zm114 Nr. 20, 16.10.2024, (1710) 44 | POLITIK NachAuffassung der KZBV können die Zahnarztpraxen diese Herkulesaufgabe aus eigenen Mitteln nicht stemmen: Erforderlich sind angemessene finanzielle Rahmenbedingungen und Planungssicherheit, die innerhalb der Budgetierung nicht gegeben sind. Nur so haben die inhabergeführten Praxen als Arbeitgeber den nötigen Spielraum, um wettbewerbsfähige Gehälter zu zahlen. Dass die Lohnkosten einer der größten Sorgenfaktoren für Praxisinhaberinnen und -inhaber sind, spiegelt auch die Umfrage wider: Mehr als zwei Drittel der Praxen (69 Prozent) befürchten, dass diese sich in den kommenden zwei Jahren zu einer ernsthaften Belastung entwickeln. Durch die erhebliche Zunahme der regulatorischen Vorgaben wird der Alltag in den zahnärztlichen Praxen mittlerweile in großem Maß von Bürokratielasten und Verwaltungsaufgaben beeinträchtigt. Nicht nur die niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte sind davon betroffen: Auch ihre Praxisteams fühlen sich dadurch belastet, weil der bürokratische Aufwand für sie immer größer wird. Große Teile wertvoller Zeit, die eigentlich der Versorgung der Patientinnen und Patienten zugutekommen sollte, werden durch diese Aufgaben gebunden. Und obendrauf kommen noch die Bürokratielasten Und dies hat ebenfalls direkte negative Auswirkungen auf die Personalsituation in den Praxen: Qualifizierte Arbeitskräfte kehren den Zahnarztpraxen zunehmend den Rücken und verlassen frustriert den ambulanten Bereich oder sogar das gesamte Gesundheitswesen. So scheint es zunächst ein positives Resultat zu sein, dass lediglich 14 Prozent des Praxispersonals älter als 55 Jahre sind. Andererseits ist dies auch ein Warnsignal, dass viel qualifiziertes Fachpersonal den Beruf vorzeitig verlässt und so wertvolle Ressourcen verloren gehen. Laut den Umfrageteilnehmenden bleiben nach einem freiwilligen Weggang nur 49 Prozent der Fachkräfte im System und wechseln in eine andere Praxis oder in ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ). Lediglich sechs Prozent sind regulär in den Ruhestand gegangen. Die ZäPP-Umfrage der KZBV spricht somit eine mehr als deutliche Sprache: Bleiben wichtige politische Weichenstellungen aus, wird die bewährte flächendeckende und wohnortnahe zahnärztliche Versorgung in Deutschland nachhaltig geschädigt. Dennis Guhl, Martin Jäkel, Abteilung Statistik, KZBV ZI-KONGRESS ZUM FACHKRÄFTEMANGEL WIE SIEHT ES BEI DEN ÄRZTINNEN UND APOTHEKERN AUS? Am 18. und 19. September fand in Berlin ein Kongress des Zentralinstituts kassenärztliche Versorgung (Zi) zur Versorgungsforschung statt. Im Fokus standen Strategien, wie dem wachsenden Fachkräftemangel im Gesundheitswesen wirkungsvoll begegnet werden kann. Obwohl in den Praxen flächendeckend medizinische Fachangestellte (MFA) ausgebildet würden, werde dort händeringend nach qualifiziertem nicht-ärztlichem Personal gesucht – immer häufiger ohne Erfolg, wie es auf dem Kongress hieß. Von den aktuell 330.000 bei Niedergelassenen angestellten MFA wechselten demnach immer mehr in den stationären Versorgungsbereich. Der Grund: eine oftmals bessere Vergütung, die die Kliniken aufgrund günstigerer Finanzierungsgrundlagen anbieten können sowie weniger Bürokratie und IT-Dysfunktionalität. Aber auch die Praxisinhaberinnen und -inhaber selbst würden immer mehr zu einer raren Ressource auf dem hart umkämpften Markt der ärztlichen Gesundheitsversorgung, hieß es auf dem Kongress weiter. Maßgebliche Gründe hierfür seien der allmähliche Renteneintritt der geburtenstarken „Baby-Boomer“-Jahrgänge 1955–1969 sowie der ungebrochene Trend zur Teilzeitarbeit. Einige Angaben des Zi aus dem vertragsärztlichen niedergelassenen Bereich: Es zeigt sich eine Verschiebung des Durchschnittsalters der Vertragsärztinnen und -ärzte von 49,8 (2001) auf 54,6 Jahre (2021). Für die nähere Zukunft ist gegenüber den vergangenen Jahren ein höherer Anteil Renteneintritte zu erwarten. Im Jahr 2023 waren 5.082 unbesetzte Sitze in der hausärztlichen Versorgung und 1.078 Sitze für die fachärztliche Versorgung zu verzeichnen. Es kommen zu wenige Medizin-Absolventen nach. Durchschnittlich fehlen pro Jahr für den vom Zi untersuchten Projektionszeitraum 2022 bis 2040 rund 2.500 Nachbesetzungen. Diese fallen in den Jahren 2024 bis 2026 mit jeweils rund 5.000 Personen am höchsten aus. Aufgrund der Altersstruktur der Vertragsärzteschaft ist der Nachbesetzungsbedarf in diesem Sektor, insbesondere kurz- und mittelfristig, besonders hoch. In etlichen Fachgruppen gibt es steigende Beanspruchungen, besonders deutlich bei Kinder- und Jugendpsychiatern sowie bei Psychotherapeuten, aber auch bei Augen-, HNO-, Haut-, Kinder-, Nervenärzten, Urologen und Fachinternisten. Einige Angaben zum Fachkräftemangel in Apotheken (Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände – ABDA): Einer ABDA-Prognose von 2019 zum Ersatz- und Zusatzbedarf in Apotheken fehlen bis 2029 über 10.000 Apothekerinnen und Apotheker. 30 Prozent der Apotheker insgesamt sind 56 Jahre und älter, von den Apothekeninhabern sind es 46,5 Prozent (Stand: 31.12.2023). Apotheker und PTA sind laut der Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit als Engpassberufe ausgewiesen. Engpassindikatoren dabei sind unter anderem die Vakanzzeit, die Arbeitssuchend-Stellen-Relation und die berufsspezifische Arbeitslosenquote. Der Apothekerberuf gehört seit Jahren zu den Mangelberufen und laut BA-Analyse 2023 gehört der/die PTA zum zweiten Mal zu den Mangelberufen.
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