Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 18

78 | POLITIK STUDIE ZUM FACHKRÄFTEMANGEL Engpassberuf ZFA Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) kommt in einer neuen Analyse zu dem Schluss, dass 2027 insgesamt 728.000 Fachkräfte in Deutschland auf dem Arbeitsmarkt fehlen werden. Darunter: über 11.000 Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA). Weitere Untersuchungen belegen: Schon heute ist die Lage in den Praxen dramatisch. Bereits 2019 hatte die Bundesagentur für Arbeit (BA) einen Fachkräftemangel in diesem Bereich festgestellt und den Job mit einem Punktwert von 2,5 als Engpassberuf eingestuft. Seitdem hat sich die Situation weiter verschärft: 2022 landete die ZFA auf Platz 1 der Berufe mit der höchsten Knappheit unter allen Fachberufen, in der aktuellen Liste der BA aus dem Juni liegt der Wert unverändert bei 2,8. Zum Vergleich: Bei Medizinischen Fachangestellten (MFA) beträgt er derzeit 2,3. Insgesamt sank die Zahl der Engpassberufe 2023 zwar leicht von 200 auf 183, trotzdem gibt es große Lücken in rund jedem siebten Fachkräfteberuf. Die Ökonomen am IW untersuchen in ihrer neuen Studie ebenfalls die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Sie gehen aber einen anderen Weg: Anstatt die derzeitige Lage abzubilden, werfen sie einen Blick in die Zukunft. Differenziert nach Berufsgattungen zeigen sie, wie sich Beschäftigung und Fachkräftelücke bis 2027 entwickeln werden, wenn die Strömungen der letzten sieben Jahre weiter anhalten. Dabei handelt es sich ausdrücklich nicht um eine Prognose, sondern das Modell schreibt die empirischen Trends der Jahre 2016 bis 2022 bis 2027 fort, indem es in 1.300 Berufen tausende Zeitreihen zu Zuwanderung, Altersstruktur und Berufsverteilung einzeln weiterführt und zu einem Gesamtbild zusammensetzt. Ihr Fazit: Rund 37.000 offene Stellen blieben unbesetzt, weil es nicht genügend Fachkräfte gibt. Auf 65.000 Stellenausschreibungen kämen gerade einmal 45.000 passend qualifizierte Arbeitslose. Und infolge des demografischen Wandels gingen voraussichtlich jährlich 283.000 Beschäftigte mehr in Rente als nachrücken. Was das für die Praxis heißt? Dass 11.373 ZFA und 16.060 MFA 2027 in der Versorgung fehlen würden. 2027 würden 11.373 ZFA und 16.060 MFA fehlen Eine weitere IW-Studie hat ausgerechnet, dass sich die Fachkräftelücke in Gesundheits- und Sozialberufen in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdreifacht hat. Somit fehlen bundesweit knapp 133.000 Arbeitskräfte in diesem zm114 Nr. 18, 16.09.2024, (1544) ENGPASSBERUFE NACH FACHKRÄFTELÜCKE 2027 Berufsgattung Fachkräftelücke 2027 Veränderung seit 2022 Unsicherheit Verkauf (ohne Produktspezialisierung) – Fachkraft 36.989 17.964 40,3 Kinderbetreuung und -erziehung – Spezialist 27.621 5.154 15,0 Sozialarbeit und Sozialpädagogik – Experte 22.207 -911 34,6 Gesundheits- und Krankenpflege – Fachkraft 20.327 3.352 5,7 Informatik – Experte 19.022 2.531 6,7 Medizinische Fachangestellte – Fachkraft 16.060 5.046 10,4 Altenpflege – Fachkraft 15.495 -2.518 59,6 Bauelektrik – Fachkraft 15.477 -2.370 48,6 Bauplanung und -überwachung – Experte 15.055 3.796 20,4 Lagerwirtschaft – Fachkraft 13.579 4.777 45,7 Elektrotechnik – Experte 13.427 954 18,1 Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik – Fachkraft 13.398 -305 12,5 Physiotherapie – Spezialist 12.989 -64 14,4 Buchhaltung – Spezialist 12.484 4.469 17,1 Zahnmedizinische Fachangestellte – Fachkraft 11.373 1.913 9,8 Die ZFA liegt bei den Engpassberufen laut IW-Fortschreibung auf Platz 15 von 30. Quelle: IW-Arbeitsmarktfortschreibung

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