Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 20

ZAHNMEDIZIN | 73 fer die OS sitzt, ist eher die Frage von Bedeutung, ob die OS auch am Tage getragen werden soll (dann ist der Unterkiefer vorteilhaft). Wenn die OS nur im Schlaf genutzt wird, dann entscheidet eher die Restbezahnung über den schienentragenden Kiefer. OS zur CMD-Behandlung Zur Behandlung von Schmerzen und Beschwerden im Rahmen einer CMD können folgende Schienentypen eingesetzt werden: Relaxierungsschienen, Reflexschienen und Positionierungsschienen (Tabelle 1). Ergänzend dazu können kurzzeitig (bis zu vier Wochen) auch konfektionierte oder weiche Schienen genutzt werden. Bei lang dauerndem Einsatz sind Schienen mit harter Oberfläche zu bevorzugen [Fricton et al., 2010; Macedo et al., 2007]. Empfehlung 4 Okklusionsschienen sollten bei lang-dauernder Anwendung (über einen Monat) bevorzugt aus hartem Kunststoff erstellt werden und alle Zähne des schienentragenden Kiefers bedecken und alle Antagonisten im Seitenzahnbereich abstützen. Relaxierungsschienen Synonym werden Relaxierungsschienen auch als Stabilisierungs- oder Äquilibrierungsschienen bezeichnet. Allgemein bekannt ist die Ausführungsvariante als sogenannte Michiganschiene. Dieser Schienentyp zeichnet sich durch punktförmige Kontakte im Seitenzahnbereich und eine (Front-)Eckzahnführung bei Exkursionsbewegungen aus [Ash, 2006] (Abbildungen 1 und 2). In den vergangenen Jahren mehrten sich Hinweise, dass deren Wirkung bei einer höheren Gestaltung (Abbildung 3) im Seitenzahnbereich (2 bis 4 mm im Bereich der ersten Molaren) besser ist als bei flacheren Varianten [Bhargava et al., 2023; Bilir und Kurt, 2022]. Wenn flache OS keine ausreichende Wirksamkeit haben, kann eine höhere Bauart den Therapieeffekt verbessern. Relaxierungsschienen werden indikationsbezogen im Schlaf und/oder im Wachzustand getragen. Hierbei ist auf das circadiane Auftreten von Parafunktionen zu achten (Bruxismus mit und ohne Zahnkontakt). Das Tragen im Wachzustand soll im Sinne eines Biofeedbacks das Abtrainieren schädlicher Gewohnheiten unterstützen [Kuzmanovic et al., 2017]. Relaxierungsschienen haben ein gutes Wirkungsprofil in Bezug auf dynamische Parafunktionen (Knirschen). Sie können sowohl bei Myo- als auch bei Arthropathien eingesetzt werden [De Boever et al., 2008; Lakshmi et al., 2016] und weisen ein geringes Nebenwirkungsprofil auf, insbesondere im Vergleich zu allen anderen Schienentypen bei lange andauernder Anwendung (über drei Monate) [Fricton et al., 2010]. Reflexschienen Auch eine Reflexschiene sollte im schienentragenden Kiefer alle Zähne bedecken. Im Gegensatz zur vorgenannten Relaxierungsschiene zeichnet sich eine Reflexschiene dadurch aus, dass im antagonistischen Kiefer nur einzelne Zähne Kontakt zur Schiene haben (Abbildungen 4 und 5). Diese sollten parodontal stabil, nicht verblockt und vital sein. Somit können Reflexschienen eher nicht eingesetzt werden, wenn antagonistisch Prothesenzähne, verblockte Zähne, gelockerte oder erkrankte Zähne druckaufnehmend wären. Die Wirkung einer Reflexschiene beruht auf dem Hemmreflex, der bei kurzzeitiger (Über-)Belastung von parodontalen Fasern entsteht, wie es zum Beispiel beim Aufbiss auf einen Olivenkern vorkommt [Stapelmann und Türp, 2008]. Wie bei der Relaxierungsschiene soll das parafunktionelle Muster reduziert werden. Besonders geeignet zm114 Nr. 20, 16.10.2024, (1739) Abb. 1: Relaxierungsschiene im Unterkiefer Foto: Ingrid Peroz Abb. 2: Relaxierungsschiene im Oberkiefer Foto: Bruno Imhoff

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