52 | ZAHNMEDIZIN BEHANDLUNG VON ZAHNDURCHBRUCHSSTÖRUNGEN Palatinale Mini-Implantat-Insertion mittels CAD/CAM-gefertigter Bohrschablone Christina Weismann, Maite Aretxabaleta Santos, Bernd Koos, Matthias C. Schulz Dieser Patientenfall zeigt den Therapieansatz mit einer dreidimensional geplanten, in CAD/CAM-Technik hergestellten Bohrschablone bei einem jugendlichen Patienten mit multiplen verlagerten Zahnkeimen, verzögertem Zahndurchbruch sowie einem daraus resultierenden reduzierten Wechselgebiss. Die Herausforderung lag in der optimalen Positionierung der skelettalen Verankerung ohne Schädigung der verlagerten und retinierten Zahnkeime. Eine frühzeitige Diagnose von Zahndurchbruchsstörungen ist notwendig, um die kieferorthopädische Behandlung zum optimalen Zeitpunkt einzuleiten. Aufgrund eines gestörten Zahndurchbruchs kann die Anzahl der für eine dento-alveoläre Verankerung benötigten Zähne jedoch reduziert sein und diese damit verunmöglichen. Daher ist die kieferorthopädische Behandlungsplanung ohne suffiziente Verankerung erschwert. In solchen Fällen liegt eine Möglichkeit in der Verwendung einer skelettalen Verankerung mittels Mini-Implantaten [Costa et al., 1998]. Diese ermöglicht auch die Kombination mit einer Oberkieferexpansion („rapid maxillary expansion“ (RPE)) und wird als „micro-implant-assisted RPE“ (MARPE) bezeichnet – zum Beispiel mithilfe der Hybrid-Hyrax, die viele Vorteile bietet [Clarenbach et al., 2017; Wilmes et al., 2014; Wilmes et al., 2011]. Fallbericht Ein zwölfjähriger Patient stellte sich in der Poliklinik für Kieferorthopädie des Universitätsklinikums Tübingen mit einer skelettalen Klasse-III-Konfiguration, einer Angle-Klasse III, einem Kreuzbiss auf der linken Seite und transversal schmalem Oberkiefer vor. Die Anamnese ergab ein vermindertes Hörvermögen, weshalb der Patient Hörgeräte trug. Darüber hinaus wurde keine Medikamenteneinnahme oder Allergie angegeben. Er wies mit einem dentalen Alter von sieben Jahren einen verzögerten Zahndurchbruch auf. Der initiale intraorale Befund zeigte die in situ befindlichen Zähne 11, 21 und 32–42. Die Zähne 12 und 22 eruptierten in Inklinationsfehlstellung. Die Milcheckzähne und -molaren befanden sich noch in situ. Die Sechsjahrmolaren waren nicht eruptiert und zeigten eine VerlaFoto: Weismann et al. zm114 Nr. 19, 01.10.2024, (1618)
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