54 | ZAHNMEDIZIN n 2. Chirurgische Freilegung der retinierten und verlagerten Zähne n 3. Kieferorthopädische Einordnung der freigelegten Zähne in den Zahnbogen unter Verwendung einer skelettalen Verankerung wegen der durch das reduzierte Gebiss fehlenden dento-alveolären Verankerungsmöglichkeiten n 4. Durchbruchskontrolle der verlagerten Zähne nach Platzgewinn im Zahnbogen n 5. Überstellung des Kreuzbisses durch transversale Oberkiefererweiterung n 6. Korrektur der Inklinations-, Angulations- und Rotationsfehlstellungen der bleibenden Zähne durch Verwendung einer Multi-BracketApparatur in Ober- und Unterkiefer Design und Herstellung der CAD/CAM-Bohrschablone Initial wurde ein Intraoralscan (IOS) des Oberkiefers durchgeführt. Des Weiteren erfolgte eine DVT zur dreidimensionalen Lagebestimmung der Zahnkeime. Die Daten des IOS des Oberkiefers und der DICOM-Datensatz der DVT wurden in die Planungs-Software (coDiagnostiXTM, Dental Wings GmbH, Chemnitz) importiert. Nach Überlagerung der Datensätze erfolgte die Festlegung der Positionen der MiniImplantate, um eine Schädigung der verlagerten Zahnkeime zu vermeiden. Nach dem virtuellen Design der dental gelagerten Bohrschablone wurde diese als Standard Tessellation Language (STL)-Datei exportiert. Die Herstellung der Bohrschablone erfolgte additiv mittels Stereolithographie (SLA) Vat-3D-Drucker. Das verwendete biokompatible und autoklavierbare Material wurde in einer Schichtdicke von 100 µm gedruckt, die sich in einer früheren Studie als suffizient erwiesen hatte [Aretxabaleta et al., 2021]. Die Finalisierung der Bohrschablone erfolgte nach den Herstellerangaben. Zur präoperativen Kontrolle der Bohrschablone wurde zusätzlich ein Oberkiefermodell additiv hergestellt und die Passung der Schablone kontrolliert. Insertion der Mini-Implantate Die Zähne 36, 37, 46 und 47 wurden in Allgemeinanästhesie chirurgisch freigelegt. Zusätzlich wurden die beiden paramedianen Mini-Implantate (2 x 9 mm, Benefit System; PSM North America, Indio, CA) ohne Vorbohren mithilfe der zuvor hergestellten Schablone inseriert (Abbildung 3). Für die Platzierung der Mini-Implantate wurde ein Winkelschraubendreher verwendet. Direkt nach der Operation wurde die bmx DIRECT Hyrax-Schraube (10 mm, BENEfit®-System, Dentalline, Birkenfeld, Deutschland) an den MiniImplantaten befestigt, um ein MARPE zu erzielen (Abbildung 4). Die Eltern des Patienten wurden angewiesen, die Schraube einmal täglich zu aktivieren. Die gesamte Aktivierungszeit der Hyrax-Schraube betrug circa zehn Wochen. Während dieser Zeit vergrößerte sich die transversale Dimension des Oberkiefers um sieben Millimeter im posterioren Bereich (Milchmolaren) und um fünf Millimeter im anterioren Bereich (Milcheckzähne). Währenddessen trat ein mediales Diastema auf (Abbildung 4b und 4c), das auf eine skelettale transversale Expansion des Oberkieferknochens hinwies. Nach der aktiven Expansionsphase der HyraxApparatur wurde das Gerät für weitere Behandlungszwecke verwendet: Erstens als Retentionsgerät, um die bereits erzielte transversale Oberkieferbreite zu halten und zweitens als skelettal verankerte Apparatur zum Einstellen der retinierten und verlagerten Zähne mithilfe individuell angefertigter Kragarme. Hierfür wurde die Hyrax-Apparatur im zahntechnischen Labor modifiziert, indem Kreuzröhrchen für eine stationäre Befestigungen für die Drähte des Kragarms angebracht wurden. Für die Zähne 13, 16, 23 und 26 wurde eine weitere chirurgische Freilegung durchgeführt. Zwei Kragarme (0,017 x 0,025 Zoll TMA-Draht, Dentaurum, Ispringen, Deutschland) wurden verwendet, um die Zähne 13 und 23 kieferorthopädisch in den Zahnbogen einzustellen. Danach wurde eine Teil-Multi-Bracket-Apparatur eingesetzt, um die eruptierten Zähne zu nivellieren (Abbildung 5b). Nach einer Behandlungsdauer von circa sechs Monaten waren die chirurgisch freigelegten Zähne optimal eingeordnet (Abbildung 5). Um die Lücke für die noch retinierten Prämolaren 15 und 25 zu öffnen, wurden in dieser Region auf den Teilbögen offene Federn angebracht. Danach zm114 Nr. 19, 01.10.2024, (1620) Abb. 2: Screenshot der Planungs-Software (coDiagnostiXTM, Dental Wings GmbH, Chemnitz): a) koronare Ansicht der geplanten Mini-Implantat-Positionen (blau), b) sagittale Ansicht des rechten MiniImplantats mit ausreichendem Abstand zur Wurzel des seitlichen Schneidezahns, c) transversale Ansicht des Oberkiefers mit multiplen verlagerten und retinierten Zahnkeimen, d) dreidimensionale Visualisierung der Überlagerung des Unter- und Oberkiefers aus der DVT (braun) mit dem intraoralen Oberkieferscan (grün) und der virtuellen Bohrschablone (weiß), e) Ansicht der geplanten Positionen der Mini-Implantate in der Panoramaschicht a c d b e Foto: Weismann et al.
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