70 | ZAHNMEDIZIN zm114 Nr. 18, 16.09.2024, (1536) es wurde dezidiert die Ernährung unter die Lupe genommen: „Abrasivere“ Kost wie zum Beispiel Nüsse vermögen den dorsalen Zungenabschnitt zu reinigen – eine manuelle Zungenreinigung ist hier aus Gründen des Würgereizes häufig unmöglich. Zuweilen waren auch lange zirkadiane Nahrungskarenzen ursächlich – diese begünstigen die ReEtablierung anaerober und damit potenziell halitogener Mikroorganismen. Nicht selten waren auch junge Patientinnen und Patienten vorstellig – meist gänzlich ohne Restaurationen und Entzündungen der oralen Weichgewebe. Sowohl organoleptisch als auch mittels Sulfidmonitor ließ sich meist keine Halitosis feststellen, was diesen Patienten das subjektiv empfundene Unwohlsein aufgrund ihrer selbst vermuteten Mundgeruchsproblematik nehmen ließ. Hierbei handelte es sich also um Fälle der oben erwähnten Pseudohalitosis. Diagnostik Zusätzlich zur intraoralen Diagnostik und der speziellen Anamnese kann auch Geräte-Diagnostik zur Analyse der Atemluft zum Einsatz kommen. Geräte, wie zum Beispiel ein Gaschromatograf können das objektive Vorhandensein von übelriechenden Schwefelverbindungen feststellen. Dafür wird die Atemluft des Patienten in einer Spritze aufgenommen und in das Gerät gegeben (Abbildungen 2 und 3). Die Messung mittels eines Gaschromatografen (Abbildung 4) kann als Goldstandard angesehen werden [Yaegaki und Coil, 2000]. Damit ist es möglich, die Konzentration an schwefligen Gasen in der Atemluft zu bestimmen und digital zu erfassen (Abbildung 5). Die wichtigsten flüchtigen Schwefelverbindungen sind Schwefelwasserstoff (H₂S), Methylmercaptan (CH4S) und Dimethylsulfid (C2H6S). Diese flüchtigen Schwefelverbindungen, sogenannte „volatile sulphur compounds“ (VSC), werden hauptsächlich von gramnegativen anaeroben Bakterien gebildet [Bollen und Beikler, 2012]. Gaschromatografen führen im Vergleich zu den ebenfalls eingesetzten Sulfidmonitoren zu genaueren Messungen, da die Messsensitivität für das Vorliegen von Methylmercaptan und Dimethylsulfid im Vergleich nur 50 Prozent beträgt. Jedoch ist die Nutzung von Sulfidmonitoren kostengünstiger und klinisch besser umsetzbar [van den Broek et al., 2007]. Die Differenzierung unterschiedlicher VSC ist mit Sulfidmonitoren nicht möglich und weitere unangenehm riechende Verbindungen wie Putrescin und Buttersäure können nicht nachgewiesen werden [Quirynen et al., 2003]. Durch die fehlende Messbarkeit weiterer Geruchsstoffe kann beispielsweise ein hoher organoleptischer Messwert vorliegen, während mit dem verwendeten Sulfidmonitor lediglich geringe VSC-Messwerte festzustellensind. Eine ebenfalls übliche Messmethode stellt die organoleptische Messung dar, die durch den Geruchssinn des Untersuchers erfolgt. Die Ausatemluft wird beim Sprechen in drei verschiedenen Abständen vom Behandler wahrgenommen und anhand dessen in verschiedene Schweregrade eingeteilt. Da es sich hierbei um weitgehend subjektive Empfindungen handelt, wird die Messung mittels Gaschromatografen präferiert. Neben Schleimhäuten sollte ein besonderer Fokus auf die Zunge gelegt werden, da Zungenbelag eine der Hauptursachen für Halitosis darstellt. So kann die Farbe des Zungenbelags deutlich variieren (farblos, weiß, gelb, grau, braun). Es gibt Indizes, nach denen sich der Schweregrad der Zungenbeläge einteilen lässt. Der Zungenbelag-Index nach Winkel teilt die Oberfläche der Zunge in sechs Bereiche, bei dem jeder Abb. 2: Extraktion der Atemluft aus der Mundhöhle mittels Spritze – Bild 1 Fotos: Charlott Luise Hell Abb. 3: Extraktion der Atemluft aus der Mundhöhle mittels Spritze – Bild 2 Abb. 5: VSC-Messdiagramm des Gaschromatografen bei einem Halitosispatienten Abb. 4: Gaschromatograf
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