28 | GESELLSCHAFT FACHGESPRÄCH IM ERNÄHRUNGSAUSSCHUSS „Energydrinks sind eine Art Einstiegsdroge“ Die gesundheitsgefährdenden Folgen des Konsums von Energydrinks waren Thema bei einem Fachgespräch im Bundestag. Mehrere Expertinnen und Experten sprachen sich dabei für eine Altersgrenze beim Verkauf aus. Das öffentliche Fachgespräch am 10. September im Bundestagsausschuss für Ernährung und Landwirtschaft fand auf Anregung des Bürgerrats „Ernährung im Wandel: Zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben“ statt. Das Gremium hatte im Februar 2024 neun Empfehlungen zur Verbesserung der Ernährungspolitik an Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und die Fraktionen des Bundestages übergeben. Zu den Vorschlägen gehört neben einem kostenlosen Mittagessen in Kindergärten und Schulen die Anregung, gesunde Lebensmittel von der Mehrwertsteuer zu befreien. Außerdem sprach sich der ersteoffiziell vom Bundestag eingesetzte Bürgerrat dafür aus, eine Altersgrenze bei Energydrinks einzuführen. Ärzte warnen vor körperlichen und psychosoziale Folgen Zu Beginn sprach der Kinderarzt und -kardiologe Prof. Dr. Nikolaus Haas von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, zu dessen Forschungsschwerpunkten der Effektvon Energydrinks auf gesunde Kinder und Jugendliche gehört. Er wies darauf hin, dass der übermäßige Konsum von Energydrinks neben einer Reihe von gesundheitsschädlichen Auswirkungen wie etwa der Begünstigung von Adipositas auch psychosoziale Effekte nach sich ziehe: „Es ist bekannt, dass der Energydrink-Konsum bei Kindern und Jugendlichen eine Art Einstiegsdroge für andere Drogen im weiteren Erwachsenenalter ist, von Alkohol bis zu Cannabis und härteren Drogen. Es ist auch bekannt, dass EnergydrinkKonsum, mit oder ohne Alkohol, zu aggressivem Verhalten führt.“ Zudem sei zu beachten, dass der Verzehr in frühem Alter zu entsprechend höheren Mengen im Erwachsenenalter führe. „Aus medizinischer Sicht plädiere ich deshalb dafür, dass Energydrinks alterslimitiert sind und ich würde 18 Jahre vorschlagen“, schloss der Mediziner. Diese Forderung unterstützte Dr. Felix Sebastian Oberhoffer von der LMU München. Der Ernährungs- und Sportmediziner sowie Kinderarzt, sagte, in der gemeinsamen Forschung an der LMU München habe man aufzeigen können, dass der akute Konsum von Energydrinks bei Kindern und Jugendlichen mit einem deutlich erhöhten Blutdruck und einer signifikant niedrigeren Schlafdauer sowie Herzrhythmusstörungen assoziiert ist. Hier seien präventive Maßnahmen erforderlich – vor allem vor dem Hintergrund, dass kardiovaskuläre Erkrankungen die Todesursache Nummer eins in Deutschland seien. Die Lebensmittelchemikerin und Journalistin Dr. Christine Rempe gab zu bedenken, dass eine Dose eines Energydrinks dem Koffeingehalt von bis zu vier Tassen Filterkaffee entsprechen könne. Aus ihrer Sicht sei es außerdem als problematisch zu bewerten, dass Produktaufmachung und Marketing der ProSind Energydrinks bald erst ab 18 Jahren erlaubt? Bei einem Fachgespräch im Bundestag sprachen sich dafür zahlreiche Expertinnen und Experten aus. Foto: HandmadePictures - stock.adobe.com zm114 Nr. 19, 01.10.2024, (1594) Die vom RKI bemüßigten Daten sind veraltet. Dr. Rebekka Siegmann, foodwatch Deutschland
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