Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 20

24 | ZAHNMEDIZIN einer 30-MHz-US-Sonde (ZS3, L30-8, Mindray, Mountain View CA, USA) die Differenzierung zwischen periimplantärer Gesundheit und Erkrankungen beschrieben [Chan et al., 2020] (Abbildung 9). In einer weiteren klinischen Studie wurde die Aussagekraft der funktionellen Sonografie des periimplantären Weichgewebes bei Implantaten mit unterschiedlichen klinischen Diagnosen (gesund, periimplantäre Mukositis oder Periimplantitis) untersucht [Barootchi et al., 2022]. Der US-Farbfluss konnte die periimplantäre Durchblutung messen und die US-Messungen stimmten mit den klinischen Diagnosen überein. Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass die funktionelle Sonografie (Gewebeperfusion und Blutflussschwankungen) zur Differenzierung des oralen, weichgewebigen Entzündungsgrades angewendet werden kann. Diskussion Die intraorale Sonografie ist eine frei von Röntgenstrahlung arbeitende, nicht-invasive, in Echtzeit und „chairside“ anzuwendende Technik, die in der zahnärztlichen Diagnostik ein vielversprechendes Potenzial aufweist. Sie ermöglicht an Zähnen und an Implantaten eine verlässliche Darstellung der Dicke und der Höhe von Weichgewebe sowie der krestalen Knochendicke, des Knochenniveaus und der Knochendefekte. Ein bedeutender Vorteil von US-Aufnahmen besteht darin, dass beim Vorhandensein von Metallen, zum Beispiel bei Implantaten und Kronen, keine störenden Artefakte auftreten und dennoch eine hohe räumliche Auflösung und ein hoher Bildkontrast erzielt werden können [Siqueira et al., 2021]. Neben der anatomischen Darstellung wird auch die funktionelle Bildgebung zur Beurteilung der Gewebedurchblutung mittels Farbfluss (traditionell Farb-Doppler genannt) intensiv untersucht. In klinischen Studien konnte die Sonografie zur Differenzierung parodontaler und periimplantärer Erkrankungen erfolgreich angewendet werden. Trotz der vielen Vorteile der US-Anwendung in der täglichen Diagnostik müssen die Nachteile benannt werden: Die Bildqualität hängt stark von den technischen Fähigkeiten des Behandlers ab und erfordert eine gute Anlagerung des Koppelmediums zwischen Sondenkopf und zu untersuchender Oberfläche. Die Sonde sollte möglichst parallel zur Längsachse des Zahns/Implantats platziert werden, um Verzerrungen zu vermeiden und ein maßstabsgetreues Bild zu erhalten. In einigen Fällen verhindern anatomische Hindernisse wie etwa ein hoher Mundboden eine angemessene Sondenausrichtung. Die Visualisierung von tiefen infraossären Defekten mit dicken bukkalen Knochenwänden und mehrwandigen Knochentaschen ist aufgrund der erschwerten Sondenausrichtung nicht immer zuverlässig. Bei der Beurteilung von Weichgewebe und vom krestalen Knochenniveau schränken das Ausmaß und die Schwere des krestalen Knochenverlusts die Aussagekraft der US-Bildgebung ein, so dass ein fortgeschrittener Knochenverlust (> 6 mm) weniger genau ist als ein geringerer Knochenverlust. US-Aufnahmen können nur einen fokussierten Bereich im Querschnittsbild darstellen, eine Gesamtdarstellung aller Zähne und Implantate wie in einer Panoramaschichtaufnahme ist daher zeitaufwendig. Einige dieser Nachteile werden durch die rasante technische Weiterentwicklung der US-Technologie in der Zukunft verzm114 Nr. 20, 16.10.2024, (1690) Abb. 9: Differenzierung des periimplantären Entzündungsgrades: funktionelle Blutflussbildgebung des gesunden periimplantären Weichgewebes (a), bei periimplantärer Mukositis (b) und bei Periimplantitis (c): Die Farbgebung visualisiert die Geschwindigkeit, mit der das Blut relativ zum Schallkopf fließt, wobei Rot den Blutfluss in Richtung des Schallkopfes und Blau den Blutfluss in die entgegengesetzte Richtung anzeigt. Die Farbintensität und -ausdehnung innerhalb des gesunden periimplantären Weichgewebes ist im Vergleich zur periimplantären Mukositis und zur Periimplantitis geringer. Fotos: Oliver Kripfgans a c b

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