Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 19

18 | TITEL SILBERDIAMINFLUORID IN DER KINDERZAHNHEILKUNDE Ein vielseitig einsetzbarer „Zauberlack“ Ruth Santamaría, Mhd Said Mourad, Christian Splieth, Nour Al-Aqaileh, Julian Schmoeckel Die Wirksamkeit von Silberdiaminfluorid (SDF) bei verschiedenen Patientengruppen wird durch aktuelle Studien auf internationaler Ebene solide belegt. Besonders wertvoll ist SDF bei der Arretierung von (frühkindlicher) Karies, der Reduktion von Überempfindlichkeiten und auch als nicht-invasive Alternative beziehungsweise Ergänzung zu herkömmlichen restaurativen Behandlungen. Auch bei Erwachsenen, insbesondere Senioren, wird SDF zur Behandlung von Wurzelkaries und bei Dentinüberempfindlichkeit verwendet. Nichtinvasive und minimalinvasive Techniken haben in den vergangenen Jahren dank eines besseren Verständnisses der Kariespathologie und -prävention sowie Fortschritten bei den Dentalmaterialien stark an Bedeutung gewonnen. Diese modernen Ansätze ermöglichen es gerade in der Kinderzahnheilkunde, traditionelle restaurative Verfahren hinauszuzögern oder gar ganz zu vermeiden. Dies ist insbesondere wichtig, wenn man die verhältnismäßig hohen Misserfolgsraten von Füllungen im Milchgebiss in Deutschland berücksichtigt [Pötter et al., 2024]. Einsatzmöglichkeiten von Silberdiaminfluorid Die konventionelle restaurative Behandlung kann bei Kleinkindern, Kindern mit hohem Kariesbefall oder mit besonderen Behandlungsbedürfnissen herausfordernd sein und ist oft nicht erfolgreich [Santamaría et al., 2020; BaniHani et al., 2022; Duggal et al., 2022]. Zur Bewältigung dieser Problematik werden häufig weitergehende Formen des Verhaltensmanagements in Kombination mit Sedierung und/oder sogar die Vollnarkose eingesetzt, welche die Risiken und Kosten für den Patienten und das Gesundheitssystem erheblich erhöhen. Bei älteren beispielsweise pflegebedürftigen Patienten treten häufig ähnliche Probleme auf, da unbehandelte Karies die Lebensqualität stark beeinträchtigen kann und die Schwierigkeiten bei der zahnmedizinischen Versorgung durch Mobilitätseinschränkungen und andere gesundheitFoto: Santamaría zm114 Nr. 19, 01.10.2024, (1584) Abb. 1: a) Großflächig kariöse Milchmolaren eines fünfjährigen Jungen ohne Beschwerden, die auf eine irreversible Pulpitis hindeuten, vor der Applikation von Riva Star®. b) Die okklusale Ansicht der Milchmolaren einen Monat nach SDF-Applikation (rechts) zeigt eine deutliche Inaktivierung der Dentinläsionen. Foto: Mourad a b

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