Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 18

ZAHNMEDIZIN | 69 zm114 Nr. 18, 16.09.2024, (1535) zeichnet die Phobie vor Mundgeruch, selbst nach erfolgreicher Behandlung von echter oder Pseudo-Halitosis [Falcão et al., 2012; Wu et al., 2020]. Ätiologie, Epidemiologie Klinisch bedeutsam ist die Unterscheidung zwischen intraoraler und extraoraler Halitosis. Während erstere rein intraoral entsteht, hat letztere ihren Ursprung außerhalb der Mundhöhle im Nasen-, Nasennebenhöhlen- oder Kehlkopfbereich, in der Lunge oder dem oberen Verdauungstrakt [Yaegaki und Coil, 2000; Ortiz und Filippi, 2021]. Auch wenn es häufig angenommen wird, sind Magen und Intestinaltrakt meist nicht Ursache für Halitosis. Als Gründe im Verdauungstrakt kommen Kardia-Insuffizienz, Reflux und Divertikel infrage [Stephenson und Rees, 1990]. HNO-bezogene Ursachen sind die häufigsten extraoralen Ursprungs, wovon hier wiederum die Tonsillitis die vorherrschende Ursache darstellt [Filippi, 2008]. Es ist inzwischen gesichert, dass die Ursache für Halitosis in circa 80 bis 90 Prozent der Fälle in der Mundhöhle liegt [Quirynen et al., 2009; Filippi, 2008]. Der Zungenbelag stellt mit rund 51 Prozent die häufigste orale Ursache dar, gefolgt von unzureichender Mundhygiene und/oder Parodontitis und/ oder insuffizienten Füllungs- oder Kronenrändern [Filippi, 2011] (Abbildung 1). Als weitere Ursachen sind (stressbedingte oder medikamenteninduzierte) Hyposalivation, lokale Infektionen sowie begünstigende Faktoren wie das Rauchen, Kaffeegenuss und spezielle Diäten zu nennen. Halitosis betrifft einen großen Teil der Bevölkerung und dabei alle Altersgruppen mit unterschiedlicher Prävalenz [Zürcher und Filippi, 2012]. Es konnte ein Zusammenhang zwischen der Halitosis und steigendem Alter der Patienten festgestellt werden, was vermutlich mit der Zunahme an Parodontitis und Zungenbelag in späteren Lebensphasen zusammenhängt [Miyazaki et al., 1995]. Einige Studien zeigten, dass Männer häufiger betroffen sind als Frauen [Nadanovsky et al., 2007; Adedapo et al., 2020], andere Studien wiederum konnten keinen Unterschied feststellen [Zürcher und Filippi, 2012]. Die psychologischen Effekte von Halitosis sind weitreichend und beeinflussen das soziale Leben häufig enorm. Aus diesem Grund gibt es immer häufiger spezielle Sprechstunden, welche Patienten mit dieser Problematik aufsuchen können. Zahlreiche Patientinnen und Patienten suchten die Halitosissprechstunde der Universitätsmedizin Mainz seit ihrer Einführung auf. Alle Patienten, die sich aus diesem Grund vorstellen oder überwiesen werden, werden patientengerecht über den Formenkreis Halitosis und deren Ätiologie aufgeklärt. Erfahrungsgemäß waren die häufigsten Gründe für Halitosis Zungenbeläge oder unbehandelte Parodontitiserkrankungen. In den allermeisten Fällen ließen sich durch Instruktionen zur korrekten Reinigung des Zungenrückens beziehungsweise einer systematischen Parodontitistherapie subjektive wie auch objektive Besserungen erreichen. Manche Patienten zeigten trotz täglicher Reinigung des Zungenrückens nach wie vor Zungenbeläge. In diesen Fällen erfolgte in der Regel eine Trainingssitzung – auch hinsichtlich anderer Mundhöhlenbereiche wie zum Beispiel der Interdentalräume und Abb. 1: Gebiss mit ausgeprägter gingivaler Entzündung und Karies Foto: Charlott Luise Hell Dr. Charlott Luise Hell Poliklinik für Parodontologie und Zahnerhaltung, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz und Zahnärzte Hellbrookstraße Hellbrookstr. 65, 22305 Hamburg Foto: Universitätsmedizin Mainz Dr. Jens Weusmann Poliklinik für Parodontologie und Zahnerhaltung Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Universitätsmedizin Mainz Prof. Dr. James Deschner Poliklinik für Parodontologie und Zahnerhaltung Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Universitätsmedizin Mainz

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=