zm114 Nr. 21, 01.11.2024, (1780) 18 | ZAHNMEDIZIN US-STUDIE ZUR BESEITIGUNG DES PARODONTITIS-SCHLÜSSELERREGERS Schmalspektrum-Antibiotikum gegen Fusobacterium gefunden US-Wissenschaftler haben ein Antibiotikum gefunden, dass gezielt Fusobacterium nucleatum abtötet, ohne das orale oder gastrointestinale Mikrobiom zu schädigen. Die Beseitigung des ParodontitisSchlüsselerregers sei eine wichtige Strategie zur Bekämpfung der Krankheit, erklärt Dr. Alpdogan Kantarci, der für die American Dental Association (ADA) die Studie leitete. „Mit der Zunahme Antibiotika-resistenter Superbugs stellt die Möglichkeit, den gefährlichen Erreger mit einem Schmalspektrum-Antibiotikum gezielt abtöten zu können, einen signifikanten Paradigmenwechsel dar.“ Aktuelle Behandlungen für Parodontalerkrankungen konzentrierten sich darauf, ihr Fortschreiten zu verlangsamen. Die Studie, die von „Flightpath Biosciences Inc." finanziert und im Journal of Oral Microbiology veröffentlicht wurde, fand heraus, dass Hygromycin A (FP-100) wirksam war, Fusobacterium nucleatum sowohl in vitro als auch in einem Mausmodell auszurotten. Das Potenzial reicht über den Mund hinaus „Die Ergebnisse waren so klar: Mit FP-100 können wir Fusobacterium nucleatum aus der Mundhöhle entfernen, die Gewebezerstörung umkehren und das Fortschreiten der Krankheit verhindern, ohne das nützliche Mikrobiom zu schädigen“, führt Kantarci aus. Dabei reiche das Potenzial für FP-100 über den Mund hinaus, denn Fusobacterium nucleatum wird mit gesundheitlichen Problemen wie Darmkrebs, Frühgeburten und Alzheimer in Verbindung gebracht. Das gegen Fusobacterium so erfolgreiche Antibiotikum war ein Zufallsfund. Es wurde von Forschenden auf der Suche nach Behandlungen gegen Borrelia burgdorferi gefunden – das Bakterium, das Lyme-Borreliose verursacht. Wie ein trojanisches Pferd, das unentdeckt im Körper reist „Fusobacterium ist ein heimtückischer Erreger“, sagt Kantarci. „Studien zeigen, dass es von der Mundhöhle zu anderen Orten gelangen kann, wo es andere Krankheiten verursacht. Wir haben kürzlich eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass Fusobacterium wie ein trojanisches Pferd in menschliche Zellen gelangen und unentdeckt zu anderen Körperteilen reisen kann." Darum sei die Beseitigung der Bakterien in der Mundhöhle auch eine systemische Prävention. DasADA-Institut„Forsyth„und„Flightpath Biosciences“ haben eine Kooperationsvereinbarung zur Untersuchung von Therapien zur Bekämpfung von Parodontitis abgeschlossen und eine gemeinsame Patentanmeldung für FP100 eingereicht. Sie planen, das Potenzial des Antibiotikums in klinischen Studien weiter zu erforschen und seine Anwendung auf andere Erkrankungen auszuweiten, die durch Fusobacterium nucleatum verursacht werden. FP-100 befindet sich derzeit in einer klinischen Phase-I-Studie, um seine Sicherheit und Verträglichkeit bei Menschen zu untersuchen. mg Die Studie: Yakar, N., Unlu, O., Cen, L. et al.: Targeted elimination of Fusobacterium nucleatum alleviates periodontitis. Journal of Oral Microbiology, 16(1). https://doi. org/10.1080/20002297.2024.2388900 Da Fusobacterium nucleatum auch mit Darmkrebs, Frühgeburten und Alzheimer assoziiert ist, stellt die gezielte Ausschaltung des Bakteriums in der Mundhöhle eine systemische Präventionsmaßnahme dar, argumentieren die Forschenden. Foto: Dr_Microbe - stock.adobe.com
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