Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 20

POLITIK | 43 wahrscheinlich aufgrund des höheren Personalbedarfs. Besonders kritisch und besorgniserregend ist nach Angaben der KZBV das Ergebnis, dass das fehlende Fachpersonal schon jetzt zu konkreten Einschränkungen im Praxisalltag führt. Bereits die Hälfte der Zahnarztpraxen konnte Tätigkeiten teilweise nicht mehr an Mitarbeitende abgeben. Rund 43 Prozent mussten sogar bereits das Behandlungsangebot reduzieren, was fatale Folgen für die Patientenversorgunghat. Dementsprechend pessimistisch sind auch die Aussichten der betroffenen Praxen: Ein beängstigend hoher Anteil von 80 Prozent der befragten Zahnärztinnen und Zahnärzte stimmt der Aussage zu, dass der Fachkräftemangel in Zukunft den Erfolg der eigenen Praxis beeinträchtigen wird. Durchweg beklagen die Praxen laut der Umfrage die mangelnde Verfügbarkeit von geeignetem Fachpersonal auf dem Arbeitsmarkt. Besonders bei Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA), Zahnmedizinischen Fachassistenzen (ZMF) und Zahnmedizinischen Verwaltungsassistenzen (ZMV) scheint der Arbeitsmarkt leergefegt: Hier berichten 96 Prozent der Zahnärztinnen und Zahnärzte von einer schlechten oder sogar sehr schlechten Verfügbarkeit. Aber auch bei Zahntechnikerinnen und Zahntechnikern sowie bei sonstigem Personal wird die Personalsuche als schwierig eingeschätzt. Auf eine offene Stelle gibt es im Durchschnitt lediglich 3,5 Bewerbungen, von denen der Großteil (2,6) nicht dem Anforderungsprofil entspricht. Die Personalsuche ist enorm zeitaufwendig Die Gründe liegen hier vor allem bei mangelnden theoretischen (45 Prozent) und praktischen Fachkenntnissen (54 Prozent), aber auch bei fehlenden Sprachkenntnissen (48 Prozent) und anderen nicht-fachlichen Aspekten (64 Prozent). Die Folge ist, dass die Personalsuche unverhältnismäßig viel Zeit in Anspruch nimmt: Wenn eine Stelle besetzt werden konnte, dauerte bei den betroffenen Zahnärztinnen und Zahnärzten die Besetzung durchschnittlich sechs Monate. Jedoch konnten 54 Prozent der Praxen, die in den vergangenen zwei Jahren nichtzahnärztliches Personal gesucht haben, gar nicht erst jede Stelle besetzen. Mittlerweile geht sogar nur noch rund ein Viertel der Praxen davon aus, überhaupt geeignetes Personal zufinden. Sehr erfreulich ist laut Umfrage, dass rund die Hälfte der befragten Zahnärztinnen und Zahnärzte (48 Prozent) selbst ausbilden und damit versuchen, Fachkräfte zu rekrutieren. 83 Prozent der ausbildenden Praxen geben dazu an, dass es ihnen dabei vor allem um die Qualifizierung und die langfristige Bindung des Personals geht. Für 71 Prozent ist es wichtig, dass die Fachkräfte bereits während der Ausbildungszeit als Arbeitskräfte in der Praxis zur Verfügung stehen. Aber auch die gesellschaftliche Verantwortung (53 Prozent), die positive Wirkung auf das Betriebsklima (36 Prozent) und die etablierte Ausbildungsstruktur (33 Prozent) sind relevante Gründe. Der Hauptgrund nicht auszubilden ist dagegen der Mangel an Bewerbern (30 Prozent). zm114 Nr. 20, 16.10.2024, (1709) Wie läuft's mit dem Personal? Beurteilung der allgemeinen Personalsituation Verfügbarkeit von geeignetem Personal auf dem regionalen Arbeitsmarkt Zahnärzte Zahntechniker Sonstiges Personal „Kann ich nicht beurteilen“: Praxis hat nicht nach der entsprechenden Personalgruppe gesucht ZFA, ZMF, ZMV Sehr schlecht 7% 15% 47% 12% 11% 11% 40% 15% 3% 48% 4% 19% 13% 33% 25% 10% Schlecht Neutral Gut Sehr gut Sehr schlecht Schlecht Neutral Gut Sehr gut Personalsituation und Verfügbarkeit auf dem Arbeitsmarkt, Quelle: ZäPP HINTERGRUND ZUR UMFRAGE Aufgrund der Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit (BA), die den Beruf der ZFA bereits im Mai 2023 als Beruf mit erkennbarem Personalmangel auswies, wurde in der Erhebung 2023 zum Zahnärzte-Praxis-Panel (ZäPP) der Fachkräftemangel in Zahnarztpraxen mit einem Sonderfragebogen abgefragt – mit hoher Resonanz: 1.900 Zahnärztinnen und Zahnärzte haben die zusätzlichen Fragen zur Personalsituation beantwortet. In der Engpassanalyse der BA erzielte der Beruf der zahnmedizinischen Fachangestellten für das Berichtsjahr 2023 erneut einen Gesamtwert von 2,8 Punkten und landete damit – mit drei weiteren Fachberufen – unter allen 234 bewerteten Fachberufen auf dem zweiten Platz. Lediglich die relativen Exotenberufe in der regenerativen Energietechnik erreichten einen noch geringfügig höheren Knappheitswert. Dagegen ist die Dimension des Mangels bei den ZFA um ein Vielfaches höher, denn sie zählen zu den beschäftigungsstärksten Fachberufen. Im Gesundheitswesen ist der Fachkräftemangel bei Pflegekräften und zahnmedizinischen Fachangestellten am ausgeprägtesten. Im ärztlichen Bereich bei den medizinischen Fachangestellten hat sich die Situation im Vergleich zum Vorjahr etwas entspannt: Hier fiel der Gesamtwert von 2,5 auf 2,3 Punkte.

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