Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 20

46 | GESELLSCHAFT INTERVIEW MIT DR. ANNE HEINZ „Menschen zu berühren – das ist es, was mich antreibt“ Dr. Anne Heinz ist Kinderzahnärztin und hat sich vor drei Jahren mit der Märchenpraxis Dentiland einen Traum erfüllt. Doch sie hat noch einen anderen Traum – denn sie ist auch Musikerin: Zusammen mit ihrem Mann Martin hat sie Songs geschrieben und eine Teilnahme bei „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) geplant. Kurz vor dem Casting verstirbt er nach einem zweijährigen Kampf gegen Krebs. Warum Heinz trotzdem teilgenommen hat und was Musik für sie bedeutet, erzählt sie im Interview. Frau Dr. Heinz, Sie haben vor einigen Jahren eine eigene Praxis eröffnet. Wie verbinden Sie Ihre Leidenschaft für die Musik mit Ihrem Beruf als Kinderzahnärztin und Praxiseigentümerin? Ich habe das große Glück, dass mein Praxis-Team zu meiner zweiten Familie geworden ist. Meine Praxispartnerin Frida stemmt den Großteil der Arbeit und ist eine riesige Unterstützung. Das hat mir den Rücken freigehalten, mich in der letzten Zeit wieder mehr meiner großen Leidenschaft – der Musik – zu widmen. Sie haben einen schweren persönlichen Verlust erlitten, als Ihr Mann an Krebs gestorben ist. Wie hat dieser Verlust Ihr Leben und Ihre Perspektive verändert? Mir ist dadurch bewusster geworden, wie endlich das Leben ist. In einer Zeit, in der wir alle umgeben sind von utopischen Schönheitsidealen habe ich begriffen, was für ein Privileg es ist, zu altern. Der Schmerz um den Verlust meines Mannes ist immer noch sehr präsent. Ich habe aber die Hoffnung, dass mich die Trauer im Nachhinein stärker und resilienter macht. Ich habe mir schon vor Martins Tod professionelle Hilfe geholt – das war auch im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung. Hat Ihnen die Arbeit in Ihrer Praxis und/ oder die Musik geholfen, mit dieser schwierigen Zeit umzugehen? Die Musik hat mich durch diese schwierige Zeit getragen. Ich habe mithilfe der Musik meine Ängste verarbeitet, über die ich zu diesem Zeitpunkt nicht sprechen konnte. Mein Mann hat bis zuletzt die Hoffnung gehabt, dass er den Krebs besiegen könnte. Als mir klar wurde, dass er es nicht schaffen wird, habe ich es ihm nicht gesagt, sondern bis zuletzt seine Hoffnung mitgetragen. Er sollte nicht den Mut verlieren. Für mich aber war es unglaublich schwer, Hoffnung zu geben – und gleichzeitig zu wissen, dass es keine mehr gibt. In der Musik konnte ich meine Trauer, Hilflosigkeit und Verzweiflung kanalisieren. Anfangs hat mich die Arbeit in der Praxis noch abgelenkt, aber als klar wurde, dass es Martin immer schlechter geht und er nur noch wenige Tage oder Wochen zu leben hat, konnte ich mich nicht mehr auf meine Arbeit fokussieren. Ich wollte möglichst viel Zeit mit ihm verbringen, an seiner Seite sein und habe viele Nächte im Krankenhaus verbracht. Das wäre ohne mein Team, meine Praxispartnerin Frida und vor allem ohne meine Freundin Rebecca Otto [die Präsidentin von Dentista] nicht möglich gewesen. Sie hat in Ihrer eigenen Praxis alles stehen und liegen lassen, um mich mit meiner Praxis in der schwersten Zeit zu unterstützen. Ohne sie wäre ich in große Not geraten, denn meine Partnerin konnte selbstverständlich nicht alle meine Behandlungszeiten abfangen. Sie haben ein Lied über Ihren Mann geschrieben. Können Sie uns erzählen, was dieses Lied für Sie bedeutet? Nach seinem Tod habe ich mich zunächst eingegraben. Musik war immer unsere gemeinsame Leidenschaft, das hat uns verbunden. Deshalb habe ich angefangen, meinen Schmerz zu verarbeiten, indem ich einen Song darüber geschrieben habe. Darin geht es aber nicht nur um Verlust, sondern vor allem um Hoffnung und Weitermachen. Wer Martin kennengelernt hat, der weiß, was für ein Optimist und Kämpfer er war. Ich möchte mit meinem Song ausdrücken, was er mir jetzt sagen würde: Es ist okay, um ihn zu weinen, aber vergrab' dich nicht in der Dunkelheit, sondern komm wieder hervor, lache wieder und verliere nicht die Freude und die Lust am Leben. Damit habe ich nicht nur meiDr. Anne Heinz hat die erste CastingRunde bei DSDS geschafft und wird in Kürze im Recall zu sehen sein. Foto: @verso zm114 Nr. 20, 16.10.2024, (1712)

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