POLITIK | 79 Laut der Bundesagentur für Arbeit sicherten 2023 in Deutschland 176.582 ZFA die Versorgung. Foto: Antonioguillem - stock.adobe.com Bereich. Das ist ein Viertel des gesamten Gaps in Deutschland. ZFA rangieren dabei mit einer Lücke von 8.202, einer Stellenüberhangsquote von 67,2 Prozent und 12.207 offenen Stellen auf Platz 3, MFA mit einer Lücke von 6.908, einer Stellenüberhangsquote von 44,8 Prozent und 15.422 offenen Stellen auf Platz4. Krasse Zahlen, krasse Probleme. Aber gibt es auch Lösungen? Ja, sagen die Kölner Wissenschaftler Alexander Burstedde und Jurek Tiedemann: „Dank der starken Zuwanderung könnte sich die Lage in Zukunft zumindest in Teilen entspannen.“ Zwar verabschiedeten sich infolge des demografischen Wandels bis 2027 wohl jährlich 283.000 Beschäftigte mehr in den Ruhestand als nachrücken. Setze sich der aktuelle Trend jedoch fort, werden bis dahin auch 285.000 Menschen jährlich aus dem Ausland in den Arbeitsmarkt einwandern. „Schon heute merken Unternehmen, dass Fachkräfte aus dem Ausland wichtig sind. Unsere Studie zeigt, dass in der guten Integration in den Arbeitsmarkt enorme Chancen liegen“, sagt Burstedde. Essenziell sei daher, die qualifizierte Zuwanderung zu stärken und berufliche Abschlüsse aus dem Ausland schneller anzuerkennen. Nachqualifizieren und Quereinsteiger werben Auch für die Autorinnen und Autoren der zweiten Studie ist die Situation nicht hoffnungslos: Wenn man Helferinnen und Helfer nachqualifiziert und Quereinsteiger wirbt, könnten zahlreiche zusätzliche Fachkräfte gewonnen werden. Auch die gezielte Rekrutierung ausländischer Fachkräfte sei eine elementare Stellschraube zur Fachkräftesicherung in Gesundheits- und Sozialberufen. Darüber hinaus sei es wichtig, Gesundheits- und Sozialberufe attraktiver zu gestalten. „Auch wenn viele Berufe in diesem Bereich sehr reguliert und standardisiert sind, sollten Einrichtungen vorhandene Gestaltungsspielräume nutzen, um Mitarbeitende einzubinden und insbesondere bei Schichtarbeit die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben stärker in den Blick zu nehmen“, raten sie. Zusätzlich sollten zur Entlastung der Belegschaft die Bürokratie reduziert und die Nutzung technologischer Unterstützungen verstärkt werden. ck Die beiden Studien: Burstedde, Alexander / Tiedemann, Jurek, 2024, IW-Arbeitsmarktfortschreibung 2027. Aktualisierung mit Daten bis 2022 – Zuwanderung kann Alterung ausgleichen, IW-Report, Nr. 33, Köln Arndt, Franziska / Tiedemann, Jurek / Werner, Dirk, 2024, Die Fachkräftesituation in Gesundheits- und Sozialberufen, Studie im Rahmen des Projektes Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Köln zm114 Nr. 18, 16.09.2024, (1545) SO RECHNET DIE BA Die Bundesagentur für Arbeit (BA) bewertet einmal jährlich die Fachkräftesituation am Arbeitsmarkt. Sie prüft anhand von sechs Indikatoren für alle Berufsgattungen (Deutschland) beziehungsweise Berufsgruppen, ob es sich um einen Engpassberuf handelt: Wie lange dauert es, bis eine Stelle nachbesetzt werden kann (Vakanzzeit)? Wie viele Arbeitssuchende gibt es im Vergleich zum Stellenangebot? Wie hoch ist die berufsspezifische Arbeitslosenquote? Wie verändert sich der Anteil sozialversicherungspflichtiger Fachkräfte aus dem Ausland? Wie viele Menschen kommen aus der Arbeitslosigkeit in den Beruf? Wie entwickelt sich die Bezahlung (Mittelwert)? Ist der ermittelte Punktwert größer gleich 2,0, handelt es sich um einen Engpassberuf, liegt er unter 1,5, ist es kein Engpassberuf. Liegt er dazwischen, wird die Entwicklung des Berufs weiter beobachtet. STELLSCHRAUBEN FÜR DIE PRAXEN Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) hat auf ihrer diesjährigen Klausurtagung mögliche Lösungsansätze für den Fachkräftemangel diskutiert. Als Stellschrauben für die Praxen benennt der Vorstand in seiner Münsteraner Erklärung vor allem das Gehalt, flexible Arbeitszeiten sowie eine verstärkte Einbindung in Strategie- und Entscheidungsprozesse der Zahnarztpraxis. Mehr zur Münsteraner Erklärung der BZÄK auf Seite 22.
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