zm114 Nr. 19, 01.10.2024, (1614) 48 | ZAHNMEDIZIN lung verwendet. Anschließend wurde die Pulpaüberkappung mit einem der oben genannten Materialien durchgeführt. Danach wurde der Kavitätenboden mit einem Glasionomerzement-Liner bedeckt und die Kavität mit einer Kompositrestauration versorgt. Die Patienten wurden in regelmäßigen Abständen von drei, sechs und zwölf Monaten klinisch untersucht. Die CBCT-Bewertung erfolgte nach sechs Monaten. Postoperativ Von den 30 behandelten Fällen klagte ein Patient in jeder Gruppe nach sechs Monaten über Schmerzen (zu verschiedenen Zeitpunkten). 27 Fälle standen also bis zu zwölf Monate für die Follow-up-Untersuchung zur Verfügung. Dabei wurden bei jedem Folgebesuch (nach drei, sechs und zwölf Monaten) die behandelten Zähne klinisch und radiologisch untersucht. Zusätzlich wurde bei den Zähnen eine CBCT-Analyse durchgeführt. Dabei wurden die Anwesenheit/Absenz einer Dentinbrückenbildung und das Volumen der gebildeten Dentinbrücke bestimmt. Die Interpretation der intraoralen Röntgenaufnahmen und der CBCT-Bilder erfolgte durch drei nicht an der klinischen Durchführung beteiligte Personen. Ergebnisse Am Ende der Untersuchung reagierten 90 Prozent der Zähne aus jeder Gruppe auf Kälte beziehungsweise elektrischen Reiz positiv. Ebenso zeigten 90 Prozent der Zähne im Röntgenbild Anzeichen einer Dentinbrückenbildung und kein Zahn wies eine periapikale Pathologie auf. Allerdings zeigte sich bei zehn Prozent der Zähne aus jeder Gruppe ein erweiterter PA-Spalt. Die CBCT-Untersuchung ergab ein größeres Volumen der Dentinbrücke nach Applikation von PRP und PRF im Vergleich zu MTA. Diskussion MTA induziert die Vermehrung von Pulpazellen, setzt Zytokine frei und fördert die Bildung von Hartgewebe. MTA regt die Bildung von TGF1 an, das eine Schlüsselrolle bei der Migration der Vorläuferzellen der Pulpa und deren Differenzierung zu Odontoblasten-ähnlichen Zelltypen einnimmt. Diesedifferenzierten Zellen bilden ein dentinoides Gewebe, das eher auf einen reparativen Prozess als auf eine Regeneration hindeutet. Man nimmt an, dass im Unterschied dazu die Applikation von PRP und PRF zu einer echten odontoblastischen Differenzierung führt. Bisher wurde keine klinische Studie durchgeführt, in der MTA, PRP und PRF direkt als Pulpa-Überkappungsmaterialien verglichen wurden. In den bisherigen Studien, die MTA/ PRF oder PRP/PRF oder MTA/PRP für regenerative Verfahren verglichen haben, waren die Ergebnisse vergleichbar. In der aktuellen Studie wurde nach sechs Monaten CBCT genutzt, um die Ausbildung von Dentinbrücken anhand von Radiodichtewerten zu bewerten. Dabei konnte ein dreidimensionales Bild der ausgebildeten Dentinbrücken und der resultierenden Volumina konstruiert werden. Die Idee geht auf Nowicka et al. zurück, die CBCT als Bildgebungsmethode verwendeten, um die Bildung von Dentinbrücken in dritten Molaren, die für eine Extraktion vorgesehen waren, zu bewerten, und die die Ergebnisse der histomorphometrischen Analyse nach der Extraktion mit dem CBCT-Konstrukt korrelierten [Nowicka et al., 2015]. Es zeigte sich, dass PRP und PRF als Pulpaüberkappungsmaterial zu einer dickeren Dentinbrücke führten als MTA. Dieses Ergebnis kann auf die langsame und nachhaltige Freisetzung von Wachstumsfaktoren durch PRF zurückzuführen sein. Obwohl MTA nachweislich die Bildung von Dentinbrücken durch die Induktion biochemischer Wege induziert, liefern Thrombozytenkonzentrate die notwendigen bioaktiven Substanzen in „fertiger“ Form und umgehen den natürlichen biologischen Prozess der Induktion. Allerdings ist die die Applikation von MTA viel einfacher und führt klinisch zum gleichen Erfolg wie die Anwendung von PRP und PRF. Vor diesem Hintergrund wäre die Anwendung von plättchenreichem Plasma für eine direkte Überkappung erst einmal kritisch zu beurteilen. Vorteile für die Blutkonzentrate könnten sich aber ergeben, wenn sich eines Tages herausstellt, dass die mit dem Biomaterial gebildeten Dentinbrücken insgesamt stabiler und langlebiger sind als die synthetischen Alternativen. n Die Studie: Shobana S, Kavitha M, Srinivasan N: Efficacy of Platelet Rich Plasma and Platelet Rich Fibrin for Direct Pulp Capping in Adult Patients with Carious Pulp Exposure - A Randomised Controlled Trial. Eur Endod J 2022; 7: 114-21. AUS DER WISSENSCHAFT In dieser Rubrik berichten die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der zm regelmäßig über interessante wissenschaftliche Studien und aktuelle Fragestellungen aus der nationalen und internationalen Forschung. Die wissenschaftliche Beirat der zm besteht aus folgenden Mitgliedern: Univ.-Prof. (a.D.) Dr. Elmar Hellwig, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (bis 31.12.2023) Univ.-Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Universität Bonn Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, Charité – Universitätsmedizin Berlin Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, Universitätsmedizin Mainz Univ.-Prof. (a.D.) Dr. med. dent. Elmar Hellwig Erzherzogstr. 8, 79102 Freiburg Foto: privat
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