Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 18

68 | ZAHNMEDIZIN zm114 Nr. 18, 16.09.2024, (1534) HILFE IN DER HALITOSISSPRECHSTUNDE Mundgeruch beim zahnärztlichen Patienten Charlott Luise Hell, James Deschner, Jens Weusmann Über den „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. ist überliefert, er habe an derart starkem Mundgeruch gelitten, dass ihm bei gesellschaftlichen Anlässen ein Parfüm versprühender Page vorauslaufen musste. Unabhängig von der historischen Authentizität bezeugt diese Anekdote den „schlechten Atem“ als ein ernstes soziales Problem, das zum übergroßen Teil orale und zahnmedizinisch behandelbare Ursachen hat. Unter gesunden Bedingungen wird der menschliche Atem als leicht süßlich wahrgenommen. Die Intensität dieses nicht unangenehm erscheinenden Eigengeruchs wechselt abhängig von Tageszeit, Nahrungsaufnahme sowie den durchgeführten Mundhygienemaßnahmen [Filippi, 2008]. Unter Halitosis versteht man den unangenehmen Geruch der Atemluft. Das Wort stammt aus dem Lateinischen, wo der Terminus „halitus“ Atemluft und das Suffix „-osis“ eine pathologische Veränderung bedeuten. Wenn die menschliche Atemluft auch nur wahrnehmbare Spuren unangenehm riechender Gase enthält, ist es möglich, dass dies bereits zu Halitosis führt, auch wenn die sonstigen Bestandteile der ausgeatmeten Luft vollkommen geruchlos sind: etwa 78 Prozent Stickstoff, circa 17 Prozent Sauerstoff, vier Prozent Kohlendioxid [Filippi, 2008; 2011]. Der Formenkreis der Halitosis wird in drei unterschiedliche Unterarten aufgeteilt [Yaegaki und Coil, 2000; Ortiz und Filippi, 2021]: „ echte Halitosis (extra- und intraoral) „ Pseudo-Halitosis „ Halitophobie Mundgeruch, Halitosis oder „Foetor ex ore“ werden oft synonym verwendet. „Foetor ex ore“ beschreibt genau genommen den unangenehmen Geruch aus der Mundhöhle, während bei Halitosis auch bei geschlossenem Mund aus der Nase ein Übelgeruch wahrzunehmen ist [Filippi, 2008]. Pseudo-Halitosis beschreibt die fälschliche Annahme eigener schlecht riechender Atemluft und kann auf psychologische Faktoren wie Angstzustände, Depressionen oder Zwangsstörungen zurückgeführt werden [Li et al, 2023; Falcão et al., 2012]. In einer Analyse von Daten einer Berliner Mundgeruchssprechstunde konnte eine hohe Prävalenz (25 Prozent) von Pseudo-Halitosis festgestellt werden [Seemann et al., 2014]. Besonders für Patienten mit Verdacht auf Pseudo-Halitosis kann eine Messung der Ausatemluft hilfreich sein und ihnen Sicherheit bezüglich ihrer Krankheitswahrnehmung vermitteln. Halitophobie beLudwig Dieudonne (1638-1715), König von Frankreich und Navarra aus dem Crabbs Historical Dictionary von 1825 Foto: picture alliance / Bildagentur-online | Sunny Celeste

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