Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 20

zm114 Nr. 20, 16.10.2024, (1680) 14 | POLITIK PROTESTVERANSTALTUNG IN NRW UND HESSEN Tausende Zahnärztinnen und Zahnärzte zeigen der Bürokratie die Zähne Nach vorangegangenen Protesten ging die Zahnärzteschaft auch in Hessen und Nordrhein-Westfalen auf die Straße, um vor einer Gefährdung der Versorgung durch eine verfehlte Gesundheitspolitik zu warnen. Im Gesundheitswesen wächst der Unmut und macht sich lautstark Luft: Nach vorangegangenen Protesten von Ärztinnen und Ärzten, Apothekerinnen und Apothekern in Hessen und Aktionen der Zahnärzteschaft in anderen Bundesländern, gingen am Tag der Zahngesundheit in Hessen und in Nordrhein-Westfalen auch Zahnärztinnen und Zahnärzte auf die Straße. Ziel der Kundgebung sei es gewesen, Missstände öffentlich anzuprangern, teilten die Landeszahnärztekammer Hessen (LZKH), die Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV) Hessen und der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ LV Hessen), die gemeinsam zur Teilnahme an den zentralen Kundgebungen in Frankfurt und in Kassel aufgerufen hatten, mit. „Auch Praxismitarbeiterinnen und -mitarbeiter, Zahntechnikerinnen und -techniker, Patientinnen und Patienten waren den Aufrufen gefolgt, denn eine Gefährdung der Versorgung betrifft alle. Bereits jetzt sind viele Zahnärztinnen und Zahnärzte aufgrund der politischen Rahmenbedingungen ihrer Berufsausübung frustriert“, so die Veranstalter. Praxen fänden keine Nachfolger, müssten früher als geplant schließen „und junge Kolleginnen und Kollegen fragen sich, ob es noch Sinn macht, das Wagnis einer Niederlassung in eigener Praxis anzugehen“. In Hessen nahmen an den Protestveranstaltungen in Frankfurt und in Kassel – jeweils auf dem Opernplatz – insgesamt rund 2.500 Menschen teil. Unterstützt wurden die hessischen Proteste durch Vertreter der Politik wie den Landtagsabgeordneten Maximilian Bathon (CDU) in Kassel sowie die Gesundheitspolitischen Sprecher Dr. Ralf-Norbert Bartelt (CDU) und Yanki Pürsün (FDP) bei der Kundgebung in Frankfurt. „Wir führen in unseren Praxen täglich ambulante chirurgische Eingriffe durch, anästhesieren und implantieren. Wenn es aber darum geht, Leitungswasser zur jährlichen Überprüfung der Trinkwasserqualität in ein Fläschchen abzufüllen, kommen unsere Fertigkeiten offenbar an ihre Grenzen, denn hierfür haben wir in Hessen einen Hunderte Praxisteams fanden sich auf dem Frankfurter Opernplatz ein, um gegen die aktuelle Gesundheitspolitik zu protestieren. Foto: KZVH/RL 51 TAGE GEHEN PRO JAHR FÜR BÜROKRATIE DRAUF Unter dem Motto „Zähne zeigen gegen Bürokratie“ gingen am 25. September auch in Nordrhein Zahnärztinnen und Zahnärzte auf die Straße. In Düsseldorf, Essen, Köln und 13 weiteren Städten warnten sie an Informationsständen vor den Folgen überflüssiger Bürokratie und einer unausgereiften Digitalisierung. Aktuell gebe es 962 Verordnungen und Regeln, die den Arbeitsalltag von Zahnmedizinern betreffen, informiert die Kammer Nordrhein. „Die damit verbundenen Dokumentationspflichten und Verwaltungsaufgaben fressen pro Woche 24 Arbeitsstunden, hochgerechnet auf ein Jahr sind es 51 Tage. Insgesamt gehen 25 Prozent der Behandlungszeiten für Dokumentationen und Co. dadurch verloren“, heißt weiter. Zeit, die für die Behandlung der Patientinnen und Patienten fehlt. Manchmal frage er sich, „ob der Patient noch im Fokus der Berliner Gesundheitspolitik steht oder ob der Dokumentationsvorgang inzwischen seinen Platz eingenommen hat“, erklärte Dr. Ralf Hausweiler, Präsident der Zahnärztekammer Nordrhein, der zur Information von Patientinnen und Patienten ebenfalls auf die Straße ging. Foto: Andreas Endermann

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