zm114 Nr. 19, 01.10.2024, (1610) 44 | GESELLSCHAFT Unterscheidung der Stammesmitglieder von Fremden, erklären die Forscher. Zahnentfernungen galten darüber hinaus auch als sichtbares Zeichen, um die Tapferkeit eines Vorfahren zu ehren. „In vielen Fällen wurde das markante Ergebnis als Beweis für Tapferkeit oder als Maß für Reife angesehen“, schreibt Zhang. Im späten Neolithikum hörte man jedoch nach und nach auf, Männern die Zähne zu entfernen. Ab der Eisenzeit, etwa 1.900 vor Christus, wurde die Praxis dann fast ausschließlich bei Frauen angewandt. Die Gründe für diesen Wandel bleiben rätselhaft. Zhang liefert jedoch eine mögliche Erklärung: „Der Rückgang der Zahnablation bei Männern könnte umfassendere kulturelle und soziale Veränderungen widerspiegeln. Vielleicht haben sich lokalere Ausdrucksformen durchgesetzt oder die Zahnablation könnte auch anders interpretiert wordensein.“ Die umfassendsten ethnografischen Berichte zu dieser Sitte entstanden während der japanischen Herrschaft 1895 bis 1945, insbesondere als von 1901 bis 1909 Umfragen unter den indigenen Gruppen durchgeführt wurden. Danach wurden durch die bewaffnete Unterdrückung der Ureinwohner in den 1910er-Jahren viele lokale Traditionen ausgelöscht, darunter auch die Zahnentfernung, die einige Gemeinschaften dennoch bis Mitte des 20. Jahrhunderts weiter praktizierten. ck Die Studie: Yue Zhang et al.: Ritual tooth ablation in ancient Taiwan and the Austronesian expansion, Archaeological Research in Asia (2024). DOI: 10.1016/j. ara.2024.100543 Schädel von Song Keplek 5 (Java, Indonesien) mit 2I 2 C 1-Zahnablation, gekennzeichnet durch Pfeile Foto: Noerwidi, 2012, mit freundlicher Genehmigung von Sofwan Noerwidi Regelhaftes Gebiss mit vorherrschenden Ablationsmustern bei alten und heutigen Populationen in Taiwan. Schwarze Blöcke stellen extrahierte Zähne dar. Foto: Zhang
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