80 | ZAHNMEDIZIN der sagittalen Dimension der Verlängerung hergestellt. Die korrekte Position der Verlängerung der Prototypen wird mit einer faseroptischen Nasopharyngoskopie im Wachzustand mit C-MAC® (Monitor 8403 ZX, Karl Storz, Tuttlingen, Deutschland) zusammen mit den Kollegen der Neonatologie und Pflegepersonal kontrolliert. Die Kontrolle muss im Wachzustand durchgeführt werden, damit die Muskulatur der oberen Atemwege und damit die Relation der Verlängerung dazu unter Normalbedingungen beurteilt werden kann. Die Untersuchung ist zwar unangenehm, aber nicht schmerzhaft und dauert in der Regel nur wenige Minuten. Die Dimension der Verlängerung (Länge, Breite) kann während der Untersuchung von den Kieferorthopäden mittels rotierendem Schleif- und Poliermotor an die anatomischen Gegebenheiten angepasst werden. Eine erfolgreiche und gut angepasste TPP soll funktionelle Probleme, wie die Atmung und die damit verbundene Sauerstoffsättigung, verbessern und ein korrektes Schlucken gewährleisten. Ist die exakte Position der Verlängerung gefunden, wird der Prototyp im zahntechnischen Labor in eine definitive TPP mit Fixierungsbügel überführt. Beim Einsetzen der fertigen Platte durch die Kieferorthopäden in der Abteilung für Neonatologie sind Pflegepersonal, ein Neonatologe sowie die Eltern anwesend. Hier werden die Eltern über die Hygienemaßnahmen aufgeklärt und im Umgang mit der Apparatur geschult. Die TPP wird auch mit Haftcreme eingesetzt und mindestens einmal am Tag gewechselt. Zum optimalen Halt müssen extraorale Tapes an den Fixierungsbügeln angebracht werden, um den Druck auszugleichen, den die Zunge an der Verlängerung ausübt (Abbildung 1e). Die Tapes bestehen aus den gleichen Teilen wie die bereits beschriebenen Lippentapes der LKG-SPatienten. Die meisten RS-Patienten erhalten direkt nach Geburt eine Magensonde, da selbstständiges Saugen und Trinken an der Brust oder Flasche aufgrund der funktionellen Einschränkungen nicht möglich ist. Daher beinhaltet das TPPBehandlungskonzept eine frühe, spezielle Fütterungstechnik mittels Fingerfeeder (Finger Feeder, Medela, Baar, Schweiz). Wenn die Patienten in der Lage sind, mit einer Flasche zu trinken, wird der Fingerfeeder durch die bereits beschriebene Playtex Flasche ersetzt. Um die Kraft der Mundmuskulatur zu stimulieren und zu trainieren, wird mit den Patienten auch die orofaziale Regulationstherapie nach dem Konzept von Castillo-Morales durchgeführt. Um ein gutes Therapieergebnis zu erzielen, muss die TPP kontinuierlich getragen werden, das heißt 24 Stunden täglich. Während des stationären Aufenthalts wird der richtige Sitz täglich in der klinischen Routine von den Kieferorthopäden überprüft. Macht der Patient noch Atemgeräusche, ist eine Anpassung der velopharyngealen Verlängerung erforderlich. Dies erfolgt anhand der erneuten Visualisierung der anatomischen Gegebenheiten mittels Nasopharyngoskopie und gegebenenfalls an der sich daran orientierenden Änderung der Verlängerung. Vor der Entlassung muss eine weitere Polygrafie durchgeführt werden, um die Wirksamkeit mit dem Ziel eines OAI < 3 zu kontrollieren. Wenn das Ergebnis oberhalb eines OAI > 3 liegt, muss die Position der Verlängerung erneut korrigiert werden. Vor Entlassung muss ebenfalls sichergestellt werden, dass die Eltern in der Plattenpflege eingelernt sind und dass die Patienten ausreichend mit der Apparatur trinken können, um eine altersgerechte Gewichtszunahme zu erzielen. Ein Kontrolltermin erfolgt nach sechs bis acht Wochen. Aufgrund zm114 Nr. 19, 01.10.2024, (1646) DIE DREI KRANIOFAZIALEN ANOMALIEN UND DIE ENTSPRECHENDEN APPARATUREN IM ÜBERBLICK Kraniofaziale Fehlbildung Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte Robin-Sequenz Trisomie 21 Apparaturtyp Gaumenabdeckplatte Tübinger Atemplatte Stimulationsplatte Therapiebeginn direkt nach Geburt direkt nach Geburt ca. ab dem 3. Lebensmonat Therapiezeitraum bis zum operativen Verschluss der Spalte (ca. 1 ½ Lebensjahre) ca. 6. bis 9. Lebensmonat bis zum Durchbruch der Seitenzähne Kontrollintervalle 6 bis 8 Wochen 6 bis 8 Wochen 8 bis 10 Wochen Neuanfertigung alle 3 bis 4 Monate eine Neuanfertigung nach ca. 3 Monaten Therapie alle 5 bis 6 Monate Nebenwirkungen nDruckstellen (Frequenz: selten) nHautreizung durch Lippentape (Frequenz: selten) nDruckstellen (Frequenz: manchmal) nEinkerbungen (Frequenz: oft) keine Plattenwechsel täglich täglich täglich Tragezeit immer (24 h/Tag, außer zu Reinigungszwecken) immer (24 h/Tag, außer zu Reinigungszwecken) nunterschiedliche Zeitpunkte, damit Anreiz interessant bleibt nwährend Logopädie Überblick gemäß Leitfaden Quelle: Weismann et al.
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