Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 19

ZAHNMEDIZIN | 77 ment. Deshalb wird ein Tape mit zwei Gummis verwendet, um das Zwischenkiefersegment in der sagittalen und in der vertikalen Dimension in einer physiologischen Position zu fixieren (Abbildungen 6b und 6c). Durch die Spaltbildung ist ein Stillen in den meisten Fällen unmöglich, da kein Unterdruck an der Brust aufgebaut werden kann und somit zu wenig Sog zum Fördern der Milch vorhanden ist. Daher wird ein Abpumpen der Muttermilch empfohlen. Das Füttern erfolgt mit einem speziellen Flaschensystem, den Playtex™ Baby Flaschen (Shelton, CT, USA), die den Eltern ausgehändigt werden. Dieses Flaschensystem enthält einen weichen Beutel (den sogenannten „drop-in liner“), eine Trinkflasche, einen Sauger sowie einen passenden Saugerring. Dieser Beutel wird in die Trinkflasche von oben eingelegt und mit dem Saugerring darin fixiert. Die Trinkflasche hat einen offenen Boden. Dadurch kann der Milchfluss im Mund des Patienten durch sanften Druck auf den Beutel von der Unterseite erfolgen. Dies ermöglicht ein kontrolliertes Saugen und Schlucken, ohne dass die Gefahr einer Erschöpfung besteht. Während des stationären Klinikaufenthalts erhalten Patienten und Eltern ein Ernährungstraining durch das Pflegepersonal. Darüber hinaus geben Logopäden eine Einführung in die orofaziale Regulationstherapie nach dem Castillo-Morales-Konzept [CastilloMorales, 1982; Limbrock et al., 1993]. Die Patienten werden in der Regel nach drei bis fünf Tagen vom stationären Aufenthalt aus der Klinik entlassen. Eine Erstanpassung der Apparatur kann allerdings auch ambulant in der Poliklinik für Kieferorthopädie erfolgen. Voraussetzung für die Entlassung sind ein sicherer Umgang der Eltern mit der Gaumenabdeckplatte und dem Tape. Außerdem muss das Trinken der altersentsprechenden Menge an der Flasche gewährleistet sein, am besten in Kombination mit weiterführender ambulanter Therapie in einer logopädischen Praxis. zm114 Nr. 19, 01.10.2024, (1643) Abbildung 5: Standardisierter Workflow zur Herstellung von Gaumenabdeckplatten bei Patienten mit Lippen-Kiefer-GaumenSpalten: a) Oberkiefer-Scan, b) die Dimension für die Platte wird digital festgelegt, c) eine CAD-Gaumenplatte wird virtuell designt, d) Patient ohne Plattenapparatur mit einseitiger Lippen-Kiefer-GaumenSpalte, e) Patient mit einer komplett digital hergestellten Gaumenabdeckplatte Fotos: Weismann C/Aretxabaleta M/UKT/ZMK/KFO Fotos: Weismann C/Aretxabaleta M/UKT/ZMK/KFO Abbildung 6: Lippen-Taping bei einem Patienten mit einseitiger für Lippen-KieferGaumen-Spalte (LKG-S) (a) und beidseitiger LKG-S (b und c): a) Patient mit einseitiger LKG-S und getaperter Lippe: Das Tape wird vom größeren Spaltsegment unter Spannung des Gummis in Richtung des kleineren Segments (Pfeil) angebracht, um die fehlgestellten Spaltsegmente in eine physiologische Position zu bringen. b) Frontalansicht des Lippen-Tapings für beidseitige LKG-S, bei dem die Hautreizung (Kreis) beobachtet werden kann. c) Seitenansicht des Lippen-Tapings für die beidseitige LKGS. Die Zugrichtung des Tapes fixiert das dislozierte Zwischenkiefersegment nach posterior/kaudal (Pfeil). a c d b e a c b

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