GESELLSCHAFT | 65 haben wir die Teilnahmegebühren so gering wie möglich gehalten: 100 Euro für das gesamte Wochenende. Wir haben auch gratis Tickets an Studentinnen und Studenten vergeben, damit sie nicht aus finanziellen Gründen auf die Konferenz verzichten müssen. So international wie unsere Besucher sind auch das Programm und die Auswahl der Referenten: Wir haben renommierte Experten sowohl aus Deutschland als auch aus dem amerikanischen und dem arabischen Raum. Wie sehen Sie die Rolle der Konferenz in Bezug auf die berufliche Integration arabischer Zahnärztinnen und Zahnärzte in Deutschland? Was die berufliche Integration angeht, ist die Konferenz für viele von immenser Bedeutung. Selbst Kollegen, die in Deutschland studiert haben, wollen wissen, wie die Abrechnung in der Praxis läuft, wie man die Steuern berechnet, wie man am besten Personal rekrutiert und wie man eine Praxis übernimmt. Das hilft allen, sich beruflich besser integrieren zu können. Wie aber bereits eingangs erwähnt, ist der Erfahrungsaustausch eines unserer größten Konferenzziele. Wir sind besonders stolz darauf, dass dieses Jahr insgesamt zehn Kolleginnen und Kollegen durch ein Gratis-Ticket teilnehmen konnten, die noch nicht mal einen Monat in Deutschland leben. Diese Chance hatte ich, wie viele andere, vor Einführung der Konferenz leider nicht und musste viel mehr Zeit und Nerven investieren, bis ich die notwendigen Schritte verstanden habe. Wir hoffen, neu angekommene arabische Zahnärztinnen und Zahnärzte motivieren zu können und ihnen den Start deutlich zu vereinfachen. Erwähnenswert ist auch, dass unser Projekt das erste ist, was alle arabischen Zahnärztinnen und Zahnärzte in Deutschland zusammenbringt. Spielt die politische Situation in Deutschland – gerade im Hinblick auf die Ergebnisse der Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen – eine Rolle bei der Konferenz? Wird durch die Konferenz eine politische Botschaft vermittelt? Wenn ja, welche? Politik spielt durchaus eine zentrale Rolle. Ich habe selbst lange in Dresden gearbeitet. Es ist glücklicherweise selten vorgekommen, aber es gab Situationen, in denen Patienten eine Behandlung von mir – einem offensichtlich nicht aus Deutschland stammenden Zahnarzt – abgelehnt haben. Ich erinnere mich an einen Patienten mit Kieferbruch, den ich im Notdienst behandelt sollte und der die Ambulanz des Uniklinikums verlassen hat. Es gab auch die eine oder andere anspannte Situation im Behandlungsteam, aber viele von uns haben sich an rassistische Blicke und rassistisches Verhalten gewöhnt. Manche Patienten, die mir gegenüber anfangs skeptisch waren, haben nach einer gewissen Zeit Vertrauen gefasst und waren sehr zufrieden mit meiner Behandlung. Dennoch musste ich mir anhören, dass ich „eine Ausnahme unter meinen vielen schlechten Landsleuten“ wäre. Ich möchte aber nichts pauschalisieren: Ich habe auch treue Freunde in Sachsen – Freundschaften, die auch nach meinem Wegzug noch Bestand haben. zm114 Nr. 19, 01.10.2024, (1631) Die Jahreskonferenz arabischer Zahnärzte in Deutschland (JAZD) fand 2024 zum dritten Mal statt, in diesem Jahr trafen sich die Kolleginnen und Kollegen am 6. und 7. September in Berlin. Foto: JAZD „Wir hoffen, neu angekommene arabische Zahnärztinnen und Zahnärzte motivieren zu können und ihnen den Start deutlich zu vereinfachen.“
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