Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 19

66 | GESELLSCHAFT Eines ist allerdings klar: Durch die Wahlergebnisse in Sachsen und Thüringen werden beide Bundesländer von vielen nicht-deutschen Kolleginnen und Kollegen, die sich niederlassen wollen, gemieden. Laut den Statistiken werden viele Zahnärzte ab dem Jahr 2030 in Rente gehen und einige leere Praxen hinterlassen. Durch die schockierenden Wahlergebnisse verlieren diese Praxen und somit die Menschen im ländlichen Raum viele potenzielle Nachfolger. Durch die Konferenz möchten wir auch eine politische Botschaft senden: Wir sehen uns als Teil der deutschen Bevölkerung – sowohl beruflich als auch persönlich. Die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen sind eingebürgert, integriert, dürfen wählen und die Zukunft dieses Landes aktiv mitgestalten. Viele sind mittlerweile Arbeitgeber von vielen zufriedenen Angestellten, unterstützen dieses Land und reduzieren somit den Druck auf das Gesundheits- und Sozialsystem. Viele syrische und arabische Zahnärzte und Helferinnen scheuen sich nicht, eher unattraktive Stellen auf dem Land anzunehmen und dort zu arbeiten, wo sie gebraucht werden. Wir sind es mittlerweile gewohnt, dass wir unterschätzt werden. Das bringt aber weder uns noch dem Land eine positive Perspektive für die Zukunft. Wir wünschen uns eine realistische Darstellung in den Medien, also einen Blick auf die Mehrheit der integrierten Einwanderer. Dies würde dazu führen, den zunehmenden Hass zu mindern. Leider machen viele von uns arabischsprachigen Personen, die nach 2015 nach Deutschland geflüchtet sind, die Erfahrung, in einen Topf geworfen und pauschal diskriminiert zu werden. Wir wissen, dass das nicht die Meinung der Mehrheit ist. Leider ist Rassismus oft am lautesten und steht im Fokus der Medien. Umgekehrt gilt das leider nicht für akademische und positive Leistungen. Auch wenn der zunehmende Rassismus uns erschreckt, entmutigt er uns nicht. Wir sind dankbar, dass dieses Land uns aufgenommen und an vielen Stellen unterstützt hat. Wir versuchen jede Chance zu nutzen, um dazu beizutragen, aus Deutschland ein stärkeres Land zu machen und das Gesundheitssystem zu unterstützen. Schließlich möchte ich noch herausstellen, dass viele Kongressteilnehmer ein Teil des deutschen Lehrsystems sind, die Zahnmedizinstudierende unterrichten. Sie erwähnten die Gründung einer offiziellen Einrichtung oder eines Vereins. Welche Ziele verfolgen Sie mit dieser zm114 Nr. 19, 01.10.2024, (1632) KONGRESSEINDRÜCKE VON DR. NIKOLA LIPPE SALAMU ALAYKUM Die langen Gänge des Estrel Convention Center Berlin führen mich die Rolltreppe hinauf in einen Lichthof. Der Counter zur Akkreditierung unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von anderen Kongressen – mit dem einzigen Unterschied, dass ich mit „salamu alaykum“ begrüßt werde. Mit einem Namensschild um den Hals und einem Kaffee mit Hafermilch in der Hand nehme ich im großen Konferenzsaal Platz. Wäre er nicht so modern, würde er mich noch mehr an meine Unizeit erinnern. Die Kongress-Eröffnung findet schon um acht Uhr morgens statt, das wissenschaftliche Hauptprogramm beginnt aber erst mittags – dementsprechend ist der Saal noch nicht voll. Die drei Kongressgründer begrüßen die Besucher – auch Karsten Heegewaldt, Präsident der Zahnärztekammer Berlin, sendet per Video eine Grußbotschaft. Die Vorträge am Vormittag widmen sich hauptsächlich wirtschaftlichen Themen, parallel laufen Workshops. Zu Beginn des ersten Vortrags bittet der Referent alle im Saal per Handzeichen über die Sprache des Vortrags abzustimmen – zur Auswahl stehen Deutsch, Englisch oder Arabisch. Wir einigen uns auf deutsche Slides und Arabisch als Vortragssprache, so dass alle folgen können. Zwischen den Vorträgen gibt es Croissants, Obst, Börek und jede Menge Händeschütteln und Gastfreundschaft. Ich werde von den Organisatoren der Konferenz als nichtarabisch-sprechende Teilnehmerin herumgeführt. Stolz zeigen sie mir, was sie in monatelanger Arbeit auf die Beine gestellt haben. Die meisten Teilnehmenden kommen aus Syrien, einige auch aus anderen arabischen Ländern. Viele kennen sich und waren auch im Vorjahr schon dabei. Auch ich komme nächstes Jahr bestimmt wieder – wa ʿalaykumu s-salām. Die Kongressgründer: Dr. Anas Akminasi, Mohammad Aljabal und Yamen Aslan Foto: JAZD

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