Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 18

36 | TITEL METAANALYSE ZU UNERWÜNSCHTEN ARZNEIMITTELWIRKUNGEN Wie erklärt sich der Nocebo-Effekt in der Zahnmedizin? Warum haben Patienten unerwünschte Arzneimittelwirkungen von Medikamenten, die sie gar nicht eingenommen haben? Forschende haben den Nocebo-Effekt in der Zahnmedizin im Rahmen einer Metaanalyse untersucht. Ergebnis: Rund jeder vierte Placebo-Patient klagt nach einer Weisheitszahn-Extraktion über Kopfschmerzen oder Übelkeit, obwohl er gar keinen aktiven Wirkstoff erhalten hat. Die Forschenden werteten für die Übersichtsarbeit 50 randomisierte, doppelblinde und Placebo-kontrollierte Studien aus, die seit Mai 2021 publiziert wurden. Alle Arbeiten untersuchten Analgetika für postoperative Schmerzen nach Weisheitszahnentfernungen bei Patienten ohne signifikante systemische Erkrankungen. Von 10.909 Patienten erhielten 2.471 Personen ein Placebo, 8.438 einen pharmakologischen Wirkstoff. Die Probanden waren durchschnittlich 23,7 Jahre alt. Die gepoolten Raten der Personen mit mindestens einer unerwünschten Wirkung betrugen 22,8 Prozent in der Placebo- und 20,6 Prozent in der aktiven Gruppe. Das bedeutet, dass Patienten, die ein Placebo erhielten, mindestens genauso häufig unerwünschte Wirkungen verspürten wie Patienten, die Analgetika erhielten. Die am häufigsten in der Placebo-Gruppe berichteten Nebenwirkungen waren Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen. Aufklärung kann Risiko für Nebenwirkungen erhöhen Wie ist dieses Phänomen erklärbar? Den Autoren zufolge könnten die Schmerzen durch kontextbezogene, unspezifische Faktoren bedingt sein: „So hat sich beispielsweise gezeigt, Die aktuelle Metaanalyse zeigt, dass man Nebenwirkungen spüren kann, ohne ein Medikament einzunehmen. Foto: fizkes-stock.adobe.com zm114 Nr. 18, 16.09.2024, (1502)

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