedizin an der Universität Bonn Foto: Paulina Bleiel Simon Schäfers Student der Zahnmedizin an der Universität Bonn Foto: Simon Schäfers
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