42 | GESELLSCHAFT STUDIE DER AUSTRALIAN NATIONAL UNIVERSITY Rituelle Zahnentfernung im alten Taiwan Eine Studie der Australian National University gibt detaillierte Einblicke in die Praxis der rituellen Zahnentfernung in Taiwan von der Jungsteinzeit bis in die Neuzeit. Die als Zahnablation bekannte Praxis, gesunde Zähne zu extrahieren, äußerte sich im alten Taiwan vor allem in der Entfernung der oberen Vorderzähne: In der Regel wurden die Schneidezähne und/oder die Eckzähne gezogen. Die Tradition ist mit den ersten austronesischen Gemeinschaften verbunden und breitete sich später im gesamten asiatisch-pazifischen Raum aus. Bis jetzt fehlte allerdings eine umfassende Studie über diesen Brauch und man wusste sehr wenig über dessen Entwicklung, die Gründe für sein Fortbestehen und die ihn umgebenden sozialen und kulturellen Normen. Die Archäologin Yue Zhang von der Australian National University in Canberra füllt mit ihrer Arbeit nun diese Lücke. Die von ihrem Team untersuchten Skelettreste stammen von über 250 archäologischen Stätten in Taiwan. Entstanden ist die Praxis etwa 4.800 vor Christus in Taiwan während der Jungsteinzeit (4.800–2.400 vor Christus), als die dortigen Jäger- und Sammler sesshaft wurden. In Bauerngemeinschaften stellten sie fortan Geschirr aus Keramik her, bauten Reis und Hirse an und domestizierten Tiere. Die am häufigsten aufgezeichneten Muster der Zahnablation waren 2I 2 C1 und 2I 2, wobei 2 eine beidseitige Entfernung und der hochgestellDie Collage aus dem Jahr 1935 zeigt die Gemeinschaften (1) Tsou (TapanguStamm) und (2) Bunun (Vaqlas-Stamm). (3) Ein Tsou-Mädchen aus dem Dorf Niae’ucna zeigt ihre entfernten Zähne (2I 2 C 1 ). (4) Gerät zur Zahnentfernung bei den Bunun, in der indigenen Sprache als Ishi-babaintosu bekannt. Foto: Quellen: 1–2: East Asia Image Collection, Special Collections and College Archives, David Bishop Skillman Library, Lafayette College; 3.Yuasa, 2000; 4.Noya, 1936 zm114 Nr. 19, 01.10.2024, (1608) 1 3 4 2
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