Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 20

ZAHNMEDIZIN | 75 fer wird durch Rampen, tiefe Einbisse oder sonstige Führungselemente in eine vorab im Artikulator (oder durch ein intraorales Registrat) eingestellte Position manipuliert. Empfehlung 17 Die Positionierung des Unterkiefers bei CMD-Patienten soll nicht allein anhand bildgebender oder instrumenteller, metrisch begründeter „Idealpositionen“ festgelegt werden. Die Positionierung erfolgt vorrangig anhand klinischer Erfordernisse. Primäres Ziel ist bei diesem Schienentyp eine Reduktion von arthrogenen Schmerzen und (bei eingeschränkter Unterkiefermobilität) eine Verbesserung der Beweglichkeit des Unterkiefers. Hierzu liegen vielfältige Studien vor, wenige jedoch für den Einsatz dieser Schienen bei rein myogenen Beschwerden. In diesen Fällen wird die Anwendung von Relaxierungsschienen empfohlen, da diese ein geringeres Potenzial an Nebenwirkungen haben. Wenn sich ein ausreichender Therapieeffekt eingestellt hat, so kann ein Ausschleichen (meint: Tragen nur noch während des Schlafens) versucht werden. Empfehlung 14 Repositionsschienen können zur Behandlung von Arthralgien (zum Beispiel Synovitis, symptomatische Kondylenpositionsänderungen), intermittierender Kieferklemme und zur Entlastung der Gelenkstrukturen eingesetzt werden. Die Tragedauer sollte nach Möglichkeit bis zu 24 Stunden / Tag betragen. Die Indikation für Repositionsschienen sollte aufgrund möglicher Nebenwirkungen (insbesondere posterior offener Biss) streng gestellt werden. Bei lange andauerndem Gebrauch bildet sich oftmals eine seitliche Nonokklusion aus. Wird eine Repositionsschiene länger als sechs Monate dauerhaft getragen, so besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass nachfolgend eine umfangreiche prothetische Versorgung notwendig ist, um die Kaufähigkeit zu rehabilitieren [Pihut et al., 2018]. Daher ist der Zeitraum, in dem eine solche Schiene dauerhaft getragen wird, auf das Notwendige zu begrenzen. Zusätzlich ist vor dem Einsatz einer Repositionsschiene der Patient über dieses Risiko aufzuklären. Aus gutachterlicher Sicht empfiehlt das Autorenteam, dies gut zu dokumentieren. Eine Sonderform der Positionierungsschienen ist die Distraktionsschiene. Hierbei erfolgt durch das Einlegen von Platzhalterfolien ins Kondylengehäuse des Artikulators im Herstellungsprozess eine gezielte Verlagerung des Unterkiefers nach kaudal. Ansonsten ist die Gestaltung ähnlich einer Michiganschiene mit dem Unterschied, dass die Einbisse im Seitenzahnbereich muldenförmig gestaltet sind. Zur Sicherstellung des Therapieerfolgs ist zusätzlich zum Tragen einer Distraktionsschiene das mehrfach tägliche Absolvieren eines Übungsprogramms sinnvoll. Da diese Schienen ganztags getragen werden sollen, werden sie für den Unterkiefer gefertigt. Bedingung für die Wirksamkeit ist ein stabiles Widerlager im Bereich der oberen zweiten Molaren [Ottl und Lauer, 2003]. Bimaxilläre Schienen können ebenfalls eingesetzt werden, um den DiskusKondylus-Komplex in der Nacht zu stabilisieren. Insbesondere wenn morgens wiederkehrend eine Kieferklemme besteht. Das notwendige Ausmaß der Protrusion kann im Rahmen der Kieferrelationsbestimmung klinisch ermittelt werden (knackfreie protrudierte Stellung des Unterkiefers) [Guo et al., 2021]. Pivotierungsschienen sollten nicht mehr eingesetzt werden. Sonstige Schienentypen Für kurzzeitige Anwendungen und zur Soforthilfe können konfektionierzm114 Nr. 20, 16.10.2024, (1741) Abb. 7: Linienförmige Spuren als Zeichen für dynamische Parafunktion (Knirschen) Foto: Bruno Imhoff Abb. 8: Schneeweiße punktförmige Spuren als Zeichen für statische Parafunktion (Pressen) Foto: Bruno Imhoff

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