66 | PRAXIS zm114 Nr. 20, 16.10.2024, (1732) TIPPS VON PETRA VOLZ „WIR BEHANDELN UNSERE AZUBIS DIREKT WIE ALLE ANDEREN MITARBEITER“ Wichtig finde ich, dem Azubi von Anfang an etwas zuzutrauen, ihm einen Ansprechpartner an die Seite zu stellen und mitlaufen zu lassen für Einblicke in alle Bereiche der Praxis. Bei uns gibt es eine flache Hierarchie. Die Azubis sind somit direkt Mitarbeiter wie andere auch und bekommen das Du angeboten sowie möglichst fixe Arbeitszeiten. Wir schauen uns den jungen Menschen genau an: Wo liegen die Stärken und wo die Schwächen? Wenn sie oder er Organisationstalent am Empfang zeigt oder gut in der Abrechnung ist, warum sollten wir sie dann zu lange im Steri putzen lassen oder im Behandlungszimmer, wenn ihr/ ihm das weniger liegt? Hier sehe ich sonst die Gefahr, dass der Azubi frustriert kündigt. Eine Mitarbeiterin bei uns hat einen Ausbildungsschein erworben und ist die Hauptansprechpartnerin. Sie kontrolliert auch die Berichtshefte. Was in den Berufsschulen läuft beziehungsweise was nicht gut läuft, darauf haben wir als Ausbildungspraxis leider keinen Einfluss. Wir versuchen aber, so gut es geht aufzufangen, wenn etwas auf der Strecke bleibt. Das kann natürlich nicht jeder leisten. Wenn man den Azubi nicht vergraulen will, sollte er nicht immer die „Drecksarbeit“ machen müssen, sondern von Beginn an auch etwas Verantwortung bekommen, um daran zu wachsen. Dazu gehört für uns auch, dass er mal mit an den Stuhl darf, wenn der Chef oder die Chefin behandelt, damit hier den Berührungsängsten entgegengewirkt wird. Vertan ist die Chance auch dann, wenn sich die Führung nicht um die Übernahme kümmert. Ich würde dazu raten, spätestens kurz vor der Abschlussprüfung ins Gespräch zu gehen und eine Übernahme anzubieten, wenn man zufrieden ist. Das gibt dem jungen Menschen eine Perspektive und vielleicht einen Motivationsschub, sich besonders anzustrengen in der Prüfung. Für die Akquise bieten wir Praktika an – auch, wenn uns ein Patient oder eine Patientin berichtet, dass jemand Interesse hat. Es gibt übrigens ein afrikanisches Sprichwort, dass ich ganz treffend finde. Es lautet: Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf. Ich würde sagen, Du brauchst ein ganzes Team, um einen Azubi auszubilden und zu erziehen. TIPPS VON DOMINIK DEMSKI „WIR FORDERN VIEL, FÖRDERN ABER AUCH, WO IMMER WIR KÖNNEN“ Eins sollte klar sein: Die drei Ausbildungsjahre sind mitunter fordernd, auch mal anstrengend und in jedem Fall intensiv. Man verdient relativ wenig und muss viel machen. Aber wir versuchen direkt von Anfang an zu vermitteln, dass sich diese Investition lohnt. Wir starten zum Beispiel mit einem ordentlichen Briefing in die ersten Wochen bei uns. Da lernen die Azubis, wie sie den Patienten gegenüber auftreten und was sie in der Berufsschule erwartet. Diese interne „Intensivwoche“ ist als Vorbereitung nützlich und bricht bei vielen das Eis, weil dabei Unsicherheiten geklärt werden können. Die Zeit dient aber auch einem gegenseitigen Abchecken: Passt der junge Mensch zu uns und der Praxisstruktur und wir zu ihm und seinen Vorstellungen? Manche sind für eine große Struktur gemacht, manche mögen es lieber in einer kleinen Praxis, weil es dort etwas ruhiger zugehen kann. Wir legen großen Wert darauf, dass der Nachwuchs versteht, was er oder sie während der Lehrzeit machen soll und warum. Die Aufgaben erklären wir daher so konkret wie möglich und teilen immer welche zu. Sie sind bei uns also niemals ohne Aufgabe. Und auch die schwierigen sollen bestenfalls ein bisschen Spaß bringen. Wir üben viel und stellen Prüfungssituationen am Phantomkopf nach. Außerdem lasse ich mir regelmäßig einen Report aus der Berufsschule vorlegen. Gibt es Schwachstellen, bieten wir Nachhilfe an und sogar interne Fortbildungen. Wir sitzen auch zusammen und sprechen über Unklarheiten. Bei sehr guten Noten oder auch gelungenen Aufgaben in der Praxis gibt es selbstverständlich auch Lob und Belohnung, wie etwa mal einen halben Tag frei. Toller Einsatz wird honoriert. Praxisinhaberin Dr. Petra Volz von der fotzn´spanglerei in Garmisch und Partenkirchen. Volz hat selbst als ZFA gearbeitet, bevor sie Zahnmedizin studierte. Dominik Demski hat ZFA gelernt und ist inzwischen Ausbildungsleiter bei KU64, einer großen Berliner Zahnarztpraxis mit mehreren Dependancen.
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