Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 18

54 | ZAHNMEDIZIN ner odontogener Tumor, der erstmals im Jahr 1905 unter der Bezeichnung „Pseudoadenoma adamantinum“ beschrieben wurde [Prein et al., 1985]. In der Vergangenheit wurden zur Beschreibung des Tumors jedoch zahlreiche unterschiedliche Nomenklaturen verwendet. Fälschlicherweise wurde der AOT früher als eine Sonderform des Ameloblastoms angesehen [Gundlach, 2000]. Erst im Jahr 1948 wurde die frühere Bezeichnung „Adenoameloblastom“ durch den heute gebräuchlichen Begriff „adenomatoider odontogener Tumor“ ersetzt [Gundlach, 2008]. Entgegen der früheren Annahme konnte nachgewiesen werden, dass der AOT im Unterschied zum Ameloblastom eine induktive Wirkung auf das Mesenchym ausübt. Gorlin et al. klassifizierten die odontogenen Tumoren 1961 in folgende Entitäten [Gorlin et al., 1961]: „ epitheliale Tumoren ohne Induktionswirkung auf das Bindegewebe, „ epitheliale Tumoren mit Induktionswirkung auf das Bindegewebe „ und bindegewebige Tumoren. In der WHO-Klassifikation wird der AOT als eine eigenständige Entität aufgeführt [Soluk-Tekkesin et al., 2020]. Die Histopathologie dieses benignen Tumors ist in der Literatur jedoch weiterhin umstritten. Einige Autoren betrachten ihn als eine echte gutartige Neoplasie, während andere ihn als Hamartom oder sogar als odontogene Zyste einstufen. Der zystische Charakter konnte bisher jedoch nicht eindeutig nachgewiesen werden [Thakur et al., 2016]. Klinisch ist der Tumor dadurch charakterisiert, dass er vorwiegend bei jüngeren Patienten in der zweiten Lebensdekade auftritt, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Der Tumor wird in der Regel intraossär, insbesondere im anterioren Oberkiefer, lokalisiert, wobei die häufigste Stelle der Eckzahnbereich ist. Der AOT zeigt ein langsames, progressives und meist symptomarmes Wachstum. Eine Beteiligung nicht-eruptierter Zähne, insbesondere der Eckzähne, ist häufig. Daher wird der Tumor oft als radiologischer Zufallsbefund bei der Untersuchung nicht-durchgebrochener Zähne der zweiten Dentition entdeckt [Handschel et al., 2005]. Es werden drei klinisch-topographische Subtypen unterschieden: die follikuläre Variante (71 Prozent), die extrafollikuläre Variante (27 Prozent) und die periphere Variante (2 Prozent). Sowohl die follikuläre als auch die extrafollikuläre Variante treten intraossär auf. Die seltene periphere Variante hingegen manifestiert sich hauptsächlich im Zahnfleischgewebe der zahntragenden Bereiche [Philipsen und Reichart, 1999]. Im Röntgenbild zeigt sich typischerweise eine Radioluzenz mit eingestreuten radioopakeren Verkalkungsherden [Buch et al., 2003; Konouchi et al., 2002]. Die follikuläre Variante des AOT zeigt eine klar abgegrenzte, unilokuläre Radioluzenz, die – wie im oben beschriebenen Fall – mit einem nicht zm114 Nr. 18, 16.09.2024, (1520) Abb. 5: Solide spindelzellige Areale von zirkulärem Wachstumsmuster und adenomatoiden tubulären Lumina, HE-Färbung. Abb. 6: Komplikationslose Wundheilung im Rahmen der postoperativen Nachsorge. Foto: Kämmerer Fotos: Siegberg

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