Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 19

56 | ZAHNMEDIZIN wurden die Zähne 15 und 25 chirurgisch freigelegt und ebenfalls mithilfe von zwei Kragarmen (0,017 x 0,025 Zoll TMA-Draht) eingestellt (Abbildung 5e und 5f, Abbildung 6). Das Endergebnis ist in der Panoramaschichtaufnahme in Abbildung 6 gezeigt, in der beide Mini-Implantate keine Anzeichen einer peri-implantären Osteolyse aufweisen. Während des Behandlungszeitraums von insgesamt 31 Monaten wurden keine unerwünschten Nebenwirkungen beobachtet. Diskussion Während des Wachstums ist der Zahndurchbruch ein wichtiger Faktor in der maxillofazialen Entwicklung. Das Auftreten eines ektopischen Zahndurchbruchs kann zu erheblichen Zahnfehlstellungen führen. Diese strukturelle Veränderung kann im stomatognathen System während des Wachstums zu einer Anpassung desselben führen, was eine Dysgnathie zur Folge hat [Björk und Skieller, 1972]. Die Durchbruchsstörung kann durch Faktoren wie Geschlecht, Alter oder ethnische Zugehörigkeit beeinflusst oder durch ein Syndrom wie zum Beispiel die Primäre Zahndurchbruchsstörung (Primary Failure of Eruption - PFE) verursacht werden [Proffit und Vig, 1981]. Des Weiteren kann der Zahndurchbruch durch pathologische Hindernisse, wie Zysten, überzählige Zähne oder Traumata/Operationen ungünstig beeinflusst werden. Zu den gebräuchlichsten Begriffen, die eine Zahndurchbruchsstörung beschreiben, gehören „Impaktion“ und „Retention“. Unter „Impaktion“ versteht man „das Sistieren des Durchbruchs, das durch eine radiologisch oder klinisch nachweisbare physische Barriere im Durchbruchsweg, zum Beispiel überzählige Zahnkeime, verursacht wird“ [Rajendran, 2014]. Zu den möglichen Ursachen zählen Platzmangel im Zahnbogen, ein vorzeitiger Milchzahnverlust sowie eine abnormale Position des Zahnkeims [Regezi et al., 2017]. Retention kann hingegen als primär oder sekundär definiert werden. Unter primärer Retention versteht man, dass ein Zahnkeim nicht eruptiert und im Kiefer verbleibt, obwohl dieser normal entwickelt oder richtig platziert ist und ein identifizierbares Hindernis fehlt [Andreasen et al., 2019]. Unter sekundärer Retention versteht man das Verbleiben des Zahnkeims im Kiefer ohne erkennbare physische Barriere, jedoch als Folge einer abnormalen Position [Andreasen et al., 2019; Raghoebar et al., 1989]. Die Begriffe „Impaktion“ und „Retention“ werden dabei in der Literatur häufig synonym verwendet. Der Zahndurchbruch ist ein multifaktoriell gesteuerter Vorgang, so dass das Fehlen eines Faktors durch einen anderen ausgeglichen werden kann. Wenn diese Kompensation jedoch nicht stattfindet, kann der Vorgang gestört sein. Dies führt möglicherweise zu einem verzögerten Zahndurchbruch. Der Patientenfall ist ein Beispiel für die Verwendung CAD/CAM-gefertigter Bohrschablonen zur Insertion von Mini-Implantaten bei multiplen verlagerten Zahnkeimen sowie verzögertem Zahndurchbruch. Die Herausforderung lag in der Notwendigkeit der transzm114 Nr. 19, 01.10.2024, (1622) Dr. Christina Weismann Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsklinikum Tübingen Osianderstr. 2-8, 72076 Tübingen Foto: privat Maite Aretxabaleta Santos Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsklinikum Tübingen Osianderstr. 2-8, 72076 Tübingen Foto: privat ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Prof. Bernd Koos Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsklinikum Tübingen Osianderstr. 2-8, 72076 Tübingen Foto: Beate Armbruster, Copyright Universitätsklinikum Tübingen Dr. Matthias C. Schulz Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Tübingen Osianderstr. 2-8, 72076 Tübingen Foto: Beate Armbruster, Copyright Universitätsklinikum Tübingen Abb. 6: Panoramaschichtaufnahme zur Nachuntersuchung im Alter von 13 Jahren: Die verlagerten Keime der Zähne 15 und 25 sind sichtbar, teilweise überlagert von der Ausleger-Struktur im Gaumenbereich. Beide Mini-Implantate zeigen keine Anzeichen einer peri-implantären Osteolyse. Foto: Weismann et al.

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