Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 19

62 | PRAXIS AUCH ARBEITGEBER KÖNNEN PROFITIEREN Worauf ist beim Sabbatical zu achten? Auch wenn ein Sabbatical in der Privatwirtschaft normalerweise nicht vorgesehen ist, gewinnen berufliche Auszeiten auf Wunsch der Mitarbeitenden in vielen Unternehmen an Bedeutung. Egal, ob diese für eine Weiterbildung, die Pflege von Angehörigen oder die Verwirklichung persönlicher Träume genutzt werden, es gilt: Gut geplant birgt der Ausstieg auf Zeit auch Chancen für Arbeitgeber. Der Begriff Sabbatical stammt aus den USA, ist vom hebräischen „schabbat“ (deutsch „aufhören, ruhen“) abgeleitet und wurde zunächst von Professoren an US-Universitäten als Begriff für ein Forschungs- oder Freisemester verwendet. Heute wird der Begriff Sabbatical oder das eingedeutschte Sabbatjahr immer häufiger durch die Formulierung „gap year“ abgelöst, der jedoch auch eine Auszeit von Abiturientinnen und Abiturienten bis zur Aufnahme des Studiums oder der Ausbildung beschreiben kann. An europäischen Hochschulen sind Sabbaticals seit den 1990er-Jahren möglich und werden zunehmend in Anspruch genommen. Parallel entwickelten sich analoge Regelungen in der Wirtschaft, insbesondere in größeren Unternehmen. Einer nicht repräsentativen Befragung des ifo-Instituts [Freuding et al., 2023] zufolge sind solche Auszeiten von bis zu einem Jahr in einem Viertel von 630 befragten Unternehmen möglich. In der Mehrheit der Unternehmen (59 Prozent) ist dies jedoch nicht möglich. Überraschender sei, schreiben die Forschenden, dass 17 Prozent der Personalchefs die Maßnahme des Sabbaticals „nicht bekannt“ ist. Der Vergleich der Unternehmensgrößen zeige aber deutlich: Je größer ein Unternehmen ist, desto eher wird ein Sabbatical ermöglicht. So bietet mehr als die Hälfte der Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten und jedes vierte Unternehmen mit 250 bis 499 Beschäftigten eine unbezahlte Auszeit an (Grafik). Der Anteil der Menschen, die das Angebot nutzen, sei jedoch gering. Er liegt laut Befragung bei unter einem Prozent. Nehmen Beschäftigte eine Auszeit, hat diese laut Umfrage durchschnittlich eine Länge von 99 Tagen. Die Dauer ist bei Angestellten im Handel mit 127 Tagen am höchsten, gefolgt von der Industrie mit 117 Tagen und dem Dienstleistungssektor mit 87 Tagen. Fazit der Forschenden: Auch wenn Sabbaticals in Unternehmen nur wenig genutzt werden, bieten sie Angestellten sehr flexible Möglichkeiten, eine längere Auszeit einzulegen. „Und dabei ist es nicht notwendig den Job zu kündigen – was in Zeiten des Arbeitskräftemangels von sehr großer Bedeutung ist.“ Die Einführung von Sabbaticals könne auch für Arbeitgeber diverse Vorteile mit sich bringen, erklärt der Kölner Fachanwalt für Arbeitsrecht Volker Görzel vom Verband deutscher Arbeitsrechtsanwälte (VDAA). Arbeitnehmende erhielten die Gelegenheit, neue Fähigkeiten und Erfahrungen zu sammeln und gleichzeitig Abstand vom Berufsalltag zu gewinnen, argumentiert er. Auch könne die Vereinbarkeit von Beruf und familiären Verpflichtungen durch ein Sabbatical verbessert werden, was die Bindung der Mitarbeitenden ans Unternehmen stärke. Unternehmen könnten außerdem ihre Attraktivität als Arbeitgebende steigern, indem sie ihren Mitarbeitenden eine ausgewogene Work-Life-Balance ermöglichen. Auf welche Position ist die Rückkehr möglich? Bei der vertraglichen Ausgestaltung eines Sabbaticals seien allerdings verschiedene Aspekte zu berücksichtigen, erklärt Görzel. Die wichtigsten sind: n die mögliche Dauer der SabbaticalPhase n die Methode, wie die Arbeitszeit für die Auszeit angespart wird n Regelungen zur Vergütung während der Maßnahme Außerdem sollte immer geklärt werden, welche Position und Aufgaben der Arbeitnehmer nach seiner Rückkehr übernimmt und wie mögliche Vorbereitungen für den Fall einer vorzeitigen Rückkehr getroffen werden können, erklärt der Arbeitsrechtler. Selbst bei einer vorzeitigen Beendigung eines Sabbaticals, beispielsweise aufgrund Foto: Eskymaks - stock.adobe.com zm114 Nr. 19, 01.10.2024, (1628)

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