zm114 Nr. 18, 16.09.2024, (1498) 32 | PRAXIS WEITERENTWICKLUNG ALS TEAM Es ist nicht automatisch schlecht, wenn das Glas halbvoll ist Das wöchentliche Meeting zieht sich (mal wieder), es gibt viel zu besprechen, keiner tut es, und alle sind froh, wenn es vorbei ist. Wie können Chefinnen und Chefs denn sicherstellen, dass bei einem Team-Austausch wirklich was dabei herumkommt? Zwei Übungen, die die Kommunikation ankurbeln und bereichern – und sogar Spaß machen. Eine Arbeits- und Gesprächskultur, die alle Mitarbeitenden abholt, ist kein Selbstläufer. Das bestätigt Elisabeth Königbauer von „Neue Narrative“. Der Verlag ist auf die Themen New Work und neue Unternehmenskonzepte spezialisiert und bietet auf der Plattform „9 Spaces“ Tools für die Organisationsentwicklung an. „Meine Erfahrung ist, dass in jeder Organisation – egal, ob Start-up, Verwaltung oder Großkonzern und sicherlich auch in Zahnarztpraxen – der Wunsch nach menschenzentrierter und sinnstiftender Arbeit besteht“, sagt Königbauer, die Unternehmen dabei begleitet, ihre Zusammenarbeit entsprechend zu transformieren. „Ich bin überzeugt, dass eine Arbeitskultur möglich ist, in der man nicht ausgebrannt nach Hause geht, sondern mit mehr Energie – weil das Umfeld wertschätzend und die Gesprächskultur gut ist.“ Die Basis dafür bildet aus ihrer Sicht eine Atmosphäre, in der Herausforderungen im Job und im Privatleben nicht nur offen angesprochen, sondern anschließend auch bearbeitet werden. „Es muss möglich sein, dass jemand, der ein Elternteil pflegt, über die Auswirkungen dieser privaten Situation auf den Job sprechen kann“, sagt Königbauer und nennt ein weiteres Beispiel: „Ehrlichkeit muss auch für eine Nachwuchskraft möglich sein, die seit Monaten mit dem Gefühl herumläuft, eigentlich mehr Verantwortung übernehmen zu können, stattdessen aber alle Entscheidungen absegnen lassen muss.“ Organisationen, deren Prozesse es verunmöglichen, Krisen und Ideen auf die Tagesordnung zu setzen, riskierten lähmende Konflikte oder sogar den Verlust von Mitarbeitenden, so Königbauer. Mit nur drei Strichen viel sagen Nicht allen Menschen fällt es leicht, andere zum Sprechen zu motivieren oder ihre Gedanken treffend in Worte zu fassen – das gilt für Praxischefinnen und -chefs ebenso wie für ihre Angestellten. Hinzu kommt, dass im Arbeitsalltag in einer zahnärztlichen Praxis Zeit für das Team ein knappes Gut ist. Organisationsentwicklerin Königbauer empfiehlt drei Tools, die man bei einem Meeting ohne viel Zeit und Aufwand umsetzen kann. Das braucht man für die Übung: Papier und Stifte in drei Farben. „Wie geht es mir eigentlich zurzeit?“ Diese Frage stellt sich jeder ab und zu – und nicht immer kann man sie sofort beantworten. Die Übung „BedürfnisGläser“ bietet hier niedrigschwellig Hilfestellung und befähigt alle im Team, innerhalb kurzer Zeit herauszufinden, welche Bedürfnisse gerade erfüllt oder nicht erfüllt sind, wie sich das im Alltag anfühlt und gegebenenfalls auch auswirkt. Mögliche Bedürfnisse können neben Autonomie und Kollegialität auch Erholung und eine klare Struktur in den Praxisabläufen sein. „Bedürfnis-Gläser“ startet damit, dass die Teilnehmer sämtliche Rollen auflisten, die sie beruflich und privat ausfüllen. Das kann von Vater, Ehefrau und Vorsitzende des Sportvereins bis hin zur Hygiene- oder Ausbildungsbeauftragten der Praxis, Assistenzzahnarzt oder Praxischefin reichen. Wenn die schriftliche Aufstellung aller Rollen steht, geht es in die Auswertung. „Jetzt wählt jeder drei Rollen aus, die in seinem oder ihrem Leben besonders präsent sind, kreuzt sie in der Liste an und ordnet ihnen eine Farbe zu“, erklärt Königbauer den Ablauf. „Als nächstes zeichnet man auf ein Blatt Papier ein großes Wasserglas und markiert anschließend mit einem Strich, wie voll das Glas je nach Bedürfnis gerade ist.“ Es gilt das Prinzip: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Mithilfe dieses einfach umzusetzenden Tools können sich Chefinnen und Chefs, aber Wie arbeitet man als Praxis-Team besser zusammen? Zum Beispiel mithilfe der „Bedürfnis-Gläser“. Foto: Neue Narrative
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