ZAHNMEDIZIN | 75 oralscans mittels Scanner (Trios 3 oder 4, 3Shape, Kopenhagen, Dänemark) (Abbildung 3). Die Umstellung vom konventionellen Abdruck mit Alginatmasse zum digitalen Scan bietet viele Vorteile und reduziert Risiken. Gerade bei Patienten mit einer Lippen-KieferGaumen-Spalte besteht die Gefahr, dass Reste von Abdruckmaterial in den Unterschnitten der Spalte verbleiben, sich in die Atemwege verlagern oder das umliegende Gewebe entzünden können. Dies kann lebensbedrohliche Situationen hervorrufen. Daher werden die Patienten für eine konventionelle Abdrucknahme sediert oder mindestens intubiert, um den oberen Atemweg zu sichern. Während eines intraoralen Scans entfällt diese Maßnahme, da man den Prozess jederzeit unterbrechen kann. Der digitale Abdruck kann als STL-Datei gespeichert werden und der Datenaustausch schneller erfolgen. Herstellung der Plattenapparatur Ausgehend vom Intraoralscan wird virtuell ein digitales Modell mit der Software Appliance Designer (3Shape A/S, Kopenhagen, Dänemark) erstellt. Daraus wird anschließend mittels der Dental Designer Software (3Shape A/S) die Plattenapparatur designt. Dabei können je nach Bedarf Gaumenfalten nachempfunden werden und je nach Art der Plattenapparatur wahlweise ein Stimulationselement oder eine velopharyngeale Verlängerung angebracht werden. Nach Design wird davon eine STL-Datei erstellt und diese in Netfabb Premium 2021 (Autodesk, San Rafael, CA, USA) importiert und die Bauplattform des Solflex 170 (Way2 Production, Wien, Österreich) angezeigt, um die Teile virtuell darauf zu positionieren. Die Herstellung der Apparatur erfolgt mittels 3-D-Drucker aus V-Print Splint Material (VOCO, Cuxhaven, Deutschland). Danach kommt die Platte ins Zahntechniklabor für die Nachbearbeitung. Dafür werden die Stützstrukturen entfernt, die Platte für circa drei Minuten in ein Isopropanolbad gelegt und im Anschluss zweimal lichtgehärtet. Die Hochglanzpolitur erfolgt lediglich an der lingualen und nicht an der palatinalen Seite, um hier mehr Retentionsoberfläche zu gewährleisten. Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte In Mitteleuropa ist schätzungsweise eins von 600 Neugeborenen von der Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte (LKG-S) betroffen [Cobourne, 2004]. Sie zählt somit zu den häufigsten Fehlbildungen. Die Inzidenz der Spaltbildung ist regional unterschiedlich. Als Ursache gelten sowohl endogene als auch exogene Faktoren. Dabei ist kein einzelner genetischer Defekt bekannt, es zm114 Nr. 19, 01.10.2024, (1641) Fotos: Weise et al. Abbildung 2: Schematische Übersicht des auf Computer-Aided-Designed/-Manufactured(CAD/CAM)-Technologie basierenden digitalen Workflows zur Herstellung von kieferorthopädischen Apparaturen bei Säuglingen und Kleinkindern mit kraniofazialen Fehlbildungen Foto: Weismann C/Aretxabaleta M/UKT/ZMK/KFO Abbildung 3: Intraoralscan bei einem Säugling mit Robin-Sequenz
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