74 | ZAHNMEDIZIN DAS TÜBINGER KONZEPT MIT DIGITALEM WORKFLOW Kieferorthopädische Therapie von Säuglingen mit kraniofazialen Anomalien Christina Weismann, Bernd Koos, Maite Aretxabaleta Santos Die kieferorthopädische Therapie bei Säuglingen und Neugeborenen mit einer kraniofazialen Anomalie beginnt direkt nach der Geburt. Aufgrund der Fehlbildung entstehen erhebliche funktionelle Probleme, die in manchen Fällen die Nahrungsaufnahme und die Atmung nahezu unmöglich machen. Um diese Probleme zu beheben, ist eine frühzeitige Therapie lebensnotwendig. Wie Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten, Trisomie 21 und Robin-Sequenz, die häufigsten kraniofazialen Fehlbildungen, nach dem Tübinger Konzept behandelt werden, lesen Sie hier. Kieferorthopädische Plattenapparaturen für die Behandlung kraniofazialer Anomalien von Neugeborenen und Säuglingen (craniofacial disorder, CD) werden bereits seit 2018 in der Poliklinik für Kieferorthopädie am Universitätsklinikum Tübingen hergestellt (Abbildung 2). Dabei hat der digitale Workflow basierend auf der Computer-Aided-Designed/-Manufactured (CAD/CAM) Technologie das konventionelle Verfahren mit der risikobehafteten Abdrucknahme und die Apparaturenherstellung im zahntechnischen Labor komplett abgelöst. Seit der Digitalisierung sind an der Poliklinik für Kieferorthopädie am Universitätsklinikum Tübingen bisher 436 Patienten erfolgreich versorgt werden. Die Migration auf digitale Verfahren wurde durch klinische Studien begleitet, die zeigen, dass der Workflow risikoarm und patientenfreundlich ist unddieEffizienz der Behandlung sowie die Passgenauigkeit der Apparaturen erhöht [Aretxabaleta et al., 2022; Aretxabaleta et al., 2021a, b]. Digitaler Workflow Der Einstieg in den Workflow ist der digitale Abdruck in Form eines Intrazm114 Nr. 19, 01.10.2024, (1640) Abbildung 1: En-Face und intraorale Aufnahmen von Patienten mit verschiedenen kraniofazialen Fehlbildungen: a) Patient mit Trisomie 21, b) Patient mit Trisomie 21 und offener Mundhaltung mit typischer, einhergehender hypotoner perioraler Muskulatur, c) und d) Patient mit linksseitiger Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte, e) Patient mit Robin-Sequenz und eingesetzter Tübinger Atemplatte, f) Intraorale Aufnahme des Patienten mit Robin-Sequenz und damit einhergehender Spalte des harten und des weichen Gaumens Fotos: Weismann C/Aretxabaleta M/UKT/ZMK/KFO a c b d e f
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