Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 18

ZAHNMEDIZIN | 59 Foto: Dr_Microbe – stock.adobe.com Untersuchung U10 erfolgen, deren Einführung als Regelleistung der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) derzeit prüfe. Analysen von Dr. Veronika Lappe von der PMV forschungsgruppe der Universität zu Köln im Rahmen des Reports zeigen bei den 20- bis 29-jährigen Frauen bereits jetzt die schützende Wirkung der HPV-Impfung. Sie erkranken deutlich seltener an Gebärmutterhalskrebs. Im Jahr 2011 lag die Häufigkeit bei dieser Altersgruppe noch bei 23 Neuerkrankten je eine Million Frauen. Im Jahr 2022 sank die Rate auf sieben je eine Million. „Wir sehen in der Altersgruppe 20 bis 29 Jahre die niedrigste Rate an Neuerkrankungen für Gebärmutterhalskrebs seit dem Jahr 2011. Dieser Effekt ist bei den Frauen zwischen 30 und 39 Jahren, die noch nicht von der Impfung im Kindesalter profitieren konnten, nicht zu beobachten“, sagte Studienautor Prof. Dr. Daniel Grandt, Chefarzt am Klinikum Saarbrücken. Im Jahr 2011 habe die Anzahl der Neuerkrankten hier bei 95 und im Jahr 2022 bei 120 je eine Million Frauen gelegen. Jungs haben einen großen Nachholbedarf Die HPV-Impfung schütze auch Jungen vor HPV-bedingten Tumorerkrankungen und zusätzlich indirekt die Mädchen, so Grandt weiter. Deshalb werde sie seit 2018 auch für Jungen empfohlen. Der Anteil der vollständig gegen HPV geimpften Jungen liege mit 25 Prozent im Alter von 13 Jahren deutlich niedriger als bei den Mädchen. Hier bestehe hoher Handlungsbedarf, zumal vom Jahr 2021 auf 2022 die Rate der jährlich Geimpften um 31,8 Prozent von 85 auf 58 je 1.000 Jungen zurückgegangen sei. Ein selektivvertragliches Angebot der BARMER habe aber gezeigt, dass sich die HPV-Impfquote bei Jungen deutlich steigern lässt. Höhere Impfquoten vor allem imOsten Wie aus dem BARMER-Arzneimittelreport weiter hervorgeht, gibt es bei den HPV-Impfquoten große regionale zm114 Nr. 18, 16.09.2024, (1525) INFEKTION MIT DEM HUMANEN PAPILLOMAVIRUS Eine Infektion mit dem humanen Papillomavirus zählt zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. 90 Prozent der HPV-Infektionen heilen spontan aus, aber in 10 Prozent der Fälle kommt es zu einer chronischen Infektion. Eine Infektion mit Niedrigrisiko-HPV-Typen kann zur Ausbildung von Genitalwarzen führen, die störend, aber harmlos sind. Bei persistierender Infektion mit einem der 13 onkogenen HPV-Typen besteht allerdings das Risiko der Entwicklung eines Karzinoms, das in der Anogenitalregion (Anus, Cervix, Penis, Vagina, Vulva) oder im Oropharynx (Mund-Rachen-Bereich) nach einer Latenz von bis zu mehreren Jahrzehnten auftreten kann [McBride, 2024]. Der deutsche Wissenschaftler Harald zur Hausen erhielt 2008 für seine Forschung zur HPV-Impfstoffentwicklung den Nobelpreis für Medizin. Als 2007 die Ständige Impfkommission (STIKO) die HPV-Impfung empfahl, standen zwei Arten von Impfstoffen zur Verfügung: ein Impfstoff gegen die Hochrisikotypen 16 und 18 und ein Impfstoff, der sowohl gegen die Hochrisikotypen 16 und 18 als auch gegen die Niedrigrisikotypen 6 und 11 wirkt (viervalent). Seit 2016 steht in Deutschland ein HPV-Impfstoff gegen neun HPV-Typen zur Verfügung, der neben den HPV-Typen 6, 11, 16, 18 auch gegen die Hochrisikotypen 31, 33, 45, 52 und 58 schützt und den viervalenten Impfstoff ablöst. Ziel der STIKO-Empfehlung 2007 war die Verhinderung von Zervixkarzinomen [Robert Koch-Institut, 2007]. Geimpft werden sollten daher Mädchen mit drei Impfdosen, wobei initial die Impfung im Alter von 12 bis 17 Jahren erfolgen sollte, da die Dauer des Impfschutzes noch unklar war. Nachdem Belege für einen langfristigen Schutz durch die Impfung vorlagen, konnte das Impfalter im Jahr 2014 auf neun Jahre gesenkt werden [Robert KochInstitut, 2014], was zwei Vorteile hat: Erstens muss die Impfung vor einer HPV-Infektion erfolgen, um wirksam zu sein, und zweitens reichen bei Impfung im Alter unter 15 Jahren zwei Impfdosen aus, um die Schutzwirkung zu erreichen. Ab 15 Jahren sind hierzu drei HPVImpfungen erforderlich. In Deutschland wird die HPV-Impfung von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Mädchen seit August 2007 und für Jungen seit August 2018 empfohlen. Die HPV-Impfung soll bei beiden Geschlechtern im Alter von 9 bis 14 Jahren erfolgen, um HPV-assoziierte Malignome, insbesondere das Zervixkarzinom, zu verhindern. Hierzu sollte sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen, da sie nach bereits eingetretener HPV-Infektion wirkungslos ist [Hildesheim et al., 2007]. Eine Umfrage unter jungen Frauen in Deutschland zeigte, dass 70 Prozent der Befragten vor dem 18. Lebensjahr und weniger als fünf Prozent vor dem 14. Lebensjahr erstmals Geschlechtsverkehr hatten [Remschmidt et al., 2014]. ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.

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